Eduard Uhlenhuth war ein Sohn des Schulleiters und Bildhauers Ludwig Eduard Uhlenhuth (1821–1899)[3] und seiner Ehefrau Maria Caroline Hedwig, geb. Pröhle, (1826–1887).[1] Ludwig Eduard Uhlenhuth schrieb schon als Student ein kleines Werk über Daguerreotypie, „das selbst von Universitätsprofessoren anerkannt wurde“.[4] Bereits im Jahr 1845 und damit nur sechs Jahre nach Veröffentlichung des fotografischen Verfahrens von Louis Daguerre (1787–1851) im Jahr 1839 erschien sein Fachbuch „Praktische Anweisung zur Daguerreotypie. Nach den neuesten Verbesserungen in möglichster Vollständigkeit dargestellt von L. E. Uhlenhuth“,[5] das 1849 in zweiter Auflage erschien. Er ist damit zu den Fotopionieren zu zählen, auch wenn er selbst wohl nicht als Fotograf tätig war.[6]
Der Schuldirektor und Bildhauer Ludwig Eduard Uhlenhuth und sein Frau Maria hatten mehrere Kinder, darunter zwei Söhne, die Fotografen wurden: der hier behandelte Eduard Uhlenhuth (geb. 1853) und Johann[es] Uhlenhuth (geb. 26. Januar 1867 in Anklam).[7] Johann[es] Uhlenhuth war also ein jüngerer Bruder von Eduard Uhlenhuth. Er übernahm später das Fotogeschäft seines Bruders Eduard.[5]
Im Juni 1880 wurde die Verlobung von Heinrich Eduard Uhlenhuth mit Minna Koppe bekanntgegeben.[8]
Im selben Jahr (1880) kaufte Eduard Uhlenhuth das Coburger Atelier des Fotografen Hermann Schwegerle[9] (geb. 1. August 1848 in Augsburg; gest. 1921 in München).[10] Schwegerle war seit 1877 Hoffotograf von Ernst II., Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha[10] und verließ Coburg im Juni 1880.[11] Das Atelier Uhlenhuth befand sich von 1880 bis 1885 in der Badergasse 1 in Coburg.[5] Es zog dann innerhalb Coburgs an den Albertplatz um, Zinkenwehr 5, wo es von 1885 an mehr als hundert Jahre lang bis in die 1990er Jahre hinein fortbestanden haben soll.[5]
Eduard Uhlenhuth heiratete am 29. September 1880 in Berlin die Gärtnerstochter Wilhelmine „Minna“ Koppe (geb. 29. September 1857).[1] Die am 8. Februar 1883 in Coburg geborene Tochter Irma Hedwig Marie Uhlenhuth war in erster Ehe mit dem Fotografen Max Franz Otto Lange (gest. 14. Januar 1912 in Berlin) verheiratet.[12] Außerdem hatten Eduard und Minna Uhlenhuth (mindestens) drei Söhne: Eduard jun. (geb. 18. September 1884), Reinhard (geb. 21. Dezember 1885; gest. 1979) und Wilhelm („Willy“; geb. 23. Juni 1887).[13]
Auf seinen Antrag von 1881[14] hin wurde Eduard Uhlenhuth 1882 zum Hofphotographen von Ernst II., Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha, ernannt.[3]
1889 erhielt Eduard Uhlenhuth die Berechtigung, den Meistertitel zu führen.[7][15]
Eduard Uhlenhuth eröffnete am 4. Oktober 1893 ein Fotoatelier in der Schweinfurter Petersgasse 4 1/2.[7] 1894[18] eröffnete er in Schweinfurt am Schrotturm ein Atelier, das er gemeinsam mit seinem 14 Jahre jüngeren Bruder Johann führte, bis dieser es ihm abkaufte. Dies geschah entweder bereits am 5. Oktober 1898[19] oder erst im Jahr 1907.[20]
Eine weitere Filiale des Fotoateliers Uhlenhuth bestand in Rudolstadt in der Georgstraße.[5][21]
In den 1890er Jahren bildete Eduard Uhlenhuth den Fotografen Marcus Julius August Römhild (geb. 18. März 1877 in Sonneberg, (Thüringen); gest. 18. März 1944) aus.[22]
Spezialitäten der fotografischen Tätigkeit Eduard Uhlenhuths waren zum einen Porträtaufnahmen der Fürsten Europas und zum anderen Momentaufnahmen von Wildtieren.[23] Weitere Sujets von Uhlenhuths Fotografien waren etwa: „…reizende Actbilder von Kindern, egyptische Studien, Thieraufnahmen, Manöverbilder, Costumestudien aus dem Mittelalter …“[24]
Uhlenhuth unterhielt gute Beziehungen zum Hof des bulgarischen Zaren Ferdinand I., der als Sohn des Generals August von Sachsen-Coburg und Gotha (1818–1881) Verbindungen nach Coburg hatte. Uhlenhuth war als offizieller Photograph bei Ferdinands Hochzeit auf Schloss Osterstein (Gera) im Jahr 1908 und bei einem Besuch des deutschen Kaisers Wilhelm II. in der bulgarischen Hauptstadt Sofia im Jahr 1918.[25]
Nach Eduard Uhlenhuths Tod im Jahr 1919 übernahm sein Bruder Johann Uhlenhuth, der schon das Schweinfurter Uhlenhuth-Studio gekauft hatte, auch das Fotoatelier in Coburg. 1925 übernahm Eduards Sohn Reinhard Uhlenhuth (also ein Neffe von Johann Uhlenhuth) mit seiner Frau Olga die Leitung des Ateliers.[26]
Hans-Jürgen Uhlenhuth (geb. 15. Mai 1941; gest. 29. Dezember 2014), ein Enkel von Johann[es] Uhlenhuth,[26] gründete 1970 das Uhlenhuth-Großlabor. In diesem Großlabor wurden in den 1970er und 1980er bis zu 390 Angestellte beschäftigt, über 140 Millionen Farbbilder im Jahr gefertigt und 800 Fotogeschäfte beliefert. Der Stammsitz befand sich in Schweinfurt, am Albrecht-Dürer-Platz.[18] Photo Uhlenhuth befand sich bis 2001 in Familienhand, musste 2006 Konkurs anmelden, wurde danach wieder von der Familie übernommen.[5] Im Jahr 2010 beging die Firma Photo-Uhlenhuth ihr 165. Firmenjubiläum;[18] demnach wurde dort das Jahr 1845 – das Erscheinungsjahr der Daguerreotypie-Anleitung des Bildhauers Ludwig Eudard Uhlenhuth – als Gründungsdatum der Photo-Unternehmens betrachtet. Im Jahr 2019 existierte die Firma Photo Uhlenhuth nicht mehr.[5]
Auszeichnungen
Kaiserlich Königlicher Hoffotograf
Herzoglich Sächsischer Hof-Photograph (Sachsen-Coburg und Gotha)
Verdienst-Medaille für Kunst und Wissenschaft (Sachsen-Coburg und Gotha; Juni 1883)[27]
goldene Ehren-Medaille des Fürstlich hohenzollernschen Hausordens, März 1901[28]
Silberne Gesellschafts-Medaille der Photographischen Gesellschaft in Wien (1890)[30]
Titel „Professor“ (Sachsen-Coburg und Gotha)
Prämiert: Heidelberg 1885, Braunschweig 1886,[31] Stuttgart 1887, Frankfurt a. M. 1888, Kassel 1889, Köln 1889, Berlin 1890, Nürnberg 1890, Berlin 1891, München 1893, Erfurt 1891.[5]
Photo-Uhlenhuth, „165 Jahre Uhlenhuth – Photographie“ (online)
Fotograf: Eduard Uhlenhuth, Signatur: 2346, in: fotorevers.eu, Lexikon der Fotografen (online)
Fotograf: Eduard Uhlenhuth, Signatur: 5699, in: fotorevers.eu, Lexikon der Fotografen (online)
Wolfgang Brückner: „Äußerst getroffen und schön.“ Historische Fotografie in Unterfranken. Echter, Würzburg 1989, ISBN 3-429-01268-6, S. 167 ff.; zitiert nach: „Fotoatelier E. Uhlenhuth“, in: Museum digital Deutschland (online)
Jutta Greber: Photographen und Photographie in Schweinfurt von den Anfängen bis in die 20er Jahre unseres Jahrhunderts, Magisterarbeit, Würzburg 1988 (online)
↑ abcStandesamt Berlin VI, Heiratsregister 1880; Eintrag Nr. 814 vom 29. September 1880; eingesehen auf ancestry.de am 9. März 2024.
↑Coburger Regierungs-Blatt 1919, 4. Oktober 1919, S. 648, Druck und Verlag der Buchdruckerei von A. Roßteutscher, Coburg, „Standesamt Coburg, Sterbefälle. 21. Sept. [1919] Hofphotograph, Professor Eduard Uhlenhuth, 66 Jahre alt“, (Digitalisat)
↑Auf der archivierten Website der Firma Photo Uhlenhuth, „Über Photo Uhlenhuth, 165 Jahre Uhlenhuth - Photographie“ findet man die Aussage: „1860 Gründung des »Photographischen Atelier« in Coburg von Eduard Uhlenhuth. Dies wurde in jenem Jahr als Kunstanstalt registriert. 13 Jahre später [d.h.: 1873] wurde es auch von der IHK notiert.“ Dies erscheint unplausibel, denn der Fotograf Eduard Uhlenhuth war im Jahr 1860 erst sieben Jahre alt, und sein Vater Ludwig Eduard Uhlenhuth war in den Jahren 1859 und 1860 Teil des Lehrkörpers der höheren Schule Solingen, siehe: „Lehrkörper“, in: Solinger Zeitung, Di., 20. Oktober 1891, S. 2 und arbeitete an dem Standbild Friedrichs II. für Bromberg, dessen Gussmodell 1860 in einem Lagerhaus in der Berliner Klosterstraße ausgestellt war, siehe: Bergisches Volksblatt, 28. Dezember 1860, S. 2, bevor es am 31. Mai 1862 auf dem Friedrichsplatz in Bromberg enthüllt wurde, siehe: Franz Kössler: Personenlexikon von Lehrern des 19. Jahrhunderts, Berufsbiographien aus Schul-Jahresberichten und Schulprogrammen 1825–1918, mit Veröffentlichungsverzeichnissen, „Uhlenhuth, Eduard“, S. 10 der PDF-Datei
↑ abcdWolfgang Brückner: „Äußerst getroffen und schön.“ Historische Fotografie in Unterfranken. Echter, Würzburg 1989, ISBN 3-429-01268-6, S. 167 ff, zitiert nach: „Fotoatelier E. Uhlenhuth“, in: Museum digital Deutschland, https://nat.museum-digital.de/people/42568
↑Berliner Börsen-Zeitung, Morgen-Ausgabe, Mi., 2. Juni 1880, S. 18 (Digitalisat)
↑Atelier-Übergang von H. Schwegerle auf Ed. Uhlenhuth am 1. Juli 1880. Anzeige in: Coburger Zeitung, 1880 = Jg. 20, 1. Juli 1880, (Digitalisat)
↑Kirchenregister Kopenhagen Amt, Sankt Petri Tyske Kirke, Eintrag Nr. 20 vom 11. Dezember 1914; eingesehen auf ancestry.de am 9. März 2024.
↑Jutta Greber: Photographen und Photographie in Schweinfurt von den Anfängen bis in die 20er Jahre unseres Jahrhunderts, Magisterarbeit, Würzburg 1988, S. 58, (Digitalisat)
↑Regierungs-Blatt für das Herzogtum Coburg. 1892, 22. Juni 1892, S. 434, (Digitalisat): „II. Prädicatsertheilungen. Seine Hoheit der Herzog haben Sich in Gnaden bewogen gefunden, dem städtischen Oberförster August Clauber in Ohrdruf das Prädicat »Forstmeister« [...] und dem Hofphotographen Eduard Uhlenhuth in Coburg das Prädicat »Professor« zu verleihen.“
↑Dies scheint kein einmaliger Vorgang gewesen zu sein. Vielmehr verlieh Herzog Ernst von Sachsen Coburg und Gotha auch dem Hamburger Fotograf Leonard Berlin aus der Firma E. Bieber einen Professorentitel ehrenhalber: „Unser verehrtes Mitglied Herr Leonard Berlin, königl. Hof-Photograph in Firma E. Bieber in Hamburg, hat anlässlich seines Geschäftsjubiläums von Seite Sr. Hoheit des Herzogs Ernst von Sachsen Coburg und Gotha den Titel »Professor« erhalten.“, siehe: Photographische Korrespondenz, 1888, Nr. 328, S. 38.
↑So enthielt das Buch: Die Momentphotographie in ihrer Anwendung auf Kunst und Wissenschaft. Von Dr. Jos. Maria Eder. II. Serie. Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. d. S., 1888, Momentaufnahmen von Edelwild von E. Uhlenhuth in Coburg, siehe die Buchrezension von L. Schrank in: Photographische Korrespondenz, 1888, Nr. 328, S. 132, https://archive.org/details/photographischek2518unse/page/132/mode/2up In: „Die Herstellung von Momentphotographien und Thierbildern nach der Natur“, abgedruckt in: Photographische Korrespondenz 1885, Nr. 296, S. 143–146, https://archive.org/details/photographischek2218unse/page/n165/mode/2up schildert Uhlenhuth, wie er seine Wildtierfotos aufnehmen konnte.
↑Coburger Zeitung, 1918 = Jg. 57, Nr. 84, 11. April 1918, (Digitalisat): „Herr Professor Uhlenhuth berichtete in ausführlicher und interessanter Weise über seine Reise, die er auf Veranlassung des Zaren Ferdinand nach Bulgarien zum Zwecke photographischer Aufnahmen unternahm. […] Er berichtete über den Besuch des deutschen Kaisers in Sofia und den begeisterten Empfang durch die Bulgaren. Besonders interessant war die Schilderung der lebensgefährlichen Autofahrt im Gefolge der beiden Monarchen über das Rilagebirge auf den von König Ferdinand in zirka 3000 Meter Höhe angelegten, an steilen Felswänden entlang führenden Straße nach Drama, die Kaiserparade in Philippi und den Besuch der Front von Kavalla am Aegäischen Meer. […]“
↑Regierungs-Blatt für das Herzogtum Coburg. 1883, 18. Juli 1883, S. 1, (Digitalisat): „Se. Hoheit der Herzog haben dem Hof-Photographen Eduard Uhlenhuth in Coburg die Verdienst-Medaille für Kunst und Wissenschaft zu verleihen geruht. Coburg, den 25. Juni 1883.“
↑Coburger Zeitung, 1901 = Jg. 43, 23. März 1901, S. 1, (Digitalisat)
↑Regierungs-Blatt für das Herzogtum Coburg. 1897, 7. August 1897, S. 398: „Seine königliche Hoheit der Herzog haben dem Hofphotographen, Professor Uhlenhuth in Coburg, […] die im Knopfloch zu tragende Herzog-Alfred-Medaille gnädigst zu verleihen geruht. Coburg, den 6. August 1897.“ (Digitalisat)