Nach seinem Abitur 1984 in Berlin begann Schlemme seine künstlerische Ausbildung, indem er zwei Jahre in der Radierwerkstatt seines Vaters Michael Schlemme lernte und arbeitete, der mit dem Kupferstich das älteste Tiefdruckverfahren anwendet[1] und etliche Werke gedruckt und ausgestellt hat.[2][3][4][5]
Danach studierte Schlemme zwei Jahre Visuelle Kommunikation an der Hochschule der Künste Berlin, unter anderem bei Joachim Dunkel und Jürgen Spohn. 1997 wurde Schlemme Meisterschüler bei Volker Stelzmann, in dessen Fachklasse er seit 1989 Freie Malerei studiert hatte. Außerdem studierte er Bildhauerei bei Yoshimi Hashimoto.
Er lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin.
Stil
Ein ins Mystische gesteigerter Bildeindruck bei Schlemmes Werken ergibt sich dadurch, dass er naturalistische Bildfolgen mit grellbunten Neonfarben verfremdet. Bis zur Unschärfe verzerrte grelle Markenzeichen werden vom Unterbewusstsein wie „Reliquien“ wahrgenommen und dekodiert. Schlemmes Bilder sind von erstaunlicher Qualität und Sorgfalt gemalt und angelegt. Symbolisch aufgeladen ist auch sein Zyklus „Hände“, bei dem eleganten Finger provokant mit dem Ehering spielen oder behutsam nach einer Perle greifen. Sie stehen im Kontext europäischer Kunstgeschichte und sind für Schlemme untrennbar mit seiner künstlerischen Entwicklung verbunden.[8]
Schlemme liebt das Spiel mit den Gegensätzen. So wird Dunkel zu Hell und starre Formen lösen sich auf und geraten ins Fließen. Die Inhalte werden umgekehrt, um freie Interpretationen und Gedanken zu ermöglichen. Er wählt Farben, die starke Leuchtkraft besitzen und die Szenen in geheimnisvolles Licht tauchen, vertauscht Farben und nutzt gezielte Beleuchtung. Manches wirkt wie eine Röntgenaufnahme. Er fertigt zuerst Fotografien an, die er am Computer verfremdet -- sie werden dann zur Vorlage für die Malerei. Motive sind Alltagssituationen, die auf seinen Bildern eine andere, gegensätzliche Wirkung erhalten und durch das Spiel mit der Vertauschung manchmal in einen fremdartigen Kontext gesetzt sind. Eine Kühlschranktür kann ein Fußballplatz werden. Es gibt auch Darstellungen, die an fließendes Metall, Zellteilungen und den Lauf eines Flusses erinnern. Schlemme regt den Betrachter zu eigenen Gedanken an, die Wahrnehmung des Betrachters wird hinterfragt. Auch dafür nutzt Schlemme die visuellen Bildeffekte der Medienwelt. Dinge des banalen Alltags erhalten so eine seltsame Entrücktheit und eine hohe Aussagekraft.[9]
In Schlemmes Spiel mit der Wahrnehmung wirken seine farbsatten Ölbilder auch wie Architekturstudien. Die Linien leiten den Blick des Betrachters, begrenzen und öffnen Räume, aber sind zugleich auch Achsen, an denen sich Innen und Außen verwirrend spiegeln.[10] Aber auch seine abstrakt-geometrischen Bleistiftzeichnungen können die Augen täuschen.[11] In seinen Werken setzt er sich auch immer wieder mit der Wahrnehmung des Raumes und der Objekte in ihm auseinander.[12]
Schlemme malt auch Montagen von Internetwerbung, eigene Fotografien und Extrakte aus Katalogen. Die ästhetische Erscheinung dieser Bilder nutzt er, um Verbindungen zwischen ihnen herzustellen. Seine Malerei reflektiert die kulturelle Bedeutung von Werbung und seiner Symbolik und zeigt ihre ikonographische Bedeutung für den Menschen auf.[13]
2009 „Deutsche Figurative Malerei“, „Die Galerie“, Seoul/Korea (u. a. mit Gerhard Richter, Georg Baselitz, Jörg Immendorff, Markus Lüpertz, A. R. Penck und Salomé (Künstler)|Salomé)
2010 Art Paris
2010 nicht von hier. orth für aktuelle kunst, Offenbach[6]
Malerei und Zeichnung 1994–1998 / FD Schlemme, Katalog zur Ausstellung in der Galerie am Chamissoplatz 1998. Einführung von Herwig Roggemann, Galerie am Chamissoplatz, Berlin 1998.
Thomas Spahn (Hrsg.): Handmade / FD Schlemme. Katalog, FD Verlag, Hamburg 2005, ISBN 3-00-016035-3.
go shopping / FD Schlemme. Katalog zur Ausstellung 2003, Galerie Tedden, Düsseldorf 2003.
Peter Tedden (Hrsg.): Ambiente / FD Schlemme. Katalog zur Ausstellung, Galerie Tedden, Düsseldorf 2007.
Friedrich Daniel Schlemme: Das Abenteuer bewahren. In: Rosemarie Donhuijsen, Konrad Donhuijsen (Hrsg.): Joachim Dunkel: Dunkel’s Geheimnis – Texte zu Leben und Werk. Arenhövel, Berlin 2010, ISBN 978-3-922912-70-5.
Literatur
Martin Schick (Hrsg.): Shopping. Mit Texten von Axel Hacke und Andreas Rosenfelder, Galerie der Stadt Backnang 2004, ISBN 3-9808028-7-6.
↑H. Rudolph et al.: Handverlesen. Die Tradition des Büchermachens in kleinen Berliner Verlagen und Werkstätten. Berlin: Kunstamt Kreuzberg 1988, ISBN 7-7277-2737-7
↑Alexander Dückers, Angela Schönberger, Stiftung Preussischer Kulturbesitz, Nationalgalerie Berlin: Druckgraphik. Verlag Staatliche Museen Preussischer Kulturbesitz, Berlin 1981, ISBN 3-88609-047-7
↑Staatsgalerie Stuttgart. Graphische Sammlung, Renate Hauff: Radierungen im 20. Jahrhundert: Sammlung Günther und Renate Hauff, Thieme, Stuttgart 1987, ISBN 3-13-707801-6
↑Carl Vogel: Zeitgenössische Graphische Folgen. Der weite Blick. Eine Ausstellung in Prora bei Binz auf Rügen. Aus der Sammlung Vogel C. & C. Hamburg. Herausgegeben vom Landkreis Rügen, Salon Verlag, Köln 1998, ISBN 3-89770-006-9
↑Deutsche Bank: Deutsche Bank – Die Künstler. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. Juni 2018; abgerufen am 13. Februar 2018.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/art.db.com
↑Humphrey Keenlyside, Catherine Shearn (Hrsg.): Passing the Flame. Linklaters History. 175 years. London 2013
↑ abcdFriedrich-Daniel Schlemme. In: kunstaspekte.de. (kunstaspekte.art [abgerufen am 13. Februar 2018]).
↑Miguel Bruno Gama Borja: Bela Biennal of European and Latin American Contemporary Art. Museu Historico National -- Galeria Scenarium, Rio de Janeiro 2015
↑Malerei und Zeichnung 1994–1998 / FD Schlemme, Katalog anläßlich der Ausstellung in der Galerie am Chamissoplatz 1998. Einführung von Herwig Roggemann. Galerie am Chamissoplatz, Berlin 1998
↑Die Weltkunst, Band 75, Ausgaben 7–9, Verlag "Kunst und Technik", 2005