Die Stadt lag in Nordböhmen an einer sanft ansteigenden Anhöhe am rechten Ufer des Flusses Biela, gegenüber der Einmündung des Altbachs.
Geschichte
Die Gegend war bereits in der jüngeren Steinzeit (5500 bis 4200 v. Chr.) besiedelt. Die erste schriftliche Aufzeichnung stammt aus dem Jahr 1238. In dieser wird ein gewisser Albert, Sohn des Nečepluk von Ruenitz, erwähnt. Auf dem Areal des Ortes gab es zur damaligen Zeit auch zwei, jeweils auf den entgegengesetzten Seiten des Ufers erbaute Festen, die von unterschiedlichen Geschlechtern gehalten wurden. Die erstere gab es bereits um 1300 bis Ende des 15. Jahrhunderts, die zweite Feste wurde vermutlich Anfang des 14. Jahrhunderts erbaut und bestand bis Anfang des 16. Jahrhunderts. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts wurde der Ort zum Städtchen erhoben und erhielt 1568 Wappen und Siegel.
1519 wurden beide Ortsteile durch Sebastian von Weitmühl vereinigt. 1571 erwarb Bohuslav der Ältere von Michelsberg (Bohuslav starší z Michalovce) die Ländereien, dem sie 1622 konfisziert und der Herrschaft des Wilhelm Popel von Lobkowitz zugeschlagen wurden. Die Familie hielt das Gut bis 1848.
Die Bevölkerung wuchs vom Beginn des 17. Jahrhunderts, als es im Ort 45 Häuser gab, auf 751 Einwohner im Jahr 1848 und um weitere über eintausend zur Zeit der Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts. Der aufblühende Bergbau schuf schließlich vor dem Zweiten Weltkrieg Auskommen für 5000 Bewohner. Die Bewohner arbeiteten im Schacht Ella und im Untertagebau-Schacht Hedwig. Im Jahr 1900 hatte Seestadtl 2.962 Einwohner, davon waren 2.402 deutsch- und 546 tschechischsprachig.[1] Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Seestadtl der neu geschaffenen Tschechoslowakei zugeschlagen.
Zwischen dem 1. September und 7. Oktober 1944 wurde Seestadtl das kurzzeitige Außenlager Brüx des KZ Flossenbürg eingerichtet, in das 1000 Häftlinge aus dem KZ Sachsenhausen überführt wurden. Kommandoführer soll der SS-Hauptscharführer Gustav Göttlich gewesen sein. Etwa 490 der Häftlinge wurde von der Mineralölbaugesellschaft als Hilfsarbeiter angefordert. Ob diese in Maltheuern oder beim Verlagerungsprojekt Richard II zum Einsatz kamen, ist nicht bekannt.[2]
In den Jahren 1959 bis 1960 fiel die Ortschaft dem fortschreitenden Tagebau zum Opfer und wurde aufgelassen. Das Katastralgebiet wurde der Ortschaft Komořany u Mostu zugeschlagen, die ihrerseits 1988 nach Most eingemeindet wurde. Die Statuen des Hl. Johann von Nepomuk aus dem Jahr 1730 und des Hl. Florian (1717) wurden nach Malé Březno (Kleinpriesen) gebracht.
George Saiko (1892–1962), österreichischer Kunsthistoriker und Autor
Valerie Radtke (1913–1999), Autorin einer Autobiographie in zwei Teilen „Ich suche Liebe – Roman meines Lebens. Kindheit“ (1984), „Und wider alle Einsamkeit – Roman meines Lebens. Jugend“ (1988).
↑K.K. Statistische Zentralkommission, Gemeindelexikon der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1900. Band IX Böhmen (Wien 1904) S. 374.
↑Wolfgang Benz: Das Konzentrationslager Flossenbürg und seine Außenlager. 2007, S. 72
↑Jahrbücher des böhmischen Museums für Natur- und Länderkunde, Geschichte, Kunst und Literatur. Band 2, Prag 1831, S. 199, Ziffer 22).