Freut euch des Lebens (Lied)![]() volkstümliche Melodiefassung ( ) ![]() Freut euch des Lebens ist eines der populärsten deutschsprachigen Volkslieder.[1] Den Text schrieb der Schweizer Dichter Johann Martin Usteri (1763–1827) im Jahr 1793, die Melodie im selben Jahr der Schweizer Komponist Hans Georg Nägeli (1773–1836). Seit dem Biedermeier fand das Lied im ganzen deutschen Sprachraum Verbreitung. 1912 wurde es in Preußen als „Pflichtlied“ für das 4. Schuljahr vorgeschrieben.[2] Form und InhaltDer Originaltext ist als Rundgesang gestaltet, dessen Refrain alle gemeinsam („Chor“) und dessen Strophen Einzelne aus der Runde singen. Der Kehrvers „Freut euch des Lebens, weil[3] noch das Lämpchen glüht, pflücket die Rose, eh sie verblüht“ ist eine ausgeführte Paraphrase des Carpe diem: Weil das Leben vergänglich ist wie das Brennen einer Kerze und das Blühen einer Rose, soll der Augenblick fröhlich ergriffen und ausgekostet werden. Es handelt sich um ein frühes Stimmungslied, und die heitere Stimmung der Gruppe und die Freundschaft, die sie verbindet, sind zugleich Thema der Strophen. Dabei klingen auch moralische und religiöse Motive an. Das im Refrain daktylische, in den Strophen jambische Versmaß ist locker und unregelmäßig, die Zeilen von ungleicher Länge reimen nur teilweise. Text (1831)Rundgesang. MelodieNägelis Melodie im schwungvollen Dreiertakt, deren Schwerpunktnoten ganz überwiegend auf den vier Tönen des Tonikaakkords liegen, verbindet sich maßgeschneidert mit dem Text. In der volkstümlichen Version ist sie in wenigen Details vereinfacht.[5] „Die den Regeln zuwiderlaufende Akzentuation der eigentlich unbetonten Silbe bens in Lebens wirkt in ihrer Ausgelassenheit hinreißend; es ist als würfe der Sänger vor Freude die Mütze in die Höhe.“[1] Gioachino Rossini bearbeitete die Melodie zweimal, u. a. in der Ouvertüre zur Oper Semiramide. Bearbeitungen gibt es auch von Antonín Dvořák und Ignaz Moscheles.[1] Paul Graener verwendet die Melodie als Thema des Rondo-Finales seines Konzerts für Flöte und Orchester (op. 116). Die Melodie war ferner Bestandteil des Großen Weckens, eines militärischen Zeremoniells preußischer Tradition. Literarisches ZitatIn Thomas Manns Roman Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull taucht Freut euch des Lebens als Nebenmotiv auf. Felix Krull schreibt am Schluss des ersten Kapitels des ersten Buchs (nach der Charakterisierung seines feierseligen und geschäftlich unsoliden Vaters):
Im großen Speisewagen-Gespräch Krulls – nun als Marquis de Venosta – mit dem Paläozoologen Professor Kuckuck im fünften Kapitel des dritten Buchs äußert Kuckuck:
Worauf Krull-Venosta reagiert:
KlapphornverseDas Lied ist darüber hinaus in einer derben Version als Klapphornverse überliefert. Während der Strophenteil mit einer Vielzahl von Klapphornversen gefüllt ist, weicht der Refrain folgendermaßen ab: „Freut euch des Lebens, Großmutter wird mit der Sense rasiert, alles vergebens, sie war nicht eingeschmiert.“ Diese Version ist teilweise bekannter als die eigentliche Überlieferung, weil dieses Lied in der TV- und Hörspielserie Meister Eder und sein Pumuckl in der Folge Pumuckl und die Musik von Eder und seinen Stammtischbrüdern gesungen wird. SekundärliteraturWaltraud Linder-Beroud. In: Lutz Röhrich und Erika Lindig: Volksdichtung zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Tübingen 1989 (ScriptOralia 9), S. 273–288, und diesselbe, Von der Mündlichkeit zur Schriftlichkeit? Frankfurt/Main 1989, S. 233–248. WeblinksCommons: Freut euch des Lebens – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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