Flora DanicaFlora Danica (lat. „Dänische Pflanzenwelt“) ist der Name eines 1753 von Georg Christian Oeder begonnenen botanischen Tafelwerks, dessen Fertigstellung bis 1883 dauerte. Darauf basierend entstand bis 1802 das gleichnamige Porzellanservice von Königlich Kopenhagen. VorgeschichteSchon 1648 war ein Buch dieses Namens publiziert worden. Der Botaniker und Leibarzt Christians IV. Simon Pauli hatte auf Anordnung seines Königs darin nach Art eines Herbariums die in Dänemark heimischen Heilkräuter und medizinisch wirksamen Pflanzen beschrieben. TafelwerkAls ein Produkt der Aufklärung sollte 100 Jahre später ein enzyklopädischer botanischer Atlas nun die gesamte Flora des dänischen Staates im 18. Jahrhundert, also der Königreiche Dänemark und Norwegen (mit Island), der Herzogtümer Schleswig und Holstein sowie der Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst, auf Tafeln im Folio-Format zeigen. EntstehungsgeschichteDas Projekt wurde 1753 von Georg Christian Oeder, dem königlichen Professor und Direktor des Botanischen Gartens in Kopenhagen, begonnen. 1761 erschien das erste Heft, ebenso eine Werbeschrift in drei Fassungen (Dänisch, Deutsch und Latein) mit einem Probedruck der Tafel 1, die die Moltebeere (Rubus chamaemorus L.) zeigte. Die Wahl dieser Pflanze zeigte, dass es dem Herausgeber und seinem königlichen Geldgeber bei der Ausgabe des Tafelwerks auch um die wirtschaftliche und medizinische Nutzbarkeit der dargestellten Pflanzen ging.[1] Bis zu Oeders Versetzung nach Oldenburg 1771 erschienen zehn Hefte mit insgesamt 600 Tafeln, die von dem Nürnberger Kupferstecher Michael Rößler (1705–1777) und seinem Sohn Martin (1727–1782) als Zeichner gestaltet wurden. Beide siedelten zu diesem Zwecke 1755 bis an ihr Lebensende nach Kopenhagen um, wo Michael Rößler Hofkupferstecher wurde.[2] Ihre Illustrationen gelten nicht nur als die besten der Flora Danica, sondern auch als maßstabgebend in der Geschichte der Botanik.[3] Spätere Illustratoren waren Christian F. Mueller (1748–1814), der Bruder des Herausgebers Otto Friedrich Müller, für die Hefte 12–21, sowie Johann Theodor Bayer (1782–1873), der für die Hefte 22–46 etwa 1500 Kupferstiche schuf. Oeder schrieb zwischen 1764 und 1766 eine zweibändige Einleitung: Elementa botanicae. 1769 veröffentlichte er einen Namensschlüssel (Nomenclator), der neben den gebräuchlichen Namen auf Französisch, Englisch, Deutsch, Schwedisch und Dänisch auch eine Vernetzung mit dem Linnéschen System bot. Die geplanten weiteren Kommentarbände wurden jedoch nie fertig. Nach Oeders Weggang wurde Otto Friedrich Müller mit der Herausgabe des Werks betraut. Zu den späteren Herausgebern gehörten Martin Vahl und Jens Wilken Hornemann. Insgesamt gab es sechs Herausgeber unter fünf aufeinander folgenden dänischen Königen. Das Tafelwerk wurde erst 122 Jahre nach Erscheinen des ersten Heftes im Jahr 1883 vollendet. Die vollständige Ausgabe umfasst 51 Faszikeln und drei Anhangshefte in 18 Bänden. Sie enthält insgesamt 366 Seiten Text und 3.240 Kupferstiche.[4] AusgabenDas Werk erschien bis zum 15. Band (1861) in drei parallelen Ausgaben: Dänisch, Deutsch und Latein, die Bände 16 und 17 erschienen nur noch auf Dänisch und Latein[5]. Jeder Band enthält 3 Faszikel mit je 60 Tafeln. Die Faszikeln wurden dem Besteller ungebunden geliefert; er konnte sie sich nach seinen Bedürfnissen zusammenstellen: systematisch (jedes Heft enthielt niedere bis höhere Pflanzen) oder geographisch.[6] Das Werk konnte in zwei Varianten bezogen werden: einer einfachen mit unkolorierten Tafeln oder einer, in denen die Kupferstiche handkoloriert waren. Es existieren mehrere Nachdrucke früher Hefte.[7]
Mit den territorialen Veränderungen des Königreiches variiert auch das wissenschaftliche Sammlungsgebiet der jeweils neu erschienenen Bände. Zugehörig:
Neuauflagen des Nomenclator und Indices erschienen 1827 (J.W. Hornemann) und 1887 (Joh. Lange). Porzellan1790 bestellte der dänische Kronprinz und spätere König Friedrich VI. ein Speiseservice mit den Motiven der Flora Danica bei der Königlichen Porzellanmanufaktur Kopenhagen. Das Service sollte ein Geschenk für die russische Zarin Katharina die Große werden. Ihr Tod im Jahre 1796 verhinderte jedoch die Auslieferung. Friedrich erhielt das Service Ende 1802; es wurde am 29. Januar 1803 erstmals für sein Geburtstagsbankett benutzt. Die Herstellung des Service wurde für die als Porzellanmaler tätigen Künstler wie den aus Nürnberg stammenden Maler Johann Christoph Bayer (1738–1812) und seinen Sohn Johann Theodor (1782–1873) zur Lebensaufgabe. Von den ursprünglich 1802 Einzelteilen sind noch etwa 1500 erhalten, von denen die meisten noch heute bei Staatsbanketten im Schloss Christiansborg verwendet werden. Teile sind in den Schlössern Rosenborg und Amalienborg ausgestellt. Es wird bis heute von Königlich Kopenhagen hergestellt und im Handel vertrieben. Als 1863 Prinzessin Alexandra, die Tochter von Christian IX., den Prince of Wales und späteren britischen König Eduard VII. heiratete, erhielt sie vom dänischen Volk eine Neuauflage des Services als Hochzeitsgeschenk. Dieses Service, das in manchem vom Original abwich, befindet sich heute in der königlichen Sammlung in Windsor Castle. Diese Auflage rief besonderes Interesse hervor, so dass sich die Porzellanmanufaktur entschloss, das Muster in ihren Katalog aufzunehmen. Zuletzt erhielt Prinzessin Mary von Dänemark 2004 zur Hochzeit mit dem Kronprinzen und Thronfolger Frederik von Dänemark ein komplettes Service als Volksgabe, das ebenfalls – nach einem eigenhändigen Entwurf von Königin Margrethe II. – in der Gestaltung modifiziert ist. Flora Danica gilt heute als eines der teuersten und exklusivsten Porzellandekore.[8] Das Gesamtwerk Flora Danica wurde 2006 in den Kulturkanon des dänischen Kulturministeriums aufgenommen. LiteraturZum Tafelwerk
Zum Porzellan
WeblinksCommons: Flora Danica – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Anmerkungen
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