Evangelisch Stiftisches Gymnasium Gütersloh

Evangelisch Stiftisches Gymnasium
Schulform Gymnasium
Schulnummer 169092
Gründung 1851
Adresse Feldstraße 13
33330 Gütersloh
Land Nordrhein-Westfalen
Staat Deutschland
Koordinaten 51° 54′ 20″ N, 8° 22′ 24″ OKoordinaten: 51° 54′ 20″ N, 8° 22′ 24″ O
Träger Kuratorium
Schüler 1157[1]
Lehrkräfte 84[2]
Leitung Martin Fugmann
Website www.esg-guetersloh.de
Mediothek von 1984, in der Spiegelung zu erkennen das Hauptgebäude von 1928
Ursprungsgebäude des ESG bis zum Neubau in den 1920er Jahren
Blick von der schuleigenen Sternwarte auf das Hauptgebäude
Maurerkelle, mit der König Friedrich Wilhelm IV. 1852 den Grundstein des ESG legte
Theodor Rumpel, erster Direktor des ESG von 1851 bis 1868

Das Evangelisch Stiftische Gymnasium (kurz ESG) ist eines der beiden Gymnasien in der Kreisstadt Gütersloh mit 1157 Schülern im Schuljahr 2022/23.

Geschichte

Gegründet wurde das Gymnasium und das Alumnat 1851 als Privatschule aus einer Initiative pietistisch eingestellter Protestanten. 1852/53 wurde ein Schulgebäude in Fachwerkbauweise errichtet.[3] 1854 erklärte der preußische König Friedrich Wilhelm IV. das ESG zu einem öffentlichen Gymnasium mit den besonderen Rechten eines Kuratoriums. Dieses bis zum heutigen Tage gültige Privileg ermöglicht dem Kuratorium, Einfluss sowohl auf die inhaltliche Ausgestaltung der Schule als auch auf deren Personalauswahl zu nehmen.

1871 rief Johannes Kuhlo, der Gründer der evangelischen Posaunenchorbewegung in Deutschland, am ESG den Gymnasial-Posaunenchor Gütersloh – heute einer der ältesten Schulposaunenchöre Deutschlands – ins Leben. 1878 gründete sich am ESG der erste Fußballverein im heutigen Nordrhein-Westfalen, der Gymnasial-Spielverein Gütersloh. Die protestantischen Wurzeln der Anstalt sind bis heute im Schulsiegel zu erkennen, welches ein Kreuz mit dem lateinischen Spruch In hoc signo vinces zeigt, sowie an der Inschrift Soli Deo Gloria über dem Haupteingang.

Anlässlich des 75. Jubiläums der Schule verfasste der Schuldirektor Friedrich Fliedner (1883–1953) 1926 eine Festschrift über die Geschichte der Schule und eine Liste der Kuratoren, Lehrer und Abiturienten.

Am 17. August 1926 wurde hinter dem zu klein gewordenen Altbau der Grundstein für einen Neubau nach Entwürfen von Gustav Kassbaum gelegt; während der Bauarbeiten wurde der Altbau weitergenutzt. Nach dem Umzug des Schulbetriebs in den am 31. Juli 1928 eingeweihten Neubau wurde die alte Schule abgerissen, wodurch zwischen Neubau und Straße ein Vorplatz entstand. Die Gesamtkosten für den Neubau samt Inneneinrichtung lagen bei 778.000 RM.[3] Das Hauptgebäude wurde 1984 unter Denkmalschutz gestellt und mit der Denkmalnummer A 042 in die Liste der Baudenkmäler in Gütersloh eingetragen.

Die jüngere Geschichte ist insbesondere durch verschiedene Kooperationen mit der im Jahre 1977 von Reinhard Mohn gegründeten Bertelsmann Stiftung geprägt (1980–1999). Ihr verdankt die Schule u. a. eine eigene Mediothek (seit 1984) und die schrittweise Einführung von Laptops als reguläres Arbeitsmittel eines jeden Schülers (Beginn: 1997/98).

Heute

Die Schule wurde wegen steigender Schülerzahlen mehrmals baulich erweitert. Einige Jahrgängen wiesen sechs Klassen auf. Insgesamt besuchen derzeit ca. 1200 Schüler die Schule, an der aktuell 84 Lehrer unterrichten. Die Schule wird von Martin Fugmann geleitet. Seit dem Schuljahr 2011/12 ist das ESG ab dem 7. Jahrgang mit je zwei Klassen bilingual (Englisch). Zunächst wird das Fach Geschichte, in Klasse 8 und 9 Biologie und Erdkunde in der Fremdsprache unterrichtet. Seit November 2013 ist das ESG „IB World School“ und bietet den Abschluss des International Baccalaureate (IB) an.

Neben dem regulären Fachunterricht bietet die Schule eine Reihe außerunterrichtlicher Aktivitäten an. Die vormals rein religiöse Erziehung wurde um Musik, Literatur und Kunst sowie Sport ergänzt. Hierbei sind insbesondere der traditionsreiche Gymnasial-Posaunenchor Gütersloh[4] und die Kantorei zu erwähnen.

Seit 1999 bietet die Schule ihren Schülern die Möglichkeit, mit einem persönlichen Laptop zu lernen. Wurden zuerst nur einzelne „Laptop-Klassen“ gebildet, besteht seit 2004 für jeden Schüler der Stufe 7 die Möglichkeit, an dem Projekt teilzunehmen. Die Geräte werden dabei für jede Stufe einheitlich über die Schule geleast und gehen nach der Stufe 10 in das Eigentum der Schüler über. In den Jahrgängen 2011 und 2012 entschieden sich die jeweiligen Elternvertreter für Geräte der Toshiba Portégé R700-Serie.[5]

Schulleiter

Von 2010 bis 2016 wurde das Gymnasium vom Schulleiter Friedhelm Rachner geführt, ab Beginn des Schuljahres 2016/17 steht Oberstudiendirektor Martin Fugmann dem Gymnasium vor.

Bekannte Personen

Auswahl, nach Geburtsjahren sortiert

Kuratoren

  • Carl Bertelsmann (1791–1850), Buchhändler in Gütersloh
  • Johann Heinrich Volkening (1796–1877), Pastor in Jöllenbeck
  • Immanuel Friedrich Sander (1797–1859), Pastor in Elberfeld
  • Clamor Huchzermeyer (1809–1899), Vorsitzender des Kuratoriums 1851–1898, Pastor in Schildesche
  • Jérôme von Schlotheim (1809–1882), Oberregierungsrat in Minden, später Regierungs-Vizepräsident in Potsdam
  • Theodor Rumpel (1815–1885), Direktor der Schule 1851–1868
  • Wilhelm Klingender (1817–1876), Direktor der Schule 1868–1876
  • Karl Kuhlo (1818–1909), Pastor in Berlin
  • Louis von Schell (1818–1890), Bürgermeister von Gütersloh 1862–1874
  • Wilhelm von der Reck (1819–1910), Erbmarschall auf Obernfelde
  • August Dietrich Rische (1819–1906), Kirchenrat in Ludwigslust in Mecklenburg
  • Heinrich Bertelsmann (1827–1887), Verlagsbuchhändler in Gütersloh
  • Wilhelm Niemöller (1831–1915), Ehrenbürger von Gütersloh
  • Theodor Schmalenbach (1831–1901), Superintendent in Mennighüffen
  • Karl von Westhoven (1832–1920), Konsistorialpräsident in Münster
  • Theodor Braun (1833–1911), lutherischer Theologe, Generalsuperintendent der Neumark und Niederlausitz in der Kirchenprovinz Brandenburg; Lehrer und Schulpfarrer 1859–1884
  • Julius Rothfuchs (1838–??), Direktor der Schule 1877–1887
  • Julius Möller (1840–1928), Vorsitzender des Kuratoriums 1912–1921, Pastor der Schule in Gütersloh
  • Ernst Lünzner (1842–1907), Direktor der Schule 1887–1907
  • Johannes Mohn (1856–1930), Verlagsbuchhändler in Gütersloh
  • Wilhelm von Ledebur (1859–1930), Abitur 1879, Landrat im Kreis Lübbecke
  • Wilhelm Zoellner (1860–1937), Abitur 1879, Generalsuperintendent in Münster
  • Gottfried Bartels (1866–1945), Abitur 1886, Vorsitzender des Kuratoriums 1921–1936, Konsistorialpräsident in Münster
  • Reinhold Nebert (1866–1921), Direktor der Schule 1911–1921
  • Gustav Tummes (1870–1941), Bürgermeister von Gütersloh 1908–1935
  • Dodo zu Inn- und Knyphausen (1877–1967), Landrat im Kreis Rastenburg
  • Friedrich Fliedner (1883–1953), Direktor der Schule 1922–1945
  • Friedel Kreft († 1999), Richter am Bundesgerichtshof; Schüler 1918–1927, später über 50 Jahre lang Kurator
  • Sigbert Mohn (1918–2002), Vorsitzender des Kuratoriums 1969–1993

Direktoren und Lehrer

Reinhold Nebert, Direktor von 1911 bis 1921
  • Theodor Rumpel (1815–1885), Direktor der Schule 1851–1868
  • Wilhelm Klingender (1817–1876), Direktor der Schule 1868–1876
  • Theodor Braun (1833–1911), Lehrer und Schulpfarrer 1859–1884
  • Julius Rothfuchs (1838–??), Direktor der Schule 1877–1887
  • Julius Möller (1840–1928), Pastor der Schule
  • Ernst Lünzner (1842–1907), Direktor der Schule 1887–1907
  • Hermann Eickhoff (1853–1934), Lehrer 1880–1883
  • Theodor Müller-Fürer (1853–1913), Geschichtslehrer 1878–1885
  • Otto Maaß (1866–1943), Lehrer 1907–1921
  • Reinhold Nebert (1866–1921), Direktor der Schule 1911–1921
  • Bernhard Bavink (1879–1947), Lehrer 1904–1912
  • Friedrich Fliedner (1883–1953), Direktor der Schule 1922–1945
  • Wilhelm Florin (1894–1944), Pastor der Schule 1929–1937
  • Heinz Beck (1900–1981), Lehrer 1926–1948, Maler
  • Hans Hilbk (1925–2013), Direktor 1972–1987, Pädagoge und Heimatforscher
  • Dr. Ulrich Engelen (* 1944), Schulleiter 1987–2010
  • Carl Theodor Hütterott (1926–2023), Musiklehrer und Stimmerzieher ab 1960, Komponist

Schüler

Abiturklasse Ostern 1887, u. a. Alexander Cartellieri (mittlere Reihe, 3. von links)

Literatur

  • Friedrich Fliedner: 75 Jahre Gütersloher Gymnasium. Verlag F. Tigges, Gütersloh 1926. Dritte Seite: Festschrift zur Feier des 75jährigen Bestehens des Evangelisch-stift. Gymnasiums zu Gütersloh und der Grundsteinlegung zum Gymnasialneubau am 16., 17. und 18. August 1926.
  • Raikowsky: Evangelisch-stiftisches Gymnasium in Gütersloh. In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 49. Jahrgang 1929, Nr. 10 vom 6. März 1929, S. 148–152 (mit zehn Abbildungen) (Digitalisat).
  • Evangelisches Gymnasium zu Gütersloh (Hrsg.): Programm des Evangelischen Gymnasiums zu Gütersloh 1856–1875 (Digitalisat).
  • Evangelisches Gymnasium zu Gütersloh (Hrsg.): Bericht über die Schuljahre 1883–1915 (Digitalisat).

Einzelnachweise

  1. Evangelisch Stiftisches Gymnasium Gütersloh. In: www.schulministerium.nrw.de. Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen, abgerufen am 14. Juni 2023.
  2. Lehrkräfte. In: esg-guetersloh.de. Abgerufen am 14. Juni 2023.
  3. a b Raikowsky: Evangelisch-stiftisches Gymnasium in Gütersloh. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Jg. 49, Nr. 10, S. 148–152.
  4. http://www.gymnasial-posaunenchor.de Website des Gymnasial-Posaunenchors
  5. http://www.esg-guetersloh.de/Arbeiten-mit-Laptops-Node_17521.html Kopie auf web.archive.org