Tunder sollte nach älterer Ansicht in Bannesdorf oder Burg auf Fehmarn geboren sein, nach neueren Erkenntnissen ist jedoch Lübeck sein Geburtsort.[1] Nach Angabe von Johann Mattheson war Tunder ein Schüler von Girolamo Frescobaldi; die heutige Forschung bezweifelt dies jedoch und vermutet eher, dass Tunders Amtsvorgänger Johann Heckelauer Schüler Frescobaldis war. In dessen Nachfolge wirkte Tunder von 1632 bis 1641 in Schloss Gottorf als Hoforganist Friedrichs III.
Danach war er von 1641 bis zu seinem Lebensende als Nachfolger von Peter Hasse Organist, ab 1647 im Nebenamt auch Werkmeister (d. h. Verwaltungsleiter) an der Marienkirche in Lübeck.
Franz Tunder pflegte gute persönliche Kontakte zu Friedrich Stellwagen: Die beiden Familien stellten gegenseitig die Taufpaten für ihre Kinder.[2]
Tunder war der Amtsvorgänger und Schwiegervater des Orgelvirtuosen Dietrich Buxtehude. Er führte in Lübeck die bis heute andauernde Tradition der Abendmusiken ein. Franz Tunder gilt als einer der großen Vertreter der Norddeutschen Orgelschule, so prägte er als einer der ersten den Typus der norddeutschen Toccata. Neben Orgelwerken schuf Tunder geistliche Vokalmusik. Er initiierte die Entwicklung der lutherischen Kirchen-Kantate,[3] und schrieb Motetten und geistliche Arien. Tunders Werk ist größtenteils verschollen. Ungeachtet dessen sind die erhaltenen Werke außergewöhnlich expressiv durch ausgiebigen Dissonanzgebrauch, was das spätere Werk von Buxtehude und Johann Sebastian Bach vorbereitete.
Klaus Beckmann: Die Norddeutsche Schule. Orgelmusik im protestantischen Norddeutschland zwischen 1517 und 1755. Teil II: Blütezeit und Verfall 1620-1755. Mainz: Schott 2009.
↑Georg Karstädt: Tunder, Franz In: Stanley Sadie (Hrsg.): The New Grove Dictionary of Music and Musicians. Reprint in paperback ed. Macmillan Publishers Ltd., London 1995, ISBN 1-56159-174-2, B. 19, S. 253f, hier 253.