Erich HeintelErich Heintel (* 29. März 1912 in Wien; † 25. November 2000 in Schneeberg in Niederösterreich) war ein österreichischer Professor für Philosophie. LebenHeintel wurde 1936 mit einer Arbeit über Nietzsche an der Universität Wien zum Dr. phil. promoviert, an der er nach seiner Habilitation im Jahre 1939 regelmäßig lehrte. Von 1936 bis 1939 war er Assistent bei Robert Reininger. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er für die heerespsychologische Personalprüfstelle. Am 25. Juni 1940 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde zum 1. Juli desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 9.018.395).[1][2] Ab 1952 wirkte Heintel als außerordentlicher und von 1960 bis 1982 als ordentlicher Professor für Philosophie an der Universität Wien. ![]() In diesen Jahren entwickelte Heintel ein umfassendes, in Einführungsvorlesungen, Proseminare, Hauptseminare, Kolloquien (für Doktoranden, Habilitanden sowie zu Religionsphilosophischen Themen) und Philosophische Exkursionen ausdifferenziertes Lehrprogramm. Er betreute eine Vielzahl von ihm inspirierter Dissertationen in verschiedenen Bereichen der philosophischen Grundlagenforschung. Aus seiner Nachwuchsförderung sind bedeutende Philosophen, Theologen, Pädagogen und Erziehungswissenschaftler hervorgegangen, die seine praxistheoretischen Reflexionen auf verschiedene Disziplinen ausgelegt haben. Mit dem Stift Zwettl verbanden Heintel intensive Kontakte: Er hielt eine Reihe von Lehrveranstaltungen im Bildungshaus des Stiftes ab, die auch Mitgliedern anderer Fakultäten, speziell den Juristen, zugänglich waren, diese wurden zu einer Tradition über Jahrzehnte. In Zwettl lernte er auch seine zweite Ehefrau Waltraud Heintel kennen, die ihn bei all seinen universitären Pflichten unterstützte, seinen Nachlass an der Universität Wien großteils selbst archiviert hat und die Ansprechpartnerin zur Nutzung des (ansonsten bis 2030 gesperrten) Nachlasses ist.[3] Heintel war mit dem Abt Ferdinand Gießauf befreundet. Tagungen zum Thema „Dialog zwischen Ost und West - Westliche und marxistische Philosophie“, kurz „Ost-Zwettl“, fanden von 1964 bis 1990 statt. Sie wurden vom Bundesministerium für Wissenschaft subventioniert und machten bereits vor der Ostöffnung Gespräche zwischen westlichen und marxistischen Philosophen möglich, die er durch Verhandlungen mit den Behörden der kommunistischen Staaten absicherte.[4][5] Heintel gehörte zu den Initiatoren der Österreichischen Hochschulreform. Als Vorsitzender des „Rates für Hochschulfragen“ war er maßgeblich an der Ausarbeitung des Allgemeinen Hochschulstudiengesetzes (AHStG) 1966 beteiligt. Er engagierte sich in der Erwachsenenbildung und war weiters Vorsitzender der Senatskommission für volkskundliche Universitätsvorträge. Er hielt häufig Vorträge im Österreichischen Rundfunk und der Wiener Urania.[5] In der Österreichischen Akademie der Wissenschaften war Heintel ab 1974 korrespondierendes Mitglied, ab 1978 wirkliches Mitglied, ferner Obmann der „Kommission für Philosophie und Pädagogik“.[5] Heintel war einer der bedeutendsten österreichischen Philosophen seiner Zeit und unterhielt intensive Kontakte zu Philosophen in den sozialistischen Nachbarländern sowie Deutschland, wo er in einem regen Austausch mit Eugen Fink (Universität Freiburg), Dieter Henrich (Heidelberg), Bruno Liebrucks (Universität Frankfurt) sowie Joachim Ritter (Universität Münster) stand. Philosophische PositionHeintel sieht Philosophie als fortwährende Prinzipienwissenschaft europäischer Tradition (d. h. als philosophia perennis). Sie müsse die Voraussetzungsproblematik alles Wissens und Erkennens reflektieren, und zwar von der empirischen Forschung bis hin zur Theologie. Auch müsse sie Sinn und Grenzen ihres eigenen Vorgehens stets mitbedenken. In Heintels Philosophie gibt es Platz für eine „Versöhnung“ von ontologischem Wissen bzw. Substanzmetaphysik mit der neuzeitlichen Transzendentalphilosophie, wobei die Unterscheidung der Verstehenshorizonte gewahrt bleiben müsse. Der Mensch in seiner Einheit wird als „daseiende Transzendentalität“ begriffen. Auf diese Weise wird die Frage nach dem Begriff des Menschen zum inneren Organisationsprinzip aller philosophischen und theologischen Studien. Der Nachlass Heintels ist im Universitätsarchiv Wien in 239 Archivkartons dokumentiert. 1500 Tonträger mit Vorlesungsmitschnitten wurden in den Jahren 2005 bis 2010 katalogisiert, sie sind zum Teil im Umfang von 420 Stunden digitalisiert. Der Nachlass ist bis zum Jahr 2030 gesperrt, für Forschungsanliegen kann diese Sperre aufgehoben werden. Die Digitalisate und die Tonträgersammlung wurden 2015 an die Bibliothek des Institutes für Philosophie der Universität Wien zur Langzeitarchivierung übergeben. Die Bibliothek Heintels wurde von seinem Sohn und Erben Peter Heintel teilweise der Universität Klagenfurt übergeben.[6] Auszeichnungen und Ehrungen
Schriften
Herausgebertätigkeit
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
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