1375 wird die Kirche erstmals urkundlich erwähnt.[1] In Küsten besteht seit dem Mittelalter bereits mit Meuchefitz zusammen ein gemeinsames Pfarramt. Die Kirche steht da bereits am Eingang zum Rundling, während das Pfarrhaus noch im Rundling ist. Die Pfarrstelle ist zur Versorgung des Pastors mit einer Vollhufe ausgestattet. 1528 wird in der Region die Reformation umgesetzt.[2] Im Lüneburger Pfründenregister von 1534 ist für Küsten als erster evangelischer Pastor Jürgen Pegelow vermerkt. 1548 baut die Gemeinde ein neues Pfarrhaus neben der Kirche am Eingang zum Rundling. Der Pfarrer zieht damit aus dem Rundling an die Stelle, wo heute das Gemeindehaus steht. In den Jahren vor 1639 brennen Kirche und Pfarrhaus ab; die Pfarrstelle ist während des Dreißigjährigen Krieges meistens verwaist und wird bis 1651 vom Pfarramt Zebelin versehen. 1851 fällt die Glocke im Turm herunter. Bereits im Jahr darauf wird in Linden von der GlockengießereiFriedrich Dreyer eine neue Glocke gegossen. Die heutige Kirche ersetzt 1865 eine baufällige Feldsteinkirche mit Holzturm.[3] Der Neubau wird vom hannoverschen König Georg V. finanziert. 1968 erhält die Kirche an Stelle des Harmoniums eine Orgel.
Der Innenraum der Friedenskirche wurde 1998 nach einem Entwurf des Künstlers Jürgen Goertz renoviert. Die Kirche beteiligt sich an den Initiativen „Verlässlich geöffnete Kirche“[4][5] und „Radwegekirche“[6]. Sie ist in den Monaten von April bis Oktober täglich geöffnet.
Architektur und Ausstattung
Die Friedenskirche ist eine einschiffige neugotische Backsteinkirche mit halbrunder Apsis. Mehrere Veränderungen wurden innen und außen vorgenommen, wobei die Kirche von fast allen neugotischen Stilelementen befreit wurde. Die Turmuhr ist nur aufgemalt.[7] Die Glocke läutet dreimal am Tag zum Gebetsläuten.[8] Die Innenausstattung stammt größtenteils von dem Künstler Jürgen Goertz, der in Küsten aufwuchs.
Chorraum
Im Mittelpunkt des Chorraum steht das bleiverglaste regenbogenfarbene Kreuz auf dem Altar.
Das Ensemble für den Chorraum enthält drei Elemente: den Altar, die Kanzel und einen Sockel für das Taufbecken bzw. eine Vase. Alle Teile bestehen aus Metall: der Altar aus Bronze, die Kanzel und der Sockel aus gebürstetem Aluminium, das Taufbecken und die Vase aus patinierter Bronze.[9]
Im Zentrum steht der Altar, an dessen Vorderseite sich ein auf dunkelblauem Rund nach unten blickendes Christusbildnis befindet. Das Brot links vom Kreuz ist in Eisen gegossen. Zwölf Scheiben sind angeschnitten. Der umgedrehte Kelch aus Bronze dient als Kerzenständer.
Blickpunkt ist das Kreuz aus bleiverglastem Buntglas. Farben und Form verbinden den Regenbogen (als Zeichen für den ersten Bund Gottes mit den Menschen) und das Kreuz (als Zeichen für den neuen Bund). Die Form des Kreuzes stimmt mit den vier außen an der Kirche eingelassenen gelben Steinkreuzen überein.[10] Über dem Kreuz schwebt eine kreisrunde vergoldete Scheibe, in der die Umrisse des Christuskopfes unten am Altar ausgeschnitten sind.
Die Kanzel mit der Aufschrift „AMEN“ und der Leselampe in Mausform
Die Taufe auf dem Sockel mit der „3“, auf den auch eine Vase gestellt werden kann
Kopf eines betenden Engel über der Sakristeitür
Vergoldete Scheibe mit den Umrissen des Christuskopfes
Die Wände rechts und links im Kirchenschiff zeigen zwei jeweils dreiteilige von Jürgen Goertz gestiftete Reliefzyklen.
Der Reliefzyklus „Auf dem Wege zu Gott“ teilt sich in die drei Themen „Anfang des Lebens“, „Mitte des Lebens“ und „Ende des Lebens“. Das Kind in „Anfang des Lebens“ stellt Eva, die Tochter des Künstlers, dar. Mit dem umschlungenen Paar in der „Mitte des Lebens“ hat sich Jürgen Goertz mit seiner Frau Christa selbst dargestellt. Die im Sterbebett liegende Frau am „Ende des Lebens“ ist seine Mutter.
Die eigens für die Kirche geschaffene auf der rechten Seite befindliche Reihe „Vertreibung aus dem Paradies“ besteht aus den drei Reliefs „Sündenfall“, „Ausrottung“ und „Apokalypse“.
Orgel
Im Jahre 1967 erbaute die Orgelbaufirma Alfred Führer, Wilhelmshaven, eine neue Orgel mit Schleifladen und mechanischer Traktur.
Die klangliche Konzeption basierte auf den Vorstellungen der sogenannten „Orgelbewegung“. Das einmanualige Instrument erhielt ein angehängtes Pedal, mit dem die Manualstimmen auch vom Pedal aus spielbar sind. Ein selbstständiges Pedalregister (Subbaß 16′) fehlt bis heute.
Im Jahr 1793 ersetzte man das baufälliges Pfarrhaus durch ein neues großzügig angelegtes Fachwerkhaus, das im Lauf der Zeit als Pfarrwohnung, Viehstall, Küsterwohnung bzw. Flüchtlingsherberge nach dem Zweiten Weltkrieg dient und heute Gemeindehaus ist. Es ist ein typisches Vierständer-Fachwerkhaus und das zweitälteste Gebäude im Ort.
Seit 1957 gehört die Kirchengemeinde Krummasel zum Pfarramt Küsten. Ein neues Pfarrhaus wird 1962 gebaut. 2002 wird das Pfarramt der Gemeinden Küsten-Meuchefitz-Krummasel mit der Pfarrstelle der Gemeinden Zebelin und Wittfeitzen zusammengelegt. Der Pastor hat seinen Dienstsitz in Küsten.
1986 beginnt in Küsten eine Arbeitsloseninitiative des Kirchenkreises, woraus sich die Jugendwerkstatt Küsten entwickelt, das Pfarrwitwenhaus zu renovieren.[12]
Ein Kinderspielkreis wird 1972 gegründet und hat seine Räume im Gemeindehaus. Der Kinderspielkreis wird 2011 in einen Kindergarten umgewandelt und zieht in das Pfarrwitwenhaus.[13]
Traude Witte: Aus Herrn Pastors Kirchenbuch. Kirchengemeinde Küsten, Küsten 1982.
Ernst-Günther Behn: Das Hannoversche Wendland – Kirchen und Kapellen. Köhring Verlag, Lüchow 2011, ISBN 978-3-926322-50-0.
Kirchengemeinde Küsten: Friedenskirche Küsten. Küsten 2014. (Kirchenführer – kann bei der Kirchengemeinde bezogen werden.)
Doris Schmidtke: Die Kirchen im Kreise Lüchow-Dannenberg. Seite 183–189 in Klaus Poggendorf (Hrsg.): Das Hannoversche Wendland. Landkreis Lüchow-Dannenberg (Selbstverlag), 3. Auflage, Lüchow 1985.