Frank UrbaniokFrank Wolfgang Johannes Urbaniok (* 16. Oktober 1962 in Köln) ist ein deutsch-schweizerischer forensischer Psychiater. Er war von 1997 bis 2018 Chefarzt des Psychiatrisch-Psychologischen Dienstes des Kantons Zürich. Berufliche EntwicklungFrank Urbaniok wuchs in einer Arbeiterfamilie auf,[1] studierte Medizin erst in Münster, dann in Düsseldorf und schloss im Jahr 1989 mit dem Staatsexamen ab. Er war Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung. Von 1989 bis 1995 war er in der Rheinischen Landesklinik Langenfeld in Nordrhein-Westfalen tätig. 1990 promovierte er in Münster, und 1993 erlangte er den Facharzttitel für Psychiatrie und Psychotherapie. Von 1992 bis 1995 war er am Aufbau einer Modellstation für die Behandlung von persönlichkeitsgestörten Sexualstraftätern (Langenfelder Modell) beteiligt und prägte den Begriff des „deliktorientierten Arbeitens“ mit. 1995 zog er nach Zürich, wo er 1997 Chefarzt des Psychiatrisch-Psychologischen Dienstes (PPD) im Amt für Justizvollzug des Kantons Zürich wurde.[2] 2007 wurde er an der Universität Zürich habilitiert. Im Oktober 2010 wurde er zum Honorarprofessor der Universität Konstanz ernannt.[3] Das Evaluations-System FOTRESUrbaniok ist als Psychotherapeut, Gutachter und Supervisor tätig, sein Arbeitsschwerpunkt sind Sexual- und Gewaltstraftaten. Er entwickelte mit dem FOTRES (Forensisch Operationalisiertes Therapie- und Risiko-Evaluations-System) ein eigenes Instrument für Risikobeurteilungen bei Straftätern, das mittlerweile in verschiedenen Ländern zum Einsatz kommt. Das Evaluations-System FOTRES wird in Fachkreisen auch kritisiert. Besonders prägnant äußert sich Mario Gmür, der in der NZZ im Jahr 2009 schreibt: „Ein solcher Kriterienapparat ist allenfalls als Orientierungshilfe und Gedächtnisstütze bei der Einschätzung der Rückfallgefahr nützlich und legitim, jedoch keinesfalls für die abschliessende Einzelfallbeurteilung. Dass die Warnung vor solcher Vermessenheit in der Prognosebeurteilung nicht unbegründet ist, zeigt zum Beispiel die von Urbaniok suggerierte fast hundertprozentige Treffsicherheit moderner Prognoseinstrumente für Hochrisikotäter.“[4] Öffentliche WahrnehmungUrbaniok kommt häufig, vor allem in den Medien der Schweiz, zu Wort. Unter anderem setzt er sich für eine verstärkte Berücksichtigung präventiver Aspekte in der Rechtsprechung ein und sprach sich in diesem Zusammenhang für eine gesetzliche Verankerung eines Präventionsprinzips aus.[5] In der öffentlichen Wahrnehmung wird er öfters als Hardliner bezeichnet, welcher Straftäter auch dann lebenslänglich verwahrt sehen will, wenn diese ihre Haftstrafe bereits verbüßt haben.[6] Vor allem von Vertretern der nationalkonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP) wurde ihm wiederholt vorgehalten, er stelle in seiner Arbeit die Täter und nicht das Opfer in den Mittelpunkt.[7] Im Februar 2012 wurde in einem Artikel der Zeitung Der Sonntag berichtet, Urbaniok erziele durch eine eigene Firma, die unter anderem das von ihm entwickelte Prognoseinstrument FOTRES vertreibe, jährliche Gewinne von etwa 35.000 Franken. In diesem Zusammenhang wurde ihm vorgehalten, dass seine Arbeit als Chefarzt des PPD Zürich durch diese unternehmerische Tätigkeit möglicherweise beeinflusst werde und dass hierdurch auch seine Unabhängigkeit gefährdet sein könne.[8] Das Amt für Justizvollzug des Kantons Zürich erklärte hierzu, Urbanioks Nebentätigkeiten seien unbedenklich, solange sie transparent seien.[9] Späteres LebenAufgrund seiner Bauchspeicheldrüsenkrebs-Erkrankung zog Urbaniok sich 2016 aus der Öffentlichkeit zurück und trat per Ende Juli 2018, nach 21 Jahren, von seinem Amt als Chefarzt des Psychiatrisch-Psychologischen Dienstes des Kantons Zürich zurück.[10][11] Heute ist er in kleinerem Pensum als selbständiger Gutachter und Supervisor tätig. Urbaniok ist deutsch-schweizerischer Doppelbürger.[12] Schriften (Auswahl)
Dokumentation; Podcast
Weblinks
Einzelnachweise
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