Die Goldenen Zitronen sind eine Band aus Hamburg. 1984 als Fun-Punkband gegründet, zeigen sie in ihren Texten seitdem eine zunehmend gesellschaftskritische Tendenz. Seit den 1990er Jahren verfolgten sie einen musikalischen Weg zwischen New Wave, Free Jazz, Electro und Krautrock, manchmal auch mit Hip-Hop-Anleihen.[1] Sie gelten als Vorläufer der Hamburger Schule, mit der sie sich jedoch kritisch z. B. mit dem Album Dead School Hamburg (Give Me a Vollzeitarbeit) auseinandersetzten. Seit den späten 1990er Jahren kamen elektronische Elemente und experimentelle musikalische Formen hinzu. Die Texte haben oft einen politischen Bezug.
Gründungsmitglieder waren Bernhard Wondra (Gesang), Ale Sexfeind (Schlagzeug), Ted Gaier (Bass, Gitarre) und Aldo Moro (Gitarre, Bass). Bereits nach dem ersten Konzert wurde Wondra jedoch durch Schorsch Kamerun ersetzt. Inzwischen sind von den Gründungsmitgliedern nur noch Schorsch Kamerun und Ted Gaier dabei. Hinzugekommen im Laufe der Zeit sind unter anderem Thomas Wenzel (Die Sterne) unter dem Pseudonym Julius Block, Keyboarder Mense Reents (u. a. auch Egoexpress und Stella), Stephan Rath und Enno Palucca.
Anfangs kombinierte die Band harten Rock ’n’ Roll mit 1970er-Jahre-Punkrock und humoristischen, teils bösen, schlagerartigen Texten. Live waren und sind sie für chaotische Auftritte bekannt. Die Goldenen Zitronen sehen sich als ein Symbol der Unabhängigkeit und lehnen die Zusammenarbeit mit der Musikindustrie ab.
1986 sorgten sie mit ihrem Song Am Tag, als Thomas Anders starb, einer satirischen Abwandlung des Hits Am Tag, als Conny Kramer starb von Juliane Werding, erstmals für Aufsehen. In Bezug auf dieses in der breiten Öffentlichkeit wahrgenommene Schmählied über den Popsänger Thomas Anders berichteten die Jugendzeitschrift Bravo und die Bild-Zeitung ausführlich über die Punk-Band.[2]
Mit Für immer Punk – einer Coverversion des Alphaville-Hits Forever Young –, bei dem Mitglieder zahlreicher anderer Punkrockgruppen wie Die Toten Hosen oder Die Ärzte mitwirkten, hatten sie einen Kulthit in der einschlägigen Szene. Mehrere Major-Label-Verträge wurden von der Band abgelehnt.
Auf dem Album Fuck You (1990) machte sich die Band über große Rockbands lustig und protestierte gegen Alltagsstumpfsinn.
Das Album Das bißchen Totschlag im Jahr 1994 enthielt neben gewohntem Power-Rock nun auch Elemente aus Garagen-Trash, Electro-Beats, Hip-Hop und Noise-Rock-Pop. Im Titellied bezieht sich die Band auf die Brandanschläge in Mölln und Hoyerswerda, die politisch motivierten Morde an Schwarzen in Deutschland und die folgende Verschärfung des Asylgesetzes sowie den Totschlag an dem Hausbesetzer und AntifaschistenSilvio Meier. Im Musikvideo wurden gängige Werbeklischees und Spaßgesellschafts-Images parodiert, die im starken Gegensatz zum Songtext stehen. 1996 veröffentlichten sie ihr Album Economy Class, auf dem zum Teil jazzartigeImprovisationen zu hören sind.
Mit Dead School Hamburg veränderten sie abermals ihren Musikstil und die Instrumentierung wurde elektronischer. Ein gewisser Hang zum Avantgardistischen setzte sich auch in ihrem 2001 erschienenen Studioalbum Schafott zum Fahrstuhl fort. Das Album Lenin aus dem Jahr 2006 enthielt erneut eine Collage moderner Punkmusik abseits popkultureller Gewöhnlichkeiten.
Das Anfang 2019 herausgekommene More Than A Feeling wurde beim NDR Info Nachtclub „Album der Woche“. Es klinge nach den 1980ern, obschon „deutlich elektronischer, etwas experimenteller als reiner Pop“ und sei „ein spannendes Album“, so der Rezensent.[5]
Schorsch Kamerun: Motion (mit Rocko Schamoni und Ted Gaier), Schorsch Kamerun (Solo), Silvester Boy
Enno Palucca: Enno Palucca (Solo), Dis*ka (mit Albert Pöschl, Ralf Summer, Didi Neidhart und Ivi Vukelic)
Hans Platzgumer: H.P. Zinker (mit Andi Pümpel), Queen Of Japan (als Jo Ashito mit Koneko jr. und Jason Arigato) und Shinto (mit CaMi Tokujiro und Thomas Wühr)
↑Podcast "Und dann kam Punk": Folge 124 Interview mit Ted Gaier von Christopher Borgmann & Jobst Eggert, 2:51 Stunden auf www.spotify.com (Spotify), 4. Juli 2023. Ab Stunde 1:22:50 unterhalten sich die Moderatoren Jobst und Christopher mit Musiker Ted Gaier über die Erfolgssingle "Am Tag, als Thomas Anders starb" von den Goldenen Zitronen.
↑Jörg Sundermeier: Zu schön zum Schocken. taz.de, 12. Oktober 2009, abgerufen am 24. März 2012.