Seit 2012 lebt Aydemir in Berlin und arbeitete bis 2023 als Redakteurin bei der Tageszeitung taz,[2] wo sie sich mit den Themen Popkultur, Literatur und der Türkei beschäftigte.
Sie war Mitbegründerin des zweisprachigen Webportals taz.gazete (2017–2020), als Reaktion auf die staatlichen Repressionen gegen die Pressefreiheit in der Türkei.[3]
Seit 2023 ist sie Kolumnistin der europäischen Ausgabe des Guardian.[4]
Ihr 2017 erschienener DebütromanEllbogen[6], der von einer Gewalteskalation in einer U-Bahn-Station handelt, spaltete die Kritik. Rezensent Philipp Bovermann schätzt in der Süddeutschen Zeitung Aydemirs klare Sprache und empfindet das Buch als zwei Tritte in den Magen: „Einer für die misogyne türkische Gesellschaft. Und einer für die Verlogenheit der ach so liberalen Deutschen.“[7]Andrea Diener von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung dagegen hätte sich differenziertere Beobachtungen der deutsch-türkischen Protagonistin Hazal gewünscht: „Die Autorin legt nicht besonders großen Wert darauf, dass uns diese Hazal im Laufe des Buches sympathisch wird, und so entgleitet sie dem Leser“.[8]
Aydemirs 2022 erschienener zweiter Roman Dschinns lobte die Literaturkritikerin Meike Feßmann als „ein Wunderwerk an Präzision und Einfühlung.“[9] In der ZEIT kritisierte Iris Radisch dagegen, das Buch sei in einem „stereotypen, politaktivistischen Jargon“ geschrieben; „Literatur, auch überzeugende engagierte Literatur, die immer einen Sinn für die Form und die gesellschaftliche Dialektik hat, klingt anders“.[10]
Gemeinsam mit Hengameh Yaghoobifarah gab sie den Essayband Eure Heimat ist unser Albtraum[11] heraus. Das Buch versammelt Texte von 14 Autoren, die sich mit Rassismus und Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft befassen und sich kritisch mit dem Heimatbegriff auseinandersetzen.
Adaptionen in Theater und Film
Am 18. Januar 2020 feierte ihr Roman Ellbogen unter der Regie von Selen Kara am Nationaltheater Mannheim Premiere[12] und auch Dschinns erlebte in einer Bühnenfassung unter gleicher Regie am 8. Juli 2022 seine deutsche Uraufführung am NTM.[13] Am Maxim Gorki Theater in Berlin feierte Dschinns unter der Regie von Nurkan Erpulat am 17. Februar 2023 seine Premiere.[14] Die Bühnenrechte für Dschinns und sechs weitere Romane auf der Longlist 2022 des Deutschen Buchpreises hatte sich der Rowohlt Theater Verlag gesichert.[15]
Im Auftrag des Schauspiel Essen verfasste sie ihr erstes Theaterstück Doktormutter Faust, welches in der Regie von Selen Kara im September 2023 uraufgeführt wurde.[16]
2024 erschien die Romanverfilmung Ellbogen (86 min.) von Regisseurin Aslı Özarslan. Sie hatte auf den Berliner Internationalen Filmfestspielen Berlinale im Februar 2024 ihre Weltpremiere.[18]
↑Susanne Lenz: Roman „Ellbogen“: Wut, wie sie einem in der Literatur lange nicht begegnet ist. In: Berliner Zeitung. (berliner-zeitung.de [abgerufen am 2. April 2017]).
↑GNM press office: The Guardian launches new Europe edition alongside global marketing campaign. In: The Guardian. 20. September 2023, ISSN0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 26. September 2023]).
↑Harald Staun: Neues Literaturmagazin „Delfi“ beschwört Kraft des gedruckten Wortes. In: FAZ.NET. 1. September 2023, ISSN0174-4909 (faz.net [abgerufen am 12. November 2023]).
↑Philipp Bovermann: Diese Wut gehört ihr. In: sueddeutsche.de. ISSN0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 2. April 2017]).
↑Andrea Diener: Roman „Ellbogen“: Ihr zügelloser Hass. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 26. März 2017, ISSN0174-4909 (faz.net [abgerufen am 2. April 2017]).
↑Iris Radisch: „Verficktes Land“ – Fatma Aydemir hat sich an einem Migrationsroman versucht. Ihre Ansichten sind ehrenwert, die literarische Qualität ist bedrückend. In: DIE ZEIT - Feuilleton. No. 9, 24. Februar 2022 (zeit.de).
↑Eure Heimat ist unser Albtraum - Hardcover. (ullstein.de [abgerufen am 12. November 2023]).