Ernst Friedheim wuchs in Grevesmühlen in Mecklenburg auf, wo seine Vorfahren 1813 als Schutzjuden den Namen Friedheim gewählt hatten.[3] Die jüdische Gemeinde in Grevesmühlen nahm in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stark ab. Die Familie von Ernst Friedheim zog nach Schwerin, wo er das Fridericianum besuchte.[4] Im Herbst 1883 erhielt Friedheim nach bestandenem Abitur-Examen das Zeugnis der akademischen Reife im Baufach.[5] 1892 wurde Friedheim im Hochbaufach zum Königlichen Regierungsbaumeister in Mecklenburg ernannt.[6] 1893 zog Friedheim nach Hamburg, wo er 1897 der Deutsch-Israelitischen Gemeinde beitrat.[7]
Friedheim beteiligte sich in Hamburg am Wettbewerb für den Bau der Bornplatzsynagoge. Sein Entwurf wurde realisiert – vereinigt mit dem Entwurf von Semmy Engel. Die Synagoge wurde 1906 eingeweiht. 1908 erwarb Ernst Friedheim das Hamburger Bürgerrecht.[7] Von 1909 bis 1911 entstand neben der Synagoge die Talmud-Tora-Schule nach Entwürfen von Friedheim.[8] 1910 wurde die Synagoge von Emden nach Plänen Friedheims erweitert. Daneben existieren in Hamburg eine Reihe von Wohnhäusern und Stiftbauten nach Plänen von Friedheim.
Ernst Friedheim heiratete 1899 Hedwig Lesser (1876–1964), eine Kaufmannstochter aus Stettin.[7] Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Paula (1899–1934), Ilse (1900–1990)[9] und Käte (1904–1952)[10]. Vor dem 1905 von Friedheim entworfenen Haus am Leinpfad 20 in Hamburg-Winterhude wurde 2021 ein Stolperstein verlegt, um Paula Jacobson (geborene Friedheim) zu gedenken, die als Jüdin verfolgt wurde und sich 1934 das Leben nahm.[11] Paula Jacobson war mit dem Hamburger Kaufmann Ernst John Martin Jacobson verheiratet, der mit den beiden Töchtern Ursula und Ellen und seiner zweiten Ehefrau Bertha 1938 in die Niederlande flüchtete. Ellen Jacobson und Bertha Jacobson-Lehmann wurden 1944 im KZ Stutthof ermordet. Den beiden jüngeren Töchtern von Ernst Friedheim gelang die Emigration nach England.
Bauten (Auswahl)
Bornplatzsynagoge 1906
1898–1900: Erweiterungsbau des Altenhauses der Deutsch-Israelitischen Gemeinde,[12] Sedanstraße 23, Hamburg-Rotherbaum (heute Franziskus-Kolleg)
1899–1900: Turnhalle und Zeichensaal der Israelitischen Töchterschule, Flora-Neumann-Straße 1, Hamburg-St.-Pauli
1904 [?]: Versammlungssaal (Synagoge) im Gebäude Bieberstraße 4, Hamburg-Rotherbaum, Sitz des Lernvereins „Mekor Chajim“ und der Israelitischen Höheren Mädchenschule (Lyzeum). Das Gebäude existiert nicht mehr, auf dem Grundstück befindet sich ein Studentenwohnheim (Amalie-Dietrich-Haus)
Jürgen Sielemann: Die Architekten der Bornplatzsynagoge und ihre Familien: Ernst Friedheims Familie. In: Liskor – Erinnern, Magazin der Hamburger Gesellschaft für jüdische Genealogie, ISSN2509-4491, Juni 2020, S. 3–15. (Online)