Dorte Mandrup-Poulsen (geboren am 28. Juli1961) ist eine dänischeArchitektin.[1] Sie ist Gründerin und kreative Leiterin des Architekturbüros Dorte Mandrup Arkitekter.
Nach der Schule nahm Mandrup 1981 ein einjähriges Georgia Rotary Stipendium wahr und studierte Bildhauerei und Keramik am Department of Fine Arts des Glenville State College (GSC) in West Virginia in den Vereinigten Staaten. Von 1988 bis 1989 besuchte sie das Institut für Bildende Kunst an der Design Hochschule in Kolding. 1989 schließlich wechselte sie an die Architekturschule Aarhus und schloss 1991 das Architektur-Studium mit dem Master ab.[2]
Architekt
Direkt nach dem Studium begann Mandrup im Architekturbüro Ahnfeldt-Mollerup & Wiesner Architects mitzuarbeiten. Von 1992 bis 1995 arbeitete sie für Henning Larsen Architects, bevor sie 1995 gemeinsam mit Niels Fuglsang das Büro Fuglsang & Mandrup-Poulsen gründete. Diese Firma wurde aufgeteilt, als Mandrup am 30. Juni 1999 ihr eigenes Büro, Dorte Mandrup Arkitekter, gründete, das seinen Sitz in Kopenhagen hat und 2011 42 Mitarbeiter hatte. Das Büro ist für mehrere international anerkannte Gebäude verantwortlich.[2][3]
Mandrup ist verantwortlich für das Wadden Sea Centre an der dänischen Westküste, das Icefjord Centre am UNESCO-Pfad in Ilulissat in Grönland und seit kurzem auch hinter das geplante Mischnutzungsprojekt des dänischen Bekleidungsunternehmens Bestseller in Brande, das bereits durch den geplanten Bau eines über 200 Meter hohen Turms, der das höchste Gebäude Dänemarks werden soll, für Aufmerksamkeit gesorgt hat.
„Ein Gesamtkunstwerk zu schaffen, ist kein Kinderspiel. Es stimmt zwar, dass Architektur wie alle Kunstformen ein Handwerk ist, doch in ihrer Ausführung ist Handwerkskunst ein extrem technischer und hochkomplexer Vorgang. Und der Versuch, wieder an verwandte Kunstformen anzuknüpfen, ist für mich die probate Möglichkeit, einen ansonsten sehr technischen Prozessablauf zu stören und kreativ zu verbessern. Ich habe das Bauhaus stets für seine Fähigkeit bewundert, die Grenzen zwischen Funktionalität und Ästhetik zu überschreiten. Als es die Architektur von ihrer Ornamentik befreite, verband es die beiden in gewisser Weise. Funktionalität wurde zu einer ästhetischen Erfahrung, und die Ästhetik war streng funktional. Beim Entwurf des Wadden Sea Centre an der Westküste Dänemarks hatte ich die seltene Gelegenheit, funktionale Architektur mit Handwerkskunst zu verbinden. Die auf Zweckmäßigkeit angelegten, ineinander übergehenden Ausstellungsräume, das Gebäude an sich, das skulpturale Reetdach und die beeindruckende, karge Landschaft wurden eins – man könnte fast von einem Gesamtkunstwerk sprechen.“
2017 erregte Mandrup internationales Aufsehen mit ihrem Essay „Ich bin keine Architektin. Ich bin ein Architekt“ in der Architekturzeitschrift dezeen, in der sie die Geschlechterpolitik in der Welt der Architektur diskutierte.[5] Ihr wurde daraufhin Verrat an der Frauenbewegung vorgeworfen. Aber sie wollte damit sagen, dass sie sich nicht als Unterkategorie unter männlichen Architekten sieht. „Es gibt viele gute Architektinnen, und wir können es leicht mit den Männern aufnehmen“, sagte sie daher ein Jahr später in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Das 2017 begonnene Projekt Bestseller Tower in Brande, geplant als der höchste Turm in Westeuropa – eine Kategorie, mit der sich in der Regel männliche Architekten brüsten – wurde 2020 eingestellt.[6][7][8]
Am 1. November 2019 gewann sie einen von The Whale – einer norwegischen Institution, die dem Wal ein Denkmal setzen will und Architekturpreise ausschreibt – ausgeschriebenen Wettbewerb für den Entwurf eines Museums, das auf der norwegischen Insel Andøya, 300 km nördlich des Polarkreises, gebaut werden soll.[9] Der Entwurf des Gebäudes erinnert an einen Wal, bietet aber auch einen Hang, den die Besucher erklimmen können, um einen Blick auf das Meer, die Berge und die Nordlichter zu genießen.[10]
Creating Change with Impact: An Architect's Manifesto. In: Sofie Pelsmakers, Nick Newman (Hrsg.): Everything needs to change. Architecture and the climate emergency. RIBA Publishing, Newcastle upon Tyne 2021, ISBN 978-1-00-037537-4.
Clemens Bomsdorf: Deutsche Bauzeitung. Band141, Nr.12, 2007, S.50–54.
D. Sokol: Nordic architects. 2008.
clemens bomsdorf: kinder-kulturzentrum in kolding. dorte mandrup architektur. In: deutsche bauzeitung. db. zeitschrift für architekten und bauingenieure. Band143, Nr.9, 2009, S.36–44 (db-bauzeitung.de [abgerufen am 1. März 2022]).
Nicola Braghieri: Dorte Mandrup. Reading nest / Nido per leggere. In: Rivista di architettura e urbanistica. Band73, Nr.784, 2009, S.43 (italienisch).
Dorte Mandrup. In: Sandra Hofmeister (Hrsg.): My Bauhaus – Mein Bauhaus: 100 Architekten zum 100. Geburtstag eines Mythos / 100 Architects on the 100th Anniversary of a Myth. Edition Detail, München 2018, ISBN 978-3-95553-451-6, S.80–81 (englisch, deutsch).Inhaltsverzeichnis.
Julie Sinclair Eakin: Dorte Mandrup. In: Jan Cigliano Hartman (Hrsg.): The women who changed architecture. Beverly Willis Architecture Foundation / Princeton Architectural Press, New York 2022, ISBN 978-1-61689-871-7, S. 242f.
Eva Hermann, Sandra Hofmeister, Jakob Schoof: København - urban architecture and public spaces. Übersetzung ins Englische Alisa Kotmair. Hrsg.: Sandra Hofmeister. Edition Detail, München 2021, ISBN 978-3-95553-538-4, S.258–266 (englisch, deutsch). Mehrere projektbezogene Artikel zu Projekten von Dorte Mandrup.
Ursula Schwitalla (Hrsg.): Frauen in der Architektur. Rückblicke Positionen Ausblicke. Übersetzung aus dem Englischen von Sofia Blind, Dorothea Duwe, Nora von Mühlendahl-Krehl, Ursula Schwitalla. Hatje Cantz, Berlin 2021, ISBN 978-3-7757-4868-1, S.136–139, 211.Inhaltsverzeichnis.
Agata Toromanoff: Dorte Mandrup. In: Raising the roof. Women architects who broke through the glass ceiling. Prestel, Munich / London / New York 2021, ISBN 978-3-7913-8663-8, S.150–155.
↑Mandrup, Dorte. In: Andreas Beyer, Bénédicte Savoy, Wolf Tegethoff (Hrsg.): Allgemeines Künstlerlexikon - Internationale Künstlerdatenbank - Online: Allgemeines Künstlerlexikon Online / Artists of the World Online. K. G. Saur, Berlin / New York 2009 (degruyter.com [abgerufen am 28. Februar 2022]).
↑ abcdDorte Mandrup-Poulsen. Lebenslauf. (PDF) Dorte Mandrup Arkitekter, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Mai 2012; abgerufen am 27. Februar 2022 (englisch).