Folinsäure verfügt über zwei Stereozentren, es existieren daher insgesamt vier Isomere. Die meisten Fertigarzneimittel enthalten ein Diastereomerengemisch der Folinsäure. Eingesetzt werden das Calcium-Salz (Calciumfolinat)[5], dessen Hydrat (Calciumfolinat-Pentahydrat)[6] sowie das Dinatriumsalz (Natriumfolinat).[7]
Mittlerweile sind aber auch Präparate mit der reinen, biologisch aktiven Form, dem L-(−)-Isomer mit der Bezeichnung Levofolinsäure, verfügbar.[8] Auch hier wird das Calciumsalz eingesetzt.[9]
Pharmakologische Wirkung und Anwendungsgebiete
Kombinationstherapie mit 5-Fluoruracil
Folinsäure wird in synergistischer Kombination mit dem Zytostatikum5-Fluoruracil (5-FU) in der Chemotherapie zur Behandlung von Dickdarmkrebs und anderen Tumoren verwendet. Folinsäure bindet an das Enzym Thymidilat-Synthase und führt dadurch zur Erniedrigung der intrazellulären Thymidilat-Konzentration, wodurch die zytostatische Wirkung von 5-FU verstärkt wird.
„Leukovorin-Rescue“ bei Therapie mit hochdosiertem Methotrexat
Folinsäure wird als Antidot bei Therapien mit Methotrexat (MTX) eingesetzt. Methotrexat wirkt als Folsäure-Antagonist und hemmt kompetitiv und reversibel das EnzymDihydrofolat-Reduktase (DHFR). Bei hochdosierter Methotrexat-Gabe muss eine sogenannte „Leukovorin-Rescue“ erfolgen, d. h. die Wirkung des Methotrexats muss durch regelmäßige Gabe von Leukovorin antagonisiert werden, da sonst eine schwere Knochenmark- und Schleimhauttoxizität (Mukositis) auftritt. In der Praxis wird dabei meist so verfahren, dass Methotrexat als Infusion über ca. 4 Stunden verabreicht wird und man nach 24 Stunden nach der Infusion mit der Leukovorin-Rescue beginnt (alle 6 Stunden eine Infusion mit Leukovorin), solange bis der Methotrexat-Spiegel eine kritische Grenze unterschritten hat (< 0,1 µM).
Antidot gegen Trimetrexat, Trimethoprim und Pyrimethamin
Ähnlich wie in der Therapie mit hochdosiertem Methotrexat ist Folinsäure auch als Antidot bei der Hochdosistherapie mit den Folsäure-Antagonisten Trimetrexat, Trimethoprim und Pyrimethamin indiziert.
Behandlung von Folsäuremangelzuständen
Wenn ein Vitamin-B12-Mangelzustand differentialdiagnostisch ausgeschlossen wurde, kann Folinsäure in niedriger Dosierung (maximal 15 mg pro Tag) zur Behandlung von Folsäuremangelzuständen angewendet werden.
Es wird auch zur Behandlung von zerebralem Folatmangel eingesetzt.
Einzelnachweise
↑ abcEintrag zu Folinsäure. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 2. Juli 2019.
↑The Merck Index: An Encyclopedia of Chemicals, Drugs, and Biologicals, 14. Auflage (Merck & Co., Inc.), Whitehouse Station, NJ, USA, 2006; S. 723, ISBN 978-0-911910-00-1.
↑The Merck Index. An Encyclopaedia of Chemicals, Drugs and Biologicals. 9. Auflage, 1976, ISBN 0-911910-26-3, S. 544.
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