Franz SegbersFranz Segbers (* 8. August 1949 in Gelsenkirchen) ist ein deutscher altkatholischer Theologe und Sozialwissenschaftler. WerdegangSegbers studierte katholische Theologie, Erziehungswissenschaften und Sozialwissenschaften an der Universität Münster. Er war bis 1985 Betriebsseelsorger in Frankfurt-Höchst. In dieser Zeit organisierte er die ersten Austauschprogramme zwischen deutschen und brasilianischen Arbeitnehmern und Betriebsräten von multinationalen Konzernen, die anfangs von den Gewerkschaften zum Teil heftig kritisiert wurden.[1] 1985 promovierte er dort zum Tarifvertragsrecht und einer sozialethischen Bewertung von Streik und Aussperrung zum Dr. theol. Aus Protest gegen die Repression gegen die Theologie der Befreiung durch den Vatikan trat Franz Segbers 1986 aus der römisch-katholischen Kirche aus und der alt-katholischen Kirche bei. Nach einer kurzen Zeit als Gemeindepfarrer in Heidelberg wurde er 1988 Dozent für Theologie und Sozialethik an der Evangelischen Sozialakademie Friedewald. 1999 habilitierte er sich am evangelisch-theologischen Fachbereich der Philipps-Universität Marburg zum Thema Die Hausordnung der Tora. Biblische Impulse für eine theologische Wirtschaftsethik. Im Jahre 2004 wurde er dort zum außerplanmäßigen Professor für Sozialethik berufen. Darüber hinaus ist er seit 2002 Referent für Ethik und Sozialpolitik im Diakonischen Werk in Hessen und Nassau. Segbers ist Mitorganisator der Proteste und Massendemonstrationen gegen die Kürzungspolitik des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch im Jahr 2003.[2] Er ist Mitverfasser und Erstunterzeichner des Aufrufs von Wissenschaftlern gegen den „Kahlschlag im Sozialetat“: Hessen muss sozial bleiben.[3] Segbers ist Mitverfasser der Hessischen Sozialcharta, die aus Protest gegen die Sozialkürzungen verfasst und mit knapp 4000 Unterschriften der Hessischen Landesregierung überreicht wurde.[4] Er ist Mitbegründer der Hessischen Sozialforen. In den Jahren 2005/2006 war er Vorsitzender der Liga der Freien Wohlfahrtsverbände in Rheinland-Pfalz. Mit dem DGB-Landesvorsitzenden Stefan Körzell und dem Frankfurter AStA-Vorstandsmitglied Mike Josef war er einer der Klageführer beim Hessischen Staatsgerichtshof zur Abschaffung der Studiengebühren. Seit 2010 ist er Sprecher der Landesarmutskonferenz in Rheinland-Pfalz. Segbers engagiert sich gegen die neoliberale Umformung des Sozialstaates und gehört zu den Mitbegründern des Sanktionsmoratoriums.[5] Segbers engagiert sich im Kampf gegen die neoliberale Globalisierung und arbeitet mit marxistischen Kategorien an einer theologischen Kritik des Kapitalismus als Religion.[6] In diesem Sinne war er am Reformationstag 2008 neben Ulrich Duchrow, Frank Crüsemann, Heino Falcke, Christian Felber, Kuno Füssel, Detlef Hensche, Ton Veerkamp, Karl Georg Zinn u. a. Erstunterzeichner des Aufrufs Frieden mit dem Kapital? Ein Aufruf wider die Anpassung der Evangelischen Kirche an die Macht der Wirtschaft. Der Aufruf protestiert gegen eine als neoliberale verstandene Wendung der EKD, die in der Denkschrift Unternehmerisches Handeln in evangelischer Perspektive (2008) offenkundig wurde. Im Jahre 2008 hatte er eine Gastprofessur am Aglipay Theological Seminary in Urdaneta (Pangasinan) und am St. Paul’s Theological Seminary in Guimaras (Philippinen) inne. Segbers war Koordinator einer Arbeitsgruppe der altkatholischen Kirchen, der Iglesia Filipina Independiente und der Episcopal Church USA zur Frage des Zusammenhangs von Katholizität und Globalisierung.[7] Im Jahr 2013 hielt er auf der 10. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Busan / Südkorea einen Vortrag zum Thema „Katholizität und Globalisierung“. Seine Forschungsschwerpunkte stellen u. a. die Themen „Zukunft der Arbeit“ und „Globalisierung“ vor dem Hintergrund der christlichen Sozialethik dar. Segbers geht davon aus, dass es Vollbeschäftigung im herkömmlichen Sinne nicht mehr geben wird. Er plädiert für eine gerechte Verteilung der Erwerbsarbeit und eine Aufwertung anderer gesellschaftlicher Arbeiten. Die materielle Grundlage dafür solle das bedingungslose Grundeinkommen bilden. Er ist daher ehrenamtlich im wissenschaftlichen Beirat des Netzwerks Grundeinkommen aktiv, der deutschen Organisation im Basic Income Earth Network (BIEN).[8] Franz Segbers war von der Partei Die Linke im Hessischen Landtag nominiert Mitglied der 15. Bundesversammlung am 18. März 2012 zur Wahl des Bundespräsidenten[9] und wurde 2015 in den Sprecherkreis der LAG Linke Christinnen und Christen in Hessen gewählt[10]. 2020 wurde er als Kandidat für den Wahlkreis Singen für die Landtagswahlen Baden-Württemberg 2021 aufgestellt.[11] Schriften
Weblinks
Einzelnachweise
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