Das Label wurde 1985 von Michael Girke,[1]Achim Knorr, Andreas Henning,[2]Bernd Begemann und Die-Sterne-Sänger Frank Spilker[3] sowie Tontechniker Frank Werner[4] in Herford gegründet. Jochen Distelmeyer und Bernadette La Hengst[5] folgten 1987 als fester Bestandteil von Fast Weltweit.[6] Der Aktionskreis der einzelnen Bands war über den gesamten norddeutschen Raum verteilt, so wohnten die Mitglieder in Berlin, Hamburg, Köln und Bielefeld. Das Tonstudio, die „Klangforschung“, hatte seinen Sitz in Bad Salzuflen.
Die Heimatorte der Bandleader lagen in Ostwestfalen und Lippe. Sie hatten sich zum Teil über eine gemeinsame Schulzeit, über Kontakte in der lokalen Musikszene und über die Arbeit im Tonstudio kennengelernt.[7][8] Bernd Begemann deutet den Namen Fast Weltweit als ironisches Spiel mit dem eigenen Status als „Provinz-Loser“; das Label entstand laut Frank Werner aus dem „Bedürfnis, zusammen ein eigenes Sprachrohr zu bilden“ und besser wahrgenommen zu werden.[9]
Auf Fast Weltweit wurden nur wenige Singles und Kassettensampler veröffentlicht. Es wurden viele Demoaufnahmen produziert, darunter Aufnahmen von Jochen Distelmeyers Band Bienenjäger unter Mitarbeit von Thomas Wenzel und Mirko Breder, sowie die ersten zwei Singles der Sterne. Michael Girke, Michael van den Nieuwendijk und Oliver Mills veröffentlichten 1987 als Berliner Band Jetzt! das Demotape „Liebe in GROSSEN Städten“[10] auf Fast Weltweit. Aus diesen Aufnahmen wurde 1999 der Titel „Kommst Du Mit In Den Alltag“[11] von der Band Blumfeld gecovert. Bernd Begemann veröffentlichte selbst nie auf Fast Weltweit und war bereits 1984 nach Hamburg gezogen, wohin ihm viele der auf den Samplern vertretenen Musiker zwischen 1984 und 1987 folgten.
Der Vertrieb der Aufnahmen von Achim Knorr und Der Fremde erfolgte ab 1990 durch das Label seines Schlagzeugers Andreas Reth mit dem Namen Reth Tonträger.[12]
Umfeld und Beziehungen
Das Label war für die Entwicklung der deutschen Pop-Musik der Hamburger Schule von einiger Bedeutung.[13] So konnte über Bernd Begemann und dessen Hamburger Band Die Antwort ein reger Kontakt zwischen der Hamburger und Ostwestfälischen Pop-Szene begründet werden, der auch zu gemeinsamen Konzerten führte. Einige der Fast-Weltweit-Künstler formierten sich in Hamburg zu neuen Bands. Jochen Distelmeyer gründete Blumfeld, Thomas Wenzel schloss sich den Goldenen Zitronen an und gründete später Die Sterne, zusammen mit Frank Spilker. Bernadette Hengst spielte später bei Huah! und Die Braut haut ins Auge. Die Brüder Andreas Reth und Matthias Rothaug, die bei den Time Twisters und Der Fremde spielten, gründeten in Hamburg die Band Kajak.
Bands
um 1979/1980
Vatikan (Bernd Begemann, Frank Jacobs, Martin Stammeier)
um 1982
The Toll (Andreas Henning, Michael Girke, Jürgen Jahn, Cord Budde, Rolf Birkfeld, Heike Hickmann)[14]
Der Fremde (Achim Knorr, Andreas Reth, Andrea Kilian; ab 1990 mit TThomthom Geigenschrey)
Diskografie
Die Songs aus dieser Phase der Musiker sind zum größten Teil nur auf den genannten Kassetten-Samplern veröffentlicht. 1988, in einer Nacht wie dieser von Frank Spilker ist auf dem L’age-d’or-Sampler Musik für Junge Leute zu finden. Einige andere Lieder wurden auf der inzwischen vergriffenen Heft-CD des Fan-Zines Komm Küssen veröffentlicht.[16]
Kassetten
1982 – The Toll: Daheim & Unterwegs, Klangforschung[17]
1983 – The Toll: Außer Rand und Band!, Klangforschung
1983 – Veto, Klangforschung
1983 – Milk-Pops: Die besten „Milk-pops“ der Welt, Klangforschung
1984 – The Discount: Linoleum im Hirn, Klangforschung
1988 – V.A.: Fast Weltweit präsentiert: Jetzt!... Die Sterne... Der Fremde... Die Bienenjäger... Die Time Twisters... Bernadette Hengst (Der „Rote“ Cassetten-Sampler Nr. 1), Fast Weltweit
1988 – V.A.: Fast Weltweit präsentiert: Jetzt!... Die Sterne... Der Fremde... Die Bienenjäger... Die Time Twisters... Bernadette Hengst (Der „Blaue“ Cassetten-Sampler Nr. 2), Fast Weltweit
1989 - V.A.: Fast Weltweit Nr. 3 (Der Grüne Sampler), Promotion-Kassette, Fast Weltweit[20]
1989 – Die Time Twisters, verdammt!, Klangforschung
1990 – Die Time Twisters, verdammt!: Geradeaus, Armin Müller
1990 – Die Time Twisters, verdammt!: Die Rückkehr des dynamischen Duos, Armin Müller
Bad Salzuflen Weltweit. Ein Feature über die Geburt des Diskurspops aus dem Geiste der Kurtaxe.
Von Christian Möller und Heiko Behr.
Ein 2012 vom WDR in Regie von Susanne Krings produziertes Hörspiel zu Fast Weltweit und der Geschichte des Labels.
Länge: 53 Minuten, Redaktion Natalie Szallies[27][28]
Ausstellung
„Stadt.Land.Pop. Popmusik zwischen westfälischer Provinz und Hamburger Schule“ war ein Projekt der LWL-Literaturkommission für Westfalen[29] in Kooperation mit den Universitäten Münster und Paderborn sowie dem Museum für Westfälische Literatur. Gefördert vom Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen, der LWL-Kulturstiftung und der Nyland-Stiftung.
Sie fand zwischen dem 27. November 2008 bis 3. Mai 2009 im Museum für Westfälische Literatur Haus Nottbeck in Oelde Stromberg statt.
Ausstellungsprojekt und Popkonzert-Reihe im Museum vermittelten Lyrik und Musik aus der Region: Erdmöbel, Bernd Begemann & Die Befreiung, Bernadette La Hengst und die Frank Spilker Gruppe live auf dem Kulturgut Haus Nottbeck. Ausstellungsprojekte waren ebenfalls die Bands Die Sterne und Blumfeld und dem Label Fast Weltweit wurde ein Teilbereich gewidmet.
Präsentiert wurden die vertretenen Bands und Solokünstler insbesondere in Hinsicht auf ihr Verhältnis zur Literatur.
Film
Stadt.Land.Pop. Das Videoalbum - Interview-DVD, hergestellt an der Universität Paderborn in Zusammenhang mit dem Seminar „Popliteratur - eine dokumentarische Spurensuche in OWL / Pop.Musik.Literatur“. Leitung: Thomas Strauch, Carsten Engelke, Walter Gödden, 2008[30]
„fast welt weit“ Dokumentarfilm - Hersteller: pong Film GmbH, Berlin - Regie und Drehbuch: Caroline Kirberg. Seit 2015 befindet sich ein Dokumentarfilm über den Fast Weltweit - Freundeskreis in Produktion und Schnitt. Der Film wird u. a. mit Mitteln der Bundesministerin für Kultur und Medien gefördert und hat seine deutsche Premiere beim Unerhört! Musikfilmfestival in Hamburg.[31][32][33][34]
Literatur
Frank Werner: Zur regionalen Szene der Alternativ-Labels. In: Dieter Baacke (Hrsg.): Handbuch Jugend und Musik. Leske + Budrich, Opladen 1997, ISBN 3-8100-1543-1.
Bernd Begemann, Michael Girke, Bernadette Hengst, Till Huber, Eckhard Schumacher, Frank Spilker: Stadt.Land.Pop: Popmusik zwischen westfälischer Provinz und Hamburger Schule. Hrsg.: Moritz Baßler, Walter Gödden, Jochen Grywatsch, Christina Riesenweber. Aisthesis, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-89528-708-4.
↑Frank Werner Frank Werner - Diskografie bei Discogs
↑Max Dax (Memento des Originals vom 2. Oktober 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/spex.de„Auf der Suche nach einer eigenen Kunstsprache“ - Max Dax interviewt Bernadette La Hengst - Spex, 7. April 2008
↑Bernd Begemann - „Ost-Westfalen, Fast-Weltweit“, autobiographischer Artikel über die Musikszene in Bad Salzuflen und Ostwestfalen-Lippe, Der Tagesspiegel vom 17. September 2004, abgerufen am 7. April 2014
↑Frank Werner - „Anzuecken war in Bad Salzuflen nicht schwer“, Christian Gröpler interviewt Frank Werner, Mai, 2010, in „Die Abenteuer der Tante Pop“
↑Volker Backes - „DER FREMDE - Bisher echt seltsam, meint Herr Z.“ In: WHAT’S THAT NOISE, Nr. 8, 1991, Bielefeld, S. 12–16.
↑Ole Löding: Das Dorf am Ende der Welt - Ein Ortsbesuch - Ole Löding: Das Dorf am Ende der Welt - Ein Ortsbesuch, Internet Archive, aus: „Vinyl Stories“ – Bookish Periodical – Ausgabe 3/2017, herausgegeben von Elegant, eine Marke der Edel Germany GmbH, S. 82–89.