Eulogius SchneiderEulogius Schneider (* 20. Oktober 1756 in Wipfeld am Main als Johann Georg Schneider; † 1. April 1794 in Paris) war Franziskaner, Professor in Bonn und Jakobiner in Straßburg. LebenJohann Georg Schneider wurde als Sohn eines Winzers und dessen Ehefrau in Wipfeld geboren, einem Ort, der zum Hochstift Würzburg gehörte. Er hatte 10 Geschwister. In WürzburgSeine Eltern sahen für den jüngsten Sohn die geistliche Laufbahn vor. Bei dem Chorherrn und Kanonikus des nahe gelegenen Klosters Heidenfeld, Valentin Fahrmann, begann der junge Schneider damit, die lateinische Sprache zu lernen. Fahrmann verschaffte seinem Schüler im Alter von 12 Jahren einen Platz im Würzburger Jungenkonvikt. Vom Konvikt aus besuchte Schneider in den nächsten fünf Jahren das Gymnasium, eine Einrichtung, die von den Jesuiten geführt wurde. Zu einem offenen Konflikt zwischen Schneider und seinen Lehrern kam es, nachdem diese Schneiders erste Schreibversuche und seine Lektüre – darunter Romane und Gedichte von Klopstock und Gellert – entdeckten. Nach dem Abschluss auf dem Gymnasium entschied der 17-jährige Schneider sich erst einmal gegen eine Ausbildung als Theologe. Stattdessen schrieb er sich an der Würzburger Universität in den Fächern Philosophie und Jurisprudenz ein. Für Schneider hatte das die Folge, aus dem Konvikt vor der Zeit exmittiert zu werden. Schneiders Entscheidung gegen die geistliche Laufbahn war zu diesem Zeitpunkt zugleich eine Entscheidung für ein Leben, das es ihm ermöglichte, seinen schriftstellerischen Neigungen nachzugehen. Für den Abbruch seines Studentenlebens waren jedoch nicht diese Neigungen ausschlaggebend, sondern die Tatsache, dass eine Liebesaffäre bekannt wurde. Wegen „vorehelicher copulation“ musste er ein Strafgeld in Höhe von zwei Reichstalern bezahlen. Schlimmer noch als das war, dass Schneider seinen Lebensunterhalt als Nachhilfelehrer verlor. Die Würzburger geistlichen Lehrer weigerten sich nach Bekanntwerden von Schneiders „Sündenfall“, ihre Schüler und Studenten bei Schneider unterrichten zu lassen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als in das Haus der Eltern in Wipfeld zurückzukehren. Pater EulogiusAuf Drängen seiner Eltern entschloss Schneider sich dazu, doch eine theologische Ausbildung zu beginnen. Als 21-Jähriger trat er im April 1777 in Bamberg dem Franziskanerorden bei und erhielt den Ordensnamen Eulogius (nach dem heiligen Eulogius von Córdoba). Zur Ausbildung als Priester gehörte die Teilnahme an einem dreijährigen Studienzyklus, der die Geschichte der Philosophie, Metaphysik, Logik, Moral, Kirchengeschichte, Mathematik und spekulative und experimentelle Physik beinhaltete. Rhetorik soll dem jungen Ordensmann am meisten Spaß gemacht haben. Schneider verfasste in dieser Zeit das Dreifaltigkeitslied „Sei gelobt und hochgepriesen“, das heute noch im Würzburger, Hildesheimer und anderen Gotteslob-Diözesananhängen enthalten ist. Im Anschluss an seine Zeit in Bamberg ging Schneider nach Salzburg, um dort sein Studium fortzusetzen und abzuschließen. Die Salzburger Bibliotheken erleichterten ihm den Zugang zu modernen literarischen und philosophischen Werken, beispielsweise zu den Werken der Aufklärer. Nach Abschluss seines Studiums erhielt Eulogius Schneider in Salzburg die Priesterweihe. Nach einer Tätigkeit als Lektor in Augsburg wurde er vermutlich vor allem wegen seines Rufs als begabter Kanzelredner 1786 Hofprediger am württembergischen Hof unter Herzog Carl Eugen. Weil Schneider aufklärerische Ideen vertrat, kam es bald zum Zerwürfnis mit dem Landesherrn, der damit drohte, den Hofprediger ins Kloster zurückzuschicken. 1789 wurde Schneider jedoch auf Vermittlung seines Landsmanns Thaddäus Trageser Professor für Literatur und Schöne Künste an der Universität Bonn. Schneiders Redetalent verschaffte seinen Vorlesungen bald großen Zulauf. Schneiders prominentester Schüler in Bonn war der junge Ludwig van Beethoven. Besondere Förderung gewährte Schneider Severin Anton Averdonk. Auch Friedrich Georg Pape nennt ihn als seinen Professor. Anhänger der französischen RevolutionIm selben Jahr, in dem er in Bonn die Professur antrat, verließ Eulogius Schneider den Franziskanerorden, da sein Dienstherr keinen Ordensangehörigen als Professor haben wollte, und wurde mit päpstlicher Erlaubnis „Weltpriester“. Im folgenden Jahr trat er als Autor von Schriften hervor (siehe Werke), die zunächst massiven Protest im Klerus des Erzbistums Köln auslösten, zu dem die Universität Bonn gehörte. Nachdem Schneiders Dienstherr Kurfürst Maximilian Franz zunächst einen Konflikt zu vermeiden suchte und ein Entlassungsgesuch des päpstlichen Nuntius ablehnte, reagierte er schließlich mit einem Verkaufsverbot. Schneiders öffentlicher Protest führte am 7. Juni 1791 zu seiner Entlassung. 1791 wurde Schneider in die Krefelder Freimaurerloge Zur vollkommenen Gleichheit aufgenommen, aus der er jedoch später ausgeschlossen wurde. Als ein begeisterter Anhänger der Französischen Revolution verfasste er eine Ode auf die Revolution, die mit folgenden Strophen schließt:
Leben und Wirken in Straßburg1791 ging Schneider in das von der Revolution geprägte Straßburg und übernahm in den folgenden Jahren zahlreiche Ämter und Funktionen. Er war bischöflicher Vikar, Professor am Seminarium, Prediger im Straßburger Münster. Schließlich entfernte er sich immer weiter von seinem Priesteramt und wandte sich der revolutionären Bewegung zu. Er wurde Ratsherr, Herausgeber und verantwortlicher Redakteur der ab Juni 1792 veröffentlichten Zeitschrift „Argos“, zeitweilig Präsident des Straßburger Jakobinerclubs. Von September bis Dezember 1792 war er kommissarischer Bürgermeister von Haguenau. Dort setzte er die neue republikanische Ordnung durch, reorganisierte die Verwaltung und verbesserte das Armenwesen durch die Gründung einer Stiftung.[1] Im Verlauf seiner zunehmenden Radikalisierung saß er zeitweise dem Überwachungs- und Sicherheitsausschuss vor, war Civilkommissar und Ankläger beim Revolutionstribunal. In dieser Position unterstützte er den Terror und verhängte rund dreißig Todesurteile. In dieser Zeit verfasste er auch die vermutlich erste deutsche Übersetzung der Marseillaise. 1793 heiratete Eulogius Schneider Sara Stamm, die Tochter eines Straßburger Weinhändlers. Wenige Stunden nach seiner Heirat wurde Schneider am 15. Dezember auf Anweisungen Antoine de Saint-Justs und des Konventkommissars und „Abgeordneten in außerordentlicher Mission“ für das Elsass, Philippe-François-Joseph Le Bas, verhaftet und auf dem Straßburger „Paradeplatz“ an die Guillotine gebunden. Begründung: Schneider, „vormals Priester und geborener Untertan des (deutschen) Kaisers“, sei „gestern in Straßburg mit einer übermäßigen Pracht eingefahren, von sechs Pferden gezogen, von Gardisten mit bloßem Säbel umgeben“. Deshalb solle „gedachter Schneider heute (15. Dezember 1793) von zehn Uhr des Morgens bis zwei Uhr Nachmittags auf dem Schafott der Guillotine dem Volk zur Schau ausgestellt werden, um die den Sitten der entstehenden Republik angetane Schmach zu büßen.“ Anschließend sollte der Angeklagte „von Brigade zu Brigade zu dem Komitee des öffentlichen Wohls der Nationalkonvention nach Paris geführt werden!“ Haft und Hinrichtung in ParisDie Haft in Paris verbrachte Eulogius Schneider in der Abtei Saint-Germain-des-Prés. Dort teilte er die Zelle mit Graf Merville, einem aristokratischen Gegner der Revolution. Am 1. April 1794 wurde Eulogius Schneider in Paris mit der Guillotine hingerichtet. Die Hinrichtung Schneiders muss im Zusammenhang damit gesehen werden, dass der Wohlfahrtsausschuss um Robespierre, nachdem er die Girondisten und „rechten“ Kreise seiner Bergpartei um Danton liquidiert hatte, der Bourgeoisie das Zugeständnis machen musste, jetzt auch gegen die sozialrevolutionären Sansculotten, als deren Fürsprecher Schneider galt, vorzugehen. Zudem galt Schneider angesichts seines Kosmopolitismus, der insoweit den politischen Positionen der Gironde entsprach, als verdächtig. Stimmen zu Eulogius SchneiderSaint-Just und Lebas an Maximilian Robespierre, 14. Dez. 1793:
Eulogius’ Schwester Marianne Schneider an Saint-Just:
Paul Scheffer, Apotheker in Straßburg:
Moshua Salomon, jüdischer Handelsmann:
1791 veröffentlichte der Heidelberger Theologieprofessor Heinrich Benedikt Fleischbein (1747–1793) gegen ihn die Schrift
Bedeutung und NachlebenGedenkstätteDas Literaturhaus Wipfeld beherbergt eine Dauerausstellung und präsentiert mittels Audiostationen Auszüge aus seinem Werk. Eulogius Schneider in der Literatur2002 ist von Michael Schneider ein biografischer Roman über das Leben seines Namensvetters unter dem Titel Der Traum der Vernunft – Roman eines deutschen Jakobiners erschienen. VerfilmungenZwischen Mönchszelle und Guillotine, Südwestfunk 1989 Schriften
Literatur
WeblinksWikisource: Eulogius Schneider – Quellen und Volltexte
Commons: Eulogius Schneider – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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