Erdmannrode

Erdmannrode
Koordinaten: 50° 49′ N, 9° 47′ OKoordinaten: 50° 48′ 41″ N, 9° 47′ 16″ O
Höhe: 335 (330–349) m ü. NHN
Fläche: 3,82 km²[1]
Einwohner: 205 (31. Dez. 2021)[2]
Bevölkerungsdichte: 54 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. August 1972
Postleitzahl: 36277
Vorwahl: 06629

Erdmannrode ist ein Ortsteil der Gemeinde Schenklengsfeld osthessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Der Ort liegt westlich des Hauptortes Schenklengsfeld. Westlich von Erdmannrode liegt Fischbach, im Süden Mengers, im Norden Wippershain und im Osten Wüstfeld.

Geschichte

Kirchturm und Rechteckchor mit gotischen Stilelementen
Die alte Gerichtslinde vor der Kirche

Ortsgeschichte

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Erdmannrode erfolgte 1339 unter dem Namen Ertmoderode (Rodung des Erdmuot) und 1478 als Erckmerode.[3]

Die Kirche ist ein kleiner Bau mit schmalem, hohem Rechteckchor. Sie wurde 1573 erbaut, 1794 in Fachwerk erhöht und 1958 nach Westen erweitert, wobei das alte Westportal wiederverwendet wurde; der Dachreiter über dem Chor trägt eine auf 1799 datierte Wetterfahne. Vor der Kirche ist die alte Gerichtslinde in achteckigem Mauerring erhalten. Ein Drittel der Einwohner war im 19. Jahrhundert jüdischen Glaubens. Diese jüdische Gemeinde wurde im 18. Jahrhundert gegründet und bestand bis 1928. Im Jahr 1848 kam es in Erdmannrode zu schweren Ausschreitungen, bei denen vier Häuser jüdischer Familien überfallen und ausgeraubt wurden.[4] Es gab eine Synagoge, das Grundstück befindet sich am Abzweig Hohlweg. Sie wurde 1930 verkauft und daraufhin abgerissen. Ebenfalls gab es eine jüdische Elementarschule, ein rituelles Bad sowie einen jüdischen Friedhof, den man heute noch im Wald findet.[5]

Zum 1. August 1972 wurde im Zuge der Gebietsreform in Hessen die bis dahin dem Landkreis Hünfeld angehörende selbständige Gemeinde Erdmannrode kraft Landesgesetz in die Gemeinde Schenklengsfeld eingemeindet.[6][7] Für Erdmannrode wurde, wie für alle bei der Gebietsreform eingegliederten Gemeinden sowie für die Kerngemeinde mit Lampertsfeld, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[8]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Erdmannrode angehört(e):[1][9]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Erdmannrode 225 Einwohner. Darunter waren 9 (4,0 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 36 Einwohner unter 18 Jahren, 77 zwischen 18 und 49, 51 zwischen 50 und 64 und 57 Einwohner waren älter.[12] Die Einwohner lebten in 96 Haushalten. Davon waren 24 Singlehaushalte, 24 Paare ohne Kinder und 39 Paare mit Kindern, sowie 3 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 21 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 54 Haushaltungen lebten keine Senioren.[12]

Einwohnerentwicklung

Erdmannrode: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2019
Jahr  Einwohner
1834
  
424
1840
  
460
1846
  
489
1852
  
476
1858
  
416
1864
  
414
1871
  
328
1875
  
351
1885
  
362
1895
  
347
1905
  
291
1910
  
279
1925
  
264
1939
  
256
1946
  
328
1950
  
332
1956
  
314
1961
  
291
1967
  
281
1970
  
290
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
225
2019
  
197
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Gemeinde Schenklengsfeld[13]; Zensus 2011[12]

Historische Religionszugehörigkeit

• 1885: 216 evangelische (= 71,10 %), ein katholischer (= 0,28 %), 100 jüdische (= 27,62 %) Einwohner[1]
• 1961: 260 evangelische (= 89,35 %), 26 katholische (= 8,93 %) Einwohner[1]

Politik

Für den Ortsteil Erdmannrode besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Erdmannrode) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern.[8] Bei Kommunalwahlen in Hessen 2021 lag die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat bei 55,88 %. Alle Kandidaten gehören der „Gemeinschafsliste“ an.[14] Der Ortsbeirat wähle Karin Hildenbrand zur Ortsvorsteherin.[15]

Kulturdenkmäler

Für die unter Denkmalschutz stehenden Kulturdenkmale des Ortes siehe die Liste der Kulturdenkmäler in Erdmannrode.

Wirtschaft und Infrastruktur

Im Ort gibt es ein Dorfgemeinschaftshaus. Vereine sind der Schützenverein „Gut Ziel“ Erdmannrode, die Freiwillige Feuerwehr, der Posaunenchor Erdmannrode, der Kirchenchor Erdmannrode sowie die Gymnastikgruppe.

Unternehmen

Ortsansässige Betriebe sind Haustechnik Bube, Malerbetrieb Bornemann sowie Sportbeflockung Renzo Zucol.

Verkehr

Der öffentliche Personennahverkehr erfolgt durch die ÜWAG Bus GmbH mit der Linie 345. Durch den Ort führt die Landesstraße 3341.

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Trennung zwischen Justiz (Justizamt Eiterfeld) und Verwaltung.
  3. Am 1. August 1972 als Ortsbezirk zur Gemeinde Schenklengsfeld.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Erdmannrode, Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Zahlen, Daten & Fakten. In: Webauftritt. Gemeinde Schenklengsfeld, abgerufen im Januar 2022.
  3. Ortsteil Erdmannrode. In: Webauftritt der Gemeinde Schenklengsfeld. Abgerufen im Januar 2022.
  4. Erdmannrode bei Alemannia Judaica
  5. Auf den Spuren jüdischen Lebens im Hünfelder Land: Erdmannrode (Memento vom 9. Januar 2015 im Internet Archive)
  6. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Hersfeld und Rotenburg (GVBl. II 330-13) vom 11. Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 217, § 11 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 397 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  8. a b Hauptsatzung. (PDF; 140 kB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Schenklengsfeld, abgerufen im Oktober 2020.
  9. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  10. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 153 f. (online bei Google Books).
  11. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 75.
  12. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 22 und 78, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  13. Einwohnerzahlen aus Webarchiv. Gemeinde Schenklengsfeld, archiviert vom Original; abgerufen im März 2022.
  14. Wahlergebnisse Ortsbeiratswahl Erdmannrode vom 14. März 2021. In: Votemanager. Abgerufen im Februar 2023.
  15. Ortsbeirate Erdmannrode. In: Webauftritt. Gemeinde Schenklengsfeld, abgerufen im Februar 2023.
Commons: Erdmannrode – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien