Fieseler F 1 Tigerschwalbe
Die Fieseler F 1 „Tigerschwalbe“ ist ein Sport- und Kunstflugzeug, das als Raab-Katzenstein RK 26 bei der Raab-Katzenstein-Flugzeugwerke GmbH als Auftragsentwicklung für Gerhard Fieseler entwickelt wurde und später im Fieseler Segelflugzeugbau modifiziert wurde. In Schweden entstand bei ASJA ein Lizenzbau unter der Bezeichnung ASJA Sk10. EntwicklungNachdem Gerhard Fieseler 1927 die Raab-Katzensteine-Werke verlassen und seine Kapitalbeteiligung am Unternehmen reduziert hatte, blieben nicht unerhebliche finanzielle Forderungen Fieselers gegenüber dem Unternehmen offen. Um eine endgültige Trennung herbei zu führen, einigten sich Fieseler und Raab auf die Entwicklung und den Bau eines Kunstflug-Flugzeugs bei Raab-Katzenstein nach den Vorgaben Fieselers, das nach Fertigstellung in den Besitz Fieselers zur Abgeltung seiner offenen Forderungen übergehen sollte[1][2]. Raab-Katzenstein RK 26Die Entwicklung bei Raab-Katzenstein unter der Typenbezeichnung Raab-Katzenstein RK26 Tigerschwalbe begann im Herbst 1928. Fieseler formulierte anhand seiner Erfahrungen im Kunstflug die notwendigen Kunstflugeigenschaften für den Entwurf, die Paul Hall und Richard Bauer in einem modifizierten RaKa Kl.1-Entwurf einarbeiteten. Im Wesentlichen entsprach der RK26-Entwurf einer strukturell verstärkten RaKa Kl.1 mit größerer Tragfläche und einer mehr als doppelt so starken Motorisierung mit einem 220 PS Amstrong Lynx-Motor. Infolge des Leistungsüberschusses verfügte die RaKa RK26 über die dreifache Steigleistung der Kl.1 und konnte eine Gipfelhöhe von 7500 m erreichen.[3][4] Der Erstflug des Prototyps mit der Werknummer (WNr.) 91 fand Anfang April 1929 in Waldau durch Kurt Katzenstein statt. Bei einem Erprobungsflug durch Gerhard Fieseler und Richard Bauer kam es am 6. April 1929 zu einer Bruchlandung, bei der die Maschine weitgehend zerstört wurde. Mit WNr. 103 entstand bis Ende Mai ein zweiter Prototyp, der am 25. Mai 1929 von Antonius Raab erstmals geflogen wurde und im Juni 1929 als D-1616 auf Gerhard Fieseler zugelassen wurde. Danach entstanden bei Raab-Katzenstein mit WNr. 104 und WNr. 105 noch zwei weitere RK26 als Werksmaschinen der Raab-Katzenstein-Werke. Zwar wurde die Aufnahme einer Serienfertigung der RK26 bei Raab-Katzenstein erwogen, allerdings fehlten dem in wirtschaftlichen Problemen befindlichen Unternehmen hierzu Ende 1929 bereits die Mittel.[3] Antonius Raab entwickelte den RK26-Entwurf in den 30er Jahren in Riga bei der Raab Flugzeugbau Gesellschaft mit der Raab Tigerschwalbe II-V weiter. Schwedischer Lizenzbau ASJA Sk 10Antonius Raab bemühte sich bereits 1929 um den Verkauf von Nachbaurechten der RK26 an andere Unternehmen. In Schweden war die schwedische Luftwaffe an der RK26 als Ausbildungsflugzeug für die Fortgeschrittenenschulung interessiert. Nachdem Anatole Gobiet und die Stadt Krefeld nach der Insolvenz der Rheinischen Luftfahrt-Industrie GmbH im Dezember 1930 die Rechte an den Konstruktionen des Unternehmens eingeklagt hatten, führte Anatole Gobiet die Verhandlungen mit dem schwedischen Luftfahrthersteller AB Svenska Järnvägsverkstädernas Aeroplanavdelning (ASJA) weiter. Die RLI-Werksmaschine, WNr. 104 wurde Anfang 1931 zu Testzwecken an ASJA verkauft und in Schweden als SE-ACO bzw. SE-ADK zugelassen. Im Februar 1932 erteilte die schwedische Luftwaffe an ASJA den Auftrag zur Überarbeitung des RK26-Entwurfs entsprechend der Richtlinien der schwedischen Luftwaffe für Ausbildungsflugzeuge der Klasse II., sowie den Bau von zwei Prototypen. Hierzu erwarb ASJA von Gobiet die Entwicklungs- und Nachbaurechte der RK26 für Skandinavien und das Baltikum. Unter der Bezeichnung ASJA Sk10 entstand bei ASJA ein überarbeiteter Entwurf der RK26 mit einem 260 PS Walter Castor-Motor und verstärktem Leitwerk, Tragflügel und Leitwerk. Außerdem wurde eine Doppelsteuerung vorgesehen. Die beiden Prototypen standen im Sommer 1932 im ASJA-Werk in Linköping zum Erstflug bereit. Bereits am 27. September 1932 erfolgte die Auslieferung der ersten Sk10 an die schwedische Luftwaffe. Im Oktober 1932 erfolgte die Bestellung von 23 weiteren ASJA Sk10 Flugzeugen. Sie wurden bis Mai 1934 ausgeliefert und blieben in Schweden bis in die 40er Jahre bei der Luftwaffe im Einsatz.[5] Fieseler F1 TigerschwalbeGerhard Fieseler übernahm 1930 den Kegel Flugzeugbau Kassel, aus dem 1931 der Fieseler Flugzeugbau Kassel entstand. Im Vorfeld der Kunstflugmeisterschaft 1930 rüstete Gerhard Fieseler in diesem Betrieb seine RK26, D-1616 im Frühjahr 1930 auf den stärkeren 260 PS Walter Castor-Motor um. Seit 1931 verwendete Fieseler für seine modifizierte RK26 mit Castor-Motor die Bezeichnung Fieseler F1 Tigerschwalbe. Ein Serien- oder Neubau einer RK26/F1 fand bei Fieseler nicht statt. Auf Basis der Fieseler F1 Tigerschwalbe entstand im Fieseler Flugzeugbau 1931 die erste eigene Flugzeugentwicklung F2 Tiger, die Fieseler mit seinen Konstrukteuren Arnold und Schüttkowski aus der F1 ableitete. Die F2 Tiger war die einzige Doppeldecker-Entwicklung von Gerhard Fieseler. Sie bleib ein Einzelstück. Fieseler flog die Raab-Katzenstein RK26 / Fieseler F1 D-1616 noch bis 1932 und ersetzte diese durch die dann fertiggestellte Fieseler F2. Liesel Bach übernahm die D-1616 im Juli 1935 und flog diese bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Nutzung und ErfolgeDie RK26, D-1616 von Gerhard Fieseler und die RK26, D-1655 des Aero Express in Leipzig kamen ab 1929 umfangreich bei Kunstflugwettbewerben und anderen Luftfahrtveranstaltungen in Deutschland zum Einsatz. Ihre Erfolge wurde in fast allen deutschen Tageszeitungen dokumentiert:
Die D-1655 ging 1933 an den DLV. Sie wurde 1936 angestellt. Die D-1616 verkauft Fieseler 1935 an Liesel Bach, die das Flugzeug bis 1938 flog und dann an den NSFK abgab. Die dritte nach Schweden exportierte RK26, ex D-1818 wurde nach Abschluss der Erprobung durch die schwedische Luftwaffe 1934 von ASJA an schwedische Sportflieger verkauft. Sie war 1940 kurzzeitig im finnischen Winterkrieg gegen die Sowjetunion und ging im März 1943 in Bromma durch einen Unfall verloren. Sie war neben einigen wenigen in Schweden gebauten Sk10 die letzte noch im Einsatz befindliche RK26 aus Kasseler Produktion.[3] KonstruktionDie RaKa RK26 war ein freitragender Doppeldecker mit hoher Strukturfestigkeit und starker Motorisierung durch einen 220 PS leistenden Armstrong-Siddeley-Lynx-Motor, der mehr als doppelt so stark war, wie der Siemens Sh12-Motor der Kl.1. Das Flugzeug wurde in Gemischtbauweise ausgeführt; der Rumpf wurde weitgehend von der Kl.1 übernommen und bestand aus einer geschweißten Stahlrohrkonstruktion mit Stoffbespannung. Die Tragfläche in Holzbauweise mit Stoffbespannung wurde gegenüber der Kl.1 in der Flügeltiefe um 20 % vergrößert. In dem Flugzeug waren zwei offene Sitze hintereinander angeordnet, wobei der Pilot die Maschine vom hinteren Sitz flog. Das Tanksystem bestand aus drei Tanks mit 130 Litern in den Tragflächen für den Reiseflug und einem 80-Liter-Tank im Rumpf, der für Kunstflüge aktiviert wurde.[21] Technische Daten
(1) in Fieseler F1 Tigerschwalbe 240 PS Walter Castor Erhaltene ExemplareDie einzige noch existierende RK 26, eine schwedische SK 10, ist im schwedischen Luftwaffenmuseum in Linköping ausgestellt. Hierbei handelt es sich um die bei ASJA gebaute WNr. 20, die im Januar 1934 bei der schwedischen Luftwaffe in Dienst gestellt wurde. Sie wird als „101“ der Luftflotille F1 in Hässlö ausgestellt, bei der sie seit 1942 im Einsatz war. Sie blieb nach ihrer Außerdienststellung 1944 als Ausbildungsflugzeug für den technischen Betrieb der schwedischen Luftwaffe erhalten und kam als letzte erhaltene Sk10 in den 50er Jahren ins schwedische Luftwaffenmuseum nach Malmstätt.[3] Literatur
WeblinksCommons: Fieseler F 1 Tigerschwalbe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
|