Ernst GlaeserErnst Glaeser (Pseudonyme: Anton Ditschler, Erich Meschede, Alexander Ruppel, Ernst Töpfer; * 29. Juli 1902 in Butzbach; † 8. Februar 1963 in Mainz) war ein deutscher Schriftsteller. LebenErnst Glaeser war der Sohn eines Amtsrichters. Er besuchte das Gymnasium in Darmstadt und studierte Philosophie, Germanistik und Literaturwissenschaft an den Universitäten in Freiburg im Breisgau und München. Danach war er u. a. Mitarbeiter an der Frankfurter Zeitung und Dramaturg am Neuen Theater in Frankfurt am Main. Von 1928 bis 1930 war er Leiter der literarischen Abteilung des Südwestdeutschen Rundfunks. 1930 gehörte er zu den Unterzeichnern eines Wahlaufrufs des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller zugunsten der KPD[1] und war Teilnehmer am 2. Internationalen Kongress für revolutionäre Literatur in Charkow[2]. Von 1930 bis 1933 war Glaeser Lektor im Propyläen Verlag. Sein 1928 erschienenes erstes Buch Jahrgang 1902, geschrieben im Stil der Neuen Sachlichkeit, war ein internationaler Erfolg. Allein in Deutschland wurde es bis zur Machtergreifung der Nazis 125.000 Mal verkauft.[3] Es wurde in 24 Sprachen übersetzt.[4] Die pazifistische Tendenz des Werkes, die Offenlegung gesellschaftlicher Missstände und die offene Thematisierung von Sexualität brachten dem Autor allerdings die Ächtung der deutschen Rechten ein, so dass Glaesers Werke nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten bei den Bücherverbrennungen im Mai 1933 auf dem Scheiterhaufen landeten.[5] Obwohl Glaeser sich bereits vom Marxismus distanziert hatte, entschloss er sich zur Emigration. Glaeser siedelte im Dezember 1933 mit seiner Frau und seinem 4-jährigen Sohn in die Tschechoslowakei über, von dort 1934 nach Locarno und im Oktober 1935 nach Zürich. Der dort entstandene Roman Der letzte Zivilist zeigt nuanciert die schrittweise Machtergreifung der NS-Ideologie in einer deutschen Kleinstadt aus Sicht eines in Hoffnung auf ein demokratisches Deutschland zurückgekehrten Deutschamerikaners. In den folgenden Jahren setzte angesichts der hoffnungslosen Lage im Widerstand gegen den Nationalsozialismus und der Kritik an seinen Exilwerken eine zunehmende Distanzierung Glaesers von der antifaschistischen deutschen Emigration ein. Er entwickelte sich mehr und mehr zum Konservativen und kehrte schließlich am 1. April 1939 nach Deutschland zurück, was in Exilantenkreisen auf Unverständnis stieß und als Verrat gewertet wurde. Im NS-Staat wurde der einst verfemte Autor nunmehr zu einer Art Vorzeigeobjekt. Er durfte (eingeschränkt und unter Zensurvorbehalt) wieder publizieren – meist unter dem Pseudonym Ernst Töpfer – und wurde nach seiner Einberufung zur Wehrmacht 1940 stellvertretender Redakteur der Luftwaffen-Frontzeitungen Adler im Osten und Adler im Süden. Daneben schrieb er auch in der deutschsprachigen Krakauer Zeitung (einer NS-Zeitung im besetzten Polen, dem sogenannten Generalgouvernement[1]) sowie für die Deutsche Adria-Zeitung in Triest.
Nach 1945 wurden zwar weiterhin Werke von Glaeser veröffentlicht. Der Autor konnte jedoch nicht mehr an seine Erfolge der 1930er Jahre anknüpfen, zumal seine erzählerischen Werke meist nur schwache Rechtfertigungsversuche seiner Kehrtwendung von 1939 waren. In der 1958 bei Goldmann erschienenen Taschenbuchausgabe des Erzählbandes „Das Kirschenfest“ erwähnte der Verlag in „Zu diesem Buch“, Hans Carossa habe den Erzählungen dieses Bandes ein Gedicht gewidmet und zitiert Thomas Mann: „Ich habe meine helle Freude an diesen prächtigen, meisterlichen Geschichten. Ihnen ist viel gegeben und gelungen. Seien Sie beglückwünscht.“[6] Sein Werk wurde 1946 in der Sowjetischen Besatzungszone als Ganzes auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[7] Glaeser starb an einer Lungenembolie.[8] NachlassIm August 2018 gab das Deutsche Literaturarchiv Marbach bekannt, den Nachlass Ernst Glaesers erworben zu haben. Er enthält Manuskripte zu gedruckten und ungedruckten Romanen, Novellen, Erzählungen, Theaterstücken und Hörspielen sowie Briefe und Fotografien.[9] Werke (Auswahl)
Herausgeberschaft (Auswahl)
Literatur
WeblinksCommons: Ernst Glaeser – Sammlung von Bildern
Einzelnachweise
|
Portal di Ensiklopedia Dunia