Gerhardt betrieb viele Jahre nach entsprechender Ausbildung die Lithografie, sowie Architekturdarstellung als Zeichner und Stecher, ging 1832 nach Köln zu Gebr. Kehr & Niessen und danach zu Gottfried Semper nach Dresden, um Architektur zu studieren, jedoch ohne Abschluss. 1837 wandte er sich nach München und widmete sich der (Öl-)Malerei, speziell von Architekturbildern, wobei er weiterhin Stadtveduten und Architekturansichten lithografierte.
Studienreisen
In den Jahren von 1841 bis 1845 unternahm er mehrfach Studienreisen nach Oberitalien, besonders nach Venedig. Dort arbeitete er gemeinsam mit seinem Freund Friedrich von Nerly und schuf Ansichten von Venedig. Gerhardt hatte bei Ausstellungen in München (1845) und Berlin (1847) großen Erfolg. Dabei beeindruckte eine Serie von Ansichten der Markuskirche in Venedig König Wilhelm IV. von Preußen so sehr, dass er ihm Aufenthalte in Spanien (u. a. Valencia, Grenada und Gibraltar) und Portugal ermöglichte. Dort machte sich Gerhardt mit Friedrich Gärtner, Fritz Bamberger und Egron Lundgren bekannt, mit denen er auch zusammenarbeitete.
1834 schuf Gerhardt die RadierungAbtei von Altenberg am Rhein;[2] es folgten Zeichnungen von Sakralbauten und andere Architekturabbildungen aus Köln und aus dem Rheinland.[3]
Andere Künstler arbeiteten Lithografien und Stiche nach seinen Vorlagen,[3] so beispielsweise in Maximilian Benno Peter von Chlingenspergs Das Königreich Bayern (Verlag Georg Franz, München 1846).[4][5]
Während des Spanienaufenthaltes entstanden Arbeiten u. a. für Eugenie von Frankreich (Aquarell Der Saal der zwei Schwestern), den Herzog von Montpensier und Prinz Albert von Großbritannien (Aquarelle Das kgl. Schloß von Pena, Portugal, Sevilla, Die Giralda, Granada, Der Löwenhof der Alhambra, Granada, Der Generalife).
Der preußische König erwarb 52 Aquarelle (Ansichten aus Spanien und Portugal), König Ludwig I. von Bayern kaufte drei Gemälde[6] für die Neue Pinakothek und der Zarenhof 36 große Aquarelle[7] (Ansichten aus Venedig und Spanien; Verbleib unbekannt). Zwölf seiner Hauptwerke (Aquarelle aus Spanien und Portugal) waren im Besitz der Königin Olga von Württemberg und wurden 1970 in Bern versteigert.[7] Graf Adolf Friedrich von Schack kaufte fünf Gemälde (maurische Bauten in Granada) und beschäftigte Gerhardt auch als Architekten, der 1862 das erste Galeriegebäude der Sammlung Schack entwarf.[6]
Mit den aufgrund umfassender Ausbildung technisch gut gearbeiteten und wegen Ortskenntnis und eigener (aber auch fremder) In-situ-Vorlagen gelungenen Arbeiten traf Gerhardt überaus erfolgreich den Geschmack der Zeit. Romantisierende Darstellungen, (architektonische) Detailtreue und Nacht- und Beleuchtungseffekte zeichnen seine Werke darüber hinaus aus.
„Mehrmalige Reisen und längerer Aufenthalt in Italien, Spanien und Portugal veranlaßten ihn, insbesondere die Architekturmalerei zu kultivieren und zu diesem Zweck namentlich die ältern Bauwerke jener Länder zu studieren, die er in überaus malerischen Bildern teils in Aquarell, teils in Öl darstellt. Mit diesen Bauwerken weiß er sowohl das Landschaftliche als die Figurenstaffage stets in harmonischer Weise zu verbinden und zu einem poetischen Ganzen zu gestalten, ohne durch brillante Färbung imponieren zu wollen. Am vollkommensten ist er in den Charakter der maurischen Architektur eingedrungen, was seine Aquarelle aus der Alhambra, aus San Ildefonso, der Inquisitionspalast in Cordova (1863), die Carmokirche in Lissabon, die Kirchen San Marco und Maria della Salute in Venedig sowie seine Ölbilder: die nördliche Ansicht der Alhambra, die Mondnacht in einer spanischen Stadt, der Löwenhof der Alhambra u. a. beweisen.“
Zu Lebzeiten reichte Gerhardt mehrfach Werke zu Kunstvereinsausstellungen ein; u. a.
1843 an den Kunstverein Köln: Das Innere des Münsters zu Ulm
1866 an den Kunstverein Oldenburg: Alhambra von Norden gesehen
1869 erfolgte eine Ausstellung seiner Aquarelle im königlichen Schloß in Berlin.
2004 zeigte das Angermuseum in Erfurt die Ausstellung Zwei Maler aus Erfurt sehen Italien. Landschaften und Studien von Friedrich Nerly und Eduard Gerhardt (ohne Katalog)
2010/2011 wurden in Karlsruhe[19] und 2011 in Paderborn in der Ausstellung Venedigbilder in der deutschen Kunst des 19. Jahrhunderts Werke von Gerhardt gezeigt.
Friedrich Müller: Gerhardt, Eduard. In: Die Künstler aller Zeiten und Völker oder Leben und Werke der berühmtesten Baumeister, Bildhauer. Band2: F–L. Ebner & Seubert, Stuttgart 1860, S.185 (Textarchiv – Internet Archive).
Anja Gebauer: Spanien. Reiseland deutscher Maler, 1830–1870. Michael Imhof, Petersberg 2000, ISBN 3-932526-51-1 (zugl. Dissertation, FU Berlin 1998).
Gerhardt, Eduard. In: Günter Meißner (Hrsg.): Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker. Saur, München / Leipzig 1991 ff., ISBN 3-598-22740-X, hier Lieferung 2006, S. 119.
Herbert W. Rott: Sammlung Schack, Katalog der ausgestellten Gemälde. Verlag Hatje Cantz, Ostfildern 2009, ISBN 978-3-7757-2504-0.
↑Millar: The Victorian watercolours and drawings in the Collection of Her Majesty The Queen. London 1995.
↑Meyers Konversationslexikon. 4., gänzlich umgearbeitete Auflage. Band 7: Gehirn–Hainichen. Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig / Wien 1887, S. 163 (retrobibliothek.de).
↑ abcdefAuskunft N. Losch-Maute, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, 26. März 2012; siehe auch Katalog der Schack-Galerie 1895, S. 63–64 (Textarchiv – Internet Archive).