Frans Casper Snitger wurde als Enkel von Arp Schnitger und Sohn von Franz Caspar Schnitger, mit dem er gelegentlich verwechselt wird, und Anna Margaretha Debberts (1693–1761) geboren. Am 15. November 1724 wurde er in Alkmaar getauft.[1] Entsprechend niederländischen Konventionen schrieb er sich nicht mehr „Schnitger“. Albertus Antonius Hinsz heiratete am 28. Dezember 1732 in Groningen die Witwe von Franz Caspar Schnitger und wurde zum Stiefvater von Snitger. In dem Maß, wie sich Hinsz’ Gesundheitszustand verschlechterte, übernahm Snitger zunehmend Wartungsarbeiten (ab 1770).[2] Ab 1780 verrichtete er viele Stimmarbeiten und erhielt die entsprechende Vergütung. Jedoch unterzeichnete er nie die Verträge über Neu- oder Umbauten, die sein Schwiegervater abgeschlossen hatte. Bei dessen letztem Neubau in Uithuizermeeden (1780–1785), den Hinsz nicht mehr vollenden konnte, übertrug dieser seinem Meistergesellen Matthijs Hansen Hardorff (1747–1802) und nicht Snitger die Vollendung des Projekts. Nach dem Tod von Hinsz im Jahr 1785 führte Frans Casper Snitger, der mittlerweile über 60 Jahre alt und ledig geblieben war, nicht alleine die Groninger Werkstatt fort. Er ging mit Heinrich Hermann Freytag, mit dem er mehrere Jahre in der Werkstatt von Hinsz zusammengearbeitet hatte, unter dem Namen „Snitger & Freytag“ eine partnerschaftliche Kooperative ein.[3] Ab 1788 trat Snitger fast ausschließlich mit Stimmarbeiten und als Empfänger der Wartungskosten in Erscheinung. Als er 1799 starb, übernahm Freytag die alleinige Leitung der Orgelbauwerkstatt und führte den Orgelbau in den nördlichen Niederlanden zu einer neuen Blüte. Die älteren Neubauten von Snitger & Freytag sind klanglich und optisch noch ganz von Arp Schnitger geprägt. Hingegen ist die äußere Gestalt der späteren Instrumente zunehmend vom Klassizismus beeinflusst.
Snitger wurde wie seine Eltern und Großeltern im lutherischen Glauben erzogen und besuchte die Lutherische Kirche in Groningen, wo er seit 1784 eine Gruft besaß. Jährlich mietete er für zwei Gulden und zehn Stuiver einen Sitzplatz in der Kirche, ebenso wie Hinsz, dessen Platz jährlich drei Gulden kostete. Es ist bezeichnend, dass nicht Snitger, sondern Freytag 1785 als neuer Eigentümer der Orgelwerkstatt einen Monat nach dem Tod von Hinsz dessen Sitzplatz übernahm. Snitger wohnte bis zu seinem Tod in der Harderingestraat in Groningen, unmittelbar neben der Lutherischen Kirche und der Werkstatt von Hinsz. Seine Wohnung gehörte der Lutherischen Kirche. Dort wurde er am 18. November 1799 in seiner Gruft beigesetzt. Die Orgel in Bellingwolde ist das letzte Instrument eines Mitglieds der Orgelbauerfamilie S(ch)nitger.[3]
Werkliste
Folgende Arbeiten von Snitger & Freytag sind noch weitgehend erhalten. In der fünften Spalte zeigt ein großes „P“ ein selbstständiges Pedal, kleines „p“ ein angehängtes Pedal an.
Umbau der Orgel (1662) auf neuer Empore mit neuen Windladen, Trakturen und Klaviaturen; übernommen wurden 11 Register und ein Großteil des Gehäuses; Ausbau durch 4 zusätzliche Töne im Bass und 2 im Diskant in allen Registern; 3 Register von 1792 erhalten
Neubau im Stil des Louis-seize als Ersatz für die alte Orgel von Andreas de Mare (1578); 1853 und 1884 kleinere Umdisponierungen durch Petrus van Oeckelen, ansonsten weitgehend original erhalten
Neubau; bis auf zwei rekonstruierte Register original erhalten
Literatur
Richard Kassel: The Organ. An Encyclopedia. Hrsg.: Douglas E. Bush, Richard Kassel. Routledge, New York, London 2006, ISBN 0-415-94174-1, S.254–255 (online).
Gustav Fock: Arp Schnitger und seine Schule. Ein Beitrag zur Geschichte des Orgelbaues im Nord- und Ostseeküstengebiet. Bärenreiter, Kassel 1974, ISBN 3-7618-0261-7.
Koos Tiggelaar, Albert Valstar: Freytag & Snitger in compagnie: een introductie tot het werk van Heinrich Hermann Freytag en diens compagnon Frans Caspar Schnitger junior, „afsluiters“ van de 18de eeuwse Gronings-Hamburgse orgelmakersschool. Kerkvoogdij Hervormde Gemeente Oostwold, Oostwold 1990.
L.B. Smit: Frans Casper Snitger & Heinrich Hermann Freijtag en de (Noord-) Nederlandse markt voor kerkorgels rond 1800. RuG, Groningen 2003.
↑Gustav Fock: Arp Schnitger und seine Schule. Ein Beitrag zur Geschichte des Orgelbaues im Nord- und Ostseeküstengebiet. Bärenreiter, Kassel 1974, ISBN 3-7618-0261-7, S.247.
↑Richard Kassel: The Organ. An Encyclopedia. Hrsg.: Douglas E. Bush, Richard Kassel. Routledge, New York, London 2006, ISBN 0-415-94174-1, S.254–255 (online).
↑Gustav Fock: Arp Schnitger und seine Schule. Ein Beitrag zur Geschichte des Orgelbaues im Nord- und Ostseeküstengebiet. Bärenreiter, Kassel 1974, ISBN 3-7618-0261-7, S.224.