Eclipse (von englischeclipse „Sonnenfinsternis“, „Finsternis“, „Verdunkelung“) ist ein open-sourceProgrammierwerkzeug zur Entwicklung von Software verschiedener Art. Ursprünglich wurde Eclipse als integrierte Entwicklungsumgebung (IDE) für die Programmiersprache Java genutzt, aber mittlerweile wird es wegen seiner Erweiterbarkeit auch für viele andere Entwicklungsaufgaben eingesetzt. Für Eclipse gibt es eine Vielzahl sowohl quelloffener als auch kommerzieller Erweiterungen.
Eclipse ist der Nachfolger von IBM Visual Age for Java 4.0. Der Quellcode für Eclipse wurde am 7. November 2001 von IBM freigegeben.[6] Am 2. Februar 2004 beschloss das von IBM geführte Eclipse-Konsortium die Gründung der rechtlich eigenständigen Eclipse Foundation, die seitdem für die Entwicklung von Eclipse verantwortlich ist.[7]
Eclipse unterstützt die Java-Version 5 ab Version 3.1 und Java 6 ab Version 3.2. Ab 2006 wurden die Veröffentlichungstermine neuer Versionen der wichtigsten Eclipse-Komponenten harmonisiert, um Versionskonflikte zu vermeiden und Eclipse-Anwendern die Nutzung zu erleichtern.[8]
Der Veröffentlichungszyklus wurde ab Version 2018-09 auf Quartalsaktualisierungen verkürzt, da ab Java 9 nicht mehr alle 3 Jahre, sondern alle 6 Monate eine neue Java Version erscheint. Es folgt nun einem Rolling Release Modell.[9]
Projektnamen
Die Projektnamen waren bisher nach Jupitermonden (Callisto, Europa und Ganymede), den Raumsonden Galileo und Helios, die Version 3.7 nach der für Eclipse typischen Farbe Indigo benannt. Die Anfangsbuchstaben der Projektnamen werden ab Version 3.5 in alphabetischer Reihenfolge vergeben.[10] Die Version 3.8 erschien gleichzeitig mit der Version 4.2. Um mit dem schnelleren Release-Zyklus von Java mitzuhalten, wurde 2018 von einem jährlichen Release auf vier Releases pro Jahr umgestellt. Damit wurde auch das Namesschema der Release-Versionen auf „{Jahreszahl}-{Monat}“ vereinfacht, also beispielsweise „2018-09“.
Es existiert von Eclipse Juno zusätzlich eine Version 3.8. Diese wird nicht offiziell auf der Eclipse Download-Seite beworben, sondern ist als Paket über Distributionen verfügbar.[53] Eclipse 3.8 stellt Bugfixes für Eclipse Indigo bereit und enthält Java 7 Support. Die Wartung wurde parallel zur Version 4.2 durchgeführt.[54]
Die einzelnen Versionen werden jeweils als Grundversion oder als Zusammenstellung aus verschiedenen Programmpaketen veröffentlicht. Einzelne Programmpakete kann man jedoch auch später noch nachinstallieren. Die Benutzeroberfläche von Eclipse ist standardmäßig englischsprachig. Es gibt jedoch zu jeder Version Babel-Language-Packs, die man sich in den entsprechenden Sprachen als Plug-in installieren kann.[55]
Architektur
Bis einschließlich zur Version 2.1 war Eclipse als erweiterbare IDE konzipiert. Ab Version 3.0 ist Eclipse selbst nur der Kern, der die einzelnen Plug-ins lädt, die dann die eigentliche Funktionalität zur Verfügung stellen. Diese Funktionalität basiert auf Equinox. Sowohl Eclipse als auch die Plug-ins sind vollständig in Java implementiert. Zur Erstellung der grafischen Oberfläche wurde SWT verwendet. Zur Darstellung der GUI-Komponenten basiert SWT ähnlich wie AWT auf den nativen GUI-Komponenten des jeweiligen Betriebssystems. Eclipse wird für 14 verschiedene Systeme und Architekturen bereitgestellt und gilt somit als plattformunabhängig. Die Plug-ins lassen sich direkt von einem Update-Server, über den „Market Place“, oder durch Entpacken einer Installationsdatei installieren.
Das frei verfügbare Eclipse SDK umfasst die Eclipse-Plattform, Werkzeuge zur Java-Entwicklung (Java Development Tools, JDT) und die Umgebung zur Entwicklung von Eclipse-Plug-ins (Plug-in Development Environment, PDE).
Eclipse bietet eine Rich Client Platform, welche es Anwendungsentwicklern ermöglicht, basierend auf dem Eclipse-Framework, von der Eclipse-IDE unabhängige Anwendungen zu schreiben.[56]
Die folgenden Komponenten (Plug-ins) werden typischerweise mindestens für eine Eclipse-Rich-Client-Platform-Anwendung verwendet:
Eclipse Core Platform – steuert den Lebenszyklus einer Eclipse-Anwendung
Eclipse Platform UI – stellt die Workbench mit den Konzepten Sichten, Editoren, Perspektiven, Menüs und Toolbars zur Verfügung
Seit der Version 4.0 ist es auch möglich andere UI Technologien als SWT zu verwenden, konkret existiert mit dem Projekt e(fx)clipse eine Implementierung in JavaFX vor.[57]
Weitere Eclipse-Komponenten, wie das Hilfesystem oder das automatische Aktualisierungssystem, können auch eingesetzt werden. Üblicherweise wird das Eclipse-OSGi-Framework Equinox zum Kombinieren (bundling) der Komponenten eingesetzt.
Oberfläche
Eclipse ist in Komponenten (parts) gegliedert, die in Sichten (views) und Editoren (editors) gegliedert werden, wobei die Unterscheidung in view und editor sich an der Nutzung orientiert und nicht technischer Natur ist. Diese Fenster können durch Drag and Drop beliebig angeordnet oder minimiert werden.[58]
Sichten
Mit Hilfe von views können Daten direkt bearbeitet werden und darunterliegende Datenstrukturen verändert werden.[58]
Beispiele für views sind
die (auch aus den meisten anderen Editoren bekannte) Navigator-View, die die im Projektverzeichnis enthaltenen Dokumente anzeigt.
der Klassenexplorer, der baumartig strukturiert Symbole für die Klassen, Funktionen, Variablen, Importe eines geöffneten Quelltextes anzeigt oder
das Suchfenster, das die Ergebnisse einer Suche auflistet.
Editoren
Editoren sind die Komponenten, die nur das jeweils geöffnete Datenelement bearbeiten und in denen der Nutzer explizit speichern muss, um Daten zu verändern.[58] Beispiele sind Fenster, die meist den Quelltext mit Syntaxhervorhebung anzeigen, wobei es für viele Programmiersprachen einen eigenen Editor gibt (zum Beispiel für Java, C, PHP, Python, HTML, aber auch einen einfachen Texteditor). Genauso gibt es aber auch visuelle Editoren (beispielsweise UML-Editoren, GUI-Builder) oder solche, die Baumstrukturen anzeigen (etwa der XML-Editor). Editoren nehmen normalerweise den meisten Raum des Programmfensters in Anspruch. Mehrere geöffnete Quelltexte werden als Reiter geöffnet, die über Tabs am oberen Rand in den Vordergrund gebracht werden können. Außerdem können Tabs fixiert werden, damit der zugehörige Quelltext nicht versehentlich geschlossen wird. Auch Editoren können weitgehend frei per Drag and Drop angeordnet werden, und eine Datei kann in mehreren Editoren gleichzeitig geöffnet werden.
Oft sind folgende interaktive Funktionen bei den Editoren für Programmiersprachen vorhanden:
Im Java-Editor kann durch Strg+Linksklick auf einen Funktionsaufruf direkt zu der Deklaration der entsprechenden Funktion gesprungen werden. Fährt man mit dem Mauszeiger über ein Element, für das Quelltext-Dokumentation vorhanden ist, so wird diese in einem Pop-up-Fenster angezeigt.
Wird der Cursor auf eine Variable gesetzt, so werden diese und alle weiteren Vorkommen derselben im Dokument farbig unterlegt, in einer Leiste am rechten Rand des Editors werden sie als kleine farbige Striche angezeigt, die als Links zu den entsprechenden Stellen im Quelltext fungieren.
Frei konfigurierbare Code-Vorlagen mit Variablenunterstützung und Kontextzuordnung.
Unterschiede des geöffneten Quelltextes zur auf der Festplatte gespeicherten Version sowie Zeilennummerierung werden in einer Leiste am linken Rand farbig hervorgehoben.
Konfigurierbare automatische Codeformatierung, die des Java-Editors ist die am weitesten entwickelte.
Perspektiven
Perspektiven sind vollständige Anordnungen von parts. Ein editor bleibt beim Perspektivwechsel erhalten.[58] Perspektiven sind weitgehend konfigurierbar, und benutzerdefinierte Konstellationen können gespeichert und geladen werden. Meistens stellen Plug-ins, die man nachinstalliert, vorkonfigurierte Perspektiven zur Verfügung, die dann den eigenen Wünschen entsprechend angepasst werden können.
Erweiterungen
Für die Eclipse-IDE wurden schon zahlreiche Erweiterungen geschrieben, teils proprietär, teils frei verwendbar. Primär wird Eclipse als Java-IDE verwendet, dabei kommen vor allem die in den Java Development Tools zusammengefassten Plug-ins zum Einsatz. Es existieren aber etliche Plug-ins für andere Sprachen oder zur Entwicklung von OSGi-Bundles. Dazu zählt vor allem das CDT-Projekt, das C und C++ unterstützt und u. a. die GNU Compiler Collection und die LLVM (-Clang und -GCC) abdeckt. Darüber hinaus gibt es auch Plug-ins für Perl, PHP, ColdFusion, Ruby, Python, C#, Fortran, Ada2005, Scala usw. Diese können über ein Menü in Eclipse eingebunden werden. Neben Plug-ins für konkrete Programmiersprachen gibt es auch solche, die allgemeine Entwicklungsprozesse unterstützen, wie beispielsweise Mylyn für „aufgabenorientierte Entwicklung“ oder Saros[59] für Verteilte Paarprogrammierung. Oft sind diese Ergänzungen – anders als das Kernprogramm – nur auf Englisch erhältlich.
Neben den Java Development Tools gibt es viele weitere Projekte, die ebenfalls auf der Eclipse-Website koordiniert werden. Ein solches Projekt ist das Eclipse Tools Project, das verschiedene Hilfsmittel entwickelt, die von Entwicklern erweitert werden können. Weitere Projekte sind das Eclipse Modeling Framework (EMF), das Graphical Editing Framework (GEF) und die eingestellte Eclipse Riena Platform (Riena). Mit EMF lässt sich ein Datenmodell erstellen, das zum Beispiel auf UML basieren kann. GEF ist ein Projekt, das es Entwicklern erlaubt, mit Hilfe eines existierenden Datenmodells schnell einen grafischen Editor zu erstellen. Riena unterstützt Entwickler bei der Ausstattung einer Anwendung mit einem benutzerfreundlichen Interaktionskonzept und ansprechenden Oberflächenelementen.
Basierend auf diesen Erweiterungen und dem modularen Aufbau von Eclipse selbst, lassen sich für Projekte spezifische Eclipse-Bundles erstellen. Diese enthalten alle für ein bestimmtes Projekt notwendigen Teile und Erweiterungen von Eclipse, ohne mit unnötigen Teilen Hauptspeicher und Rechenleistung zu verbrauchen.
Inzwischen gibt es auch Open-Source-Erweiterungen, die eine automatisierte Bereitstellung und Konfiguration erheblich erleichtern. Dazu zählen oasp4j-ide, Oomph und Yatta Profiles.[60]
Seit Version 4.7 integriert Eclipse das Language Server Protocol. Initial profitierten Eclipse Acute für C#, Eclipse Corrosion für Rust und die TextMate Unterstützung für Eclipse.[61]
Die letzte Veröffentlichung mit Unterstützung für die 32-Bit-Architektur war Eclipse 2018-09 (Version 4.9).[62]
Marktanteil
In den ersten 10 Jahren verdrängte Eclipse die Konkurrenten JBuilder, OptimalJ, Rational Application Developer, WebGain sowie JDeveloper und besaß zu dem Zeitpunkt in Deutschland über 70 % Marktanteil.[63] Da Eclipse kostenlos angeboten wird und Nutzer auch mehrere IDEs parallel benutzen, ist es schwer, genaue Zahlen zum Marktanteil von IDEs für Java zu ermitteln. Umfragewerte deuten auf einen Marktanteil von Eclipse von 27 % hin. Damit läge es auf Platz 2, hinter der nur teilweise kostenfreien IDE IntelliJ IDEA von JetBrains mit 42 % und vor der kostenlosen IDE Visual Studio Code von Microsoft mit 22 % sowie Netbeans von Oracle mit 5 %. Sonstige IDEs kommen auf einen verschwindenden Marktanteil von zusammen 4 %.[64]