Seibertz lebte und arbeitete in Berlin, er trat seit den 1880er Jahren als Architekt katholischer Kirchen in Erscheinung. Charakteristisch für viele seiner Bauten ist die Anlehnung an Formen der märkischen Backsteingotik. Zahlreiche seiner erhaltenen Bauten wurden in jüngerer Zeit unter Denkmalschutz gestellt (D). Zwischen 1903 und 1905 war er Stadtverordneter und Mitglied der Hochbaudeputation in der damals noch selbständigen Stadt Charlottenburg. Er wohnte in dem von ihm entworfenen Haus Uhlandstraße 171/172 in Charlottenburg. Bestattet wurde er auf dem Berliner St.-Matthias-Friedhof.
Bauten und Entwürfe
1880–1890: Katholische Kirche St. Johannes Baptist (St. Johannes der Täufer, heute Kościół pw. sw. Jana Chrzciciela) in Stettin, Greifenstraße (neogotisch; 1922 zur Propsteikirche erhoben)
1892–1893: Katholische Kloster- und Pfarrkirche St. Paulus in Berlin-Moabit, Oldenburger Straße / Waldenserstraße (D)[2] Neben der neogotischen dreischiffigen Basilika mit markanter Backsteinfassade errichtete Seibertz zeitgleich auch das Konventswohnhaus für die Ordensbrüder. Da als Nachwirkung des Kulturkampfs im protestantischen Berlin dem Kloster kein hoher Kirchturm gestattet wurde, wirken die beiden Doppeltürme an der Nordfassade im Verhältnis zum Gesamtbau merkwürdig verkürzt.
1893–1896: Katholische Kirche St. Matthias in (Berlin-)Schöneberg, Winterfeldtplatz (D)[3] Mit 50 Metern Länge und 25 Metern Breite ist die dreischiffige Basilika eine der größten Kirchen Berlins und zudem eine der wenigen freistehenden katholischen Platzkirchen in Berlin. Nach starken Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg wurde sie vereinfacht wiederaufgebaut. Der einst weithin sichtbare, 93 m hohe Kirchturm mit Spitzhelm wurde dabei entscheidend verkürzt.
1893–1894: Katholische Kirche St. Mariä Himmelfahrt in Angermünde, Gartenstraße (D)[4] Die Innenausstattung wurde 1953 fast vollständig erneuert.
1895: Katholisches Waisenhaus in (Berlin-)Wilmersdorf, Pfalzburger Straße 18 (D)[5] Die Kirche wurde nach Kriegsschäden wiederaufgebaut und dient heute als Kinder- und Jugendhilfezentrum der Caritas.
1895–1896: Katholische Kirche St. Francis de Sales für die deutsche Gemeinde in St. Louis, Missouri, USA Wegen eines heftigen Tornados wurden die Bauarbeiten 1896 eingestellt. Die Kirche wurde erst 1908 nach einem modifizierten Entwurf von Victor S. Klutho eingeweiht, ihr Kirchturm ist bis heute der höchste der Stadt.
1897–1899: Katholische Heilig-Kreuz-Kirche in Frankfurt (Oder), Franz-Mehring-Straße (D)[6]
1897–1898: Mehrfamilienwohnhaus Kurfürstendamm 35 in (Berlin-)Charlottenburg (D)[7]
1898: Katholisches Pfarrhaus Franz-Mehring-Straße 4 in Frankfurt (Oder) (D)[9]
1899: Entwurf für einen Kaiser-Wilhelm-Turm beim Schloss Arnsberg mit Restaurant und Museum[10] Die Bauausführung wurde durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 endgültig verhindert.
1899–1900: Mehrfamilienwohnhaus Uhlandstraße 171–174 in (Berlin-)Charlottenburg (D)[11] Das fünfgeschossige Doppelhaus in neobarocken Formen hat zwei unterschiedliche Seitenrisalite.
1901: Katholische Kirche St. Salvator in Anklam Mit diesem Bau löste sich Seibertz von der Bevorzugung des (neo-)gotischen Stils für Kirchenbauten und wählte stattdessen Formen der Neoromanik. Wegen der Gründungsschwierigkeiten auf morastigem Terrain wurde die Kirche mit einem Dachreiter statt eines Turms ausgeführt.
1903: Mehrfamilienwohnhaus-Gruppe Gleditschstraße 80 / Vorbergstraße 10–10a in (Berlin-)Schöneberg (D)[12]
(mit Hugo Elsner): Die Gontard’schen Thürme und ihre Annexbauten auf dem Gensd’armen-Markt zu Berlin. Aufnahmen und Entwürfe. Berlin 1884.
Literatur
Lupold von Lehsten: Der Kirchenarchitekt Engelbert Seibertz (1856–1929). In: Josef Wieneke (Hrsg.): Fest im Glauben. 150 Jahre St. Matthias Berlin-Schöneberg. EOS Verlag, Sankt Ottilien 2018, ISBN 978-3-8306-7905-9, S. 47–58.