Favre-Leuba
Favre-Leuba ist ein Schweizer Hersteller von Armbanduhren mit Hauptsitz in Solothurn. Der Grundstein der Marke, die bezüglich technischen Entwicklungen, Uhrendesign und Distribution zu den Pionieren der Schweizer Uhrenindustrie gehört, wurde 1737 von Abraham Favre in Le Locle gelegt. Mit der Präsentation der neuen Kollektion mit den beiden Linien Raider und Chief markierte Favre-Leuba 2016 die Rückkehr in die Uhrenindustrie.[1] GeschichteAm 13. März 1737 wurde Abraham Favre erstmals in einem offiziellen Dokument als Uhrmacher mit eigener Werkstatt im schweizerischen Le Locle erwähnt. Sein Sohn, der ebenfalls den Namen Abraham trug, führte den Betrieb in zweiter Generation weiter. Zusammen mit seinen beiden Söhnen Frédéric und Henry-Louis gründete er 1792 das Unternehmen A. Favre & Fils. Von Beginn an konzentrierte sich Abraham Favre darauf, die in seinen Uhren verwendete Technik, ihre Funktionstüchtigkeit bei unterschiedlichen Temperaturen sowie die eingesetzten Materialien laufend zu verbessern, um dadurch immer zuverlässigere und präzisere Zeitmesser zu fertigen. Henry-Auguste, Frédéric Favres Sohn und damit die vierte Generation der Familie, arbeitete ab 1815 mit dem Uhrenhandel von Auguste Leuba aus Buttes im Val de Travers zusammen. Der Patron reiste um die Welt, von Deutschland nach Russland, über Kuba nach New York bis nach Brasilien und Chile, um die Vertriebsmöglichkeiten zu erweitern. Fritz Favre, der 1855 Adele-Fanny Leuba ehelichte, führte diesen Weg fort. An nationalen und internationalen Ausstellungen – wie der Universal Exhibition in London 1851 oder der New York Fair 1853 – gewann er Auszeichnungen für die Zeitmesser aus den eigenen Ateliers. 1865 und 1867 bereiste er auch Indien und lancierte als erster Schweizer Uhrenhersteller seine Marke auf dem Subkontinent, der sich schnell zu einem wichtigen Absatzmarkt für Favre-Leuba entwickeln sollte. Seine Kinder – bereits die sechste Generation im Unternehmen – bauten die Marke weiter aus, die insbesondere in Europa schwierige Zeiten durchzustehen hatte. Um 1925 fertigte Favre-Leuba Eindrücker-Chronographen. 1955 wurde das eigene Manufakturwerk FL101 entwickelt und zwei Jahre später folgten die Automatikkaliber FL103 und FL104. Die Jahre 1960 bis 1968 waren für Favre-Leuba sehr erfolgreich: Das extra flache Kaliber FL251 von 1962 verfügte über zwei Federhäuser, eine Zentralsekunde sowie eine Gangreserve von 50 Stunden. 1962 präsentierte die Marke mit der Bivouac die erste mechanische Uhr mit Aneroidbarometer zur Höhen- und Luftdruckmessung. Dieser Zeitmesser begleitete unter anderem Paul-Émile Victor bei seiner Antarktis-Expedition, während der Genfer Bergführer Michel Vaucher und der italienische Alpinist Walter Bonatti ihn bei der Besteigung der Grandes Jorasses benutzten. 1963 kam mit der Deep Blue eine der ersten Taucheruhren auf den Markt. Diese war bis zu einer Tiefe von 200 m wasserdicht. Das gleiche Team konstruierte 1968 auch die berühmte Bathy, die erste mechanische Uhr, die nicht nur die Tauchzeit, sondern dank eines Druck- bzw. Tiefenmessers auch die aktuelle Tauchtiefe anzeigte. 1968 ergänzte Favre-Leuba ihre bahnbrechenden Doppelfederhauswerke mit einem automatischen Aufzug – damit gehörte die Marke zu den ersten überhaupt, welche diese Kombination in Serie einsetzen. Erhältlich waren die neuen Werke sowohl mit als auch ohne Kalenderfunktion. Florian A. Favre und Eric A. Favre, Söhne von Henry A. Favre, führten zusammen mit Frédéric A. Favre, Enkel von Fritz Auguste Favre, als achte Generation die Produktion weiter. Die Einführung günstiger Quarzwerke 1969 stürzte die Schweizer Uhrenindustrie jedoch in eine schwere Krise, die auch Favre-Leuba vor große Probleme stellte. In der Folge verkaufte die Familie das Unternehmen, das daraufhin mehrmals den Besitzer wechselte, darunter die Benedom SA sowie LVMH. Am 16. November 2011 übernahm die Titan Company Limited, eine Tochtergesellschaft der indischen Tata-Gruppe, die Traditionsmarke Favre-Leuba und verlegte deren Hauptsitz nach Zug. Der indische Konzern Tata, zu dem Favre-Leuba gehört, drehte den Geldhahn zu. Firmenchef Roten wehrte sich dagegen.[2] Das zuletzt gemeldete Aktienkapital (5. September 2022) betrug CHF 20.218.970 (vollständig liberiert). Meilensteine
Einzelnachweise
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