Domenico Bartolucci wurde als Sohn eines Ziegelfabrikarbeiters geboren. Er trat in das Priesterseminar des Erzbistums Florenz ein, wo er als Kantor rekrutiert wurde. Im Alter von 14 Jahren komponierte er schon Motetten, Madrigale, Oratorien und Kantaten; in dieser Zeit wurde er auch als Organist an der Kathedrale von Florenz tätig. Am 23. Dezember 1939 empfing er das Sakrament der Priesterweihe durch Elia Kardinal dalla Costa. Nach dem Tod seines Meisters, Francesco Bagnoli, trat Bartolucci als Leiter des Chors der Kathedrale von Florenz die Nachfolge an. In diesen Jahren begann er, Motetten, Orgelmusik, Madrigale und Kammermusik zu komponieren. 1942 wurde Bartolucci nach Rom entsandt, um seine Kenntnisse in Kirchenmusik zu vertiefen. 1947 wurde er auch Pfarrer in Montefloscoli in der Diözese Florenz.
Nachdem Domenico Bartolucci stellvertretender Leiter des Chors der PatriarchalbasilikaSan Giovanni in Laterano geworden war, trat er 1947 die Nachfolge Licinio Refices als Leiter des Chors der Patriarchalbasilika Santa Maria Maggiore an. 1952 wurde er auf Anraten Maestro Lorenzo Perosis zum stellvertretenden Leiter des Chors der Sixtinischen Kapelle ernannt. Perosi konnte noch am 12. März 1955, zum sechzehnten Jahrestag der Krönungsfeierlichkeiten des Papstes, den Chor der Sixtinische Kapelle dirigieren, starb jedoch am 12. Oktober 1956. Nach dessen Tod ernannte PapstPius XII. Domenico Bartolucci zum Leiter des Chors der Sixtinischen Kapelle (Direttore Perpetuo della Cappella Musicale Pontificia).
Bartolucci veranlasste eine grundlegende Neuordnung der jahrhundertealten Institution, wobei er die musikalische Ausbildung der Sängerknaben wesentlich verbesserte; bei alledem hatte er die Unterstützung Papst Johannes' XXIII. Die Cappella Musicale Pontificia Sistina konnte ihre dürftige musikalische Qualität seit der Zeit seiner Amtsübernahme ablegen und sich wesentlich steigern. Am 21. Januar 1965 verlieh ihm Paul VI. den Titel Hausprälat Seiner Heiligkeit.[1] 1997 folgte, trotz seines Titels als „immerwährender Direktor“, dem Achtzigjährigen Giuseppe Liberto als Chorleiter der Sixtinischen Kapelle, was nicht nur auf Zustimmung stieß.
Am 25. Oktober 2010 erhielt er gemeinsam mit dem Bruder des Papstes, Prälat Georg Ratzinger, sowie dem österreichischen Musiker Vorstand der Wiener Philharmoniker Clemens Hellsberg den Ehrenpreis der Stiftung Fondazione Pro Musica e Arte Sacra.[2]
Am 31. August 2011 organisierte er ein Konzert für Papst Benedikt XVI. in Castel Gandolfo, bei dem u. a. auch das Ave Maria seiner lyrischen Oper in drei Akten „Il Brunellesco“ zur Aufführung kam.[10] Zu diesem Anlass komponierte Kardinal Bartolucci das Stück „Benedictus“, ein Papst Benedikt XVI. als Dank gewidmetes Gebet. Benedikt XVI. würdigte den Kardinal anschließend in einer Ansprache: „Der Meister Kardinal Bartolucci muss nicht vorgestellt werden. Ich möchte nur auf drei Aspekte seines Lebens hinweisen, die ihn – neben seinem stolzen Florentiner Geist – in eindeutiger Weise charakterisieren. Das sind: der Glaube, das Priestertum und die Musik. … die Musik ist für Sie die bevorzugte Sprache, um den Glauben der Kirche mitzuteilen und um dem, der Ihre Werke hört, auf dem Weg des Glaubens zu helfen. Sie haben auch durch die Musik Ihren priesterlichen Dienst ausgeübt.“[11]
Am 28. September 2011 ergriff Kardinal Domenico Bartolucci von seiner römischen TiteldiakonieSantissimi Nomi di Gesù e Maria in Via Lata feierlich Besitz.[12]
Am 20. September 2012 gab er in der Basilika St. Paul vor den Mauern in Rom ein Konzert zu Ehren von Papst Benedikt XVI., bei dem sein berühmtes Stabat Mater aufgeführt wurde.[13]
Am Konklave 2013 nahm er als über 80 Jahre alter Kardinal nicht mehr teil. Er starb 96-jährig im Jahr 2013 in Rom.
Zitate
„Musik ist die Seele des Wortes, das Kunst wird. Sie disponiert sie, die Schönheit Gottes zu entdecken und willkommen zu heißen. Aus diesem Grund muß die Kirche mehr als bisher lernen, die Schönheit der Musik wiederzugewinnen.“
„Heute ist es Mode, in Kirchen pop-inspirierte Lieder zu singen und Gitarre zu klimpern; schuld daran sind die Pseudo-Intellektuellen, die die Liturgie und die Musik so entstellt haben, das große Erbe der Vergangenheit verachtend. Wenn die Kunst der Musik nicht wieder zu ihrer früheren Größe zurückkehrt, ohne sich als nebensächliches Produkt anzupassen, braucht man auch die Frage nach ihrer Aufgabe in der Kirche nicht mehr zu stellen. Ich bin gegen Gitarren, aber ich bin auch gegen die Oberflächlichkeit der cäcilianischen Bewegung, das ist mehr oder weniger dasselbe. Unser Motto muß sein: laßt uns zurückkehren zum Gregorianischen Choral und zur Polyphonie in der Tradition Palestrinas, laßt uns diesen Weg fortsetzen.“[14]
„Benedikt XVI. hat eine Vorliebe für Gregorianik und Polyphonie und will die Verwendung der lateinischen Sprache wieder einführen. Er versteht, dass ohne das Latein das Repertoire der Vergangenheit dazu bestimmt wäre, im Archiv zu verschwinden. Es ist notwendig zu einer Liturgie zurückzukehren, die der Musik, dem Geschmack am Schönen und auch der wahren sakralen Kunst Raum gibt.“[15]
Werke (Auswahl)
Das musikalische Werk von Kardinal Domenico Bartolucci ist in 49 Bänden erschienen bei Edizioni Cappella Sistina.
Motetten
Primo libro dei Mottetti (Antifone Mariane), 30 mottetti a 4 voci e Litanie Lauretane
Secondo libro dei Mottetti, 25 canti a 1-2-3-4 voci uguali con organo
Terzo libro dei Mottetti, 44 mottetti a 4 voci
Quarto libro dei Mottetti, 35 mottetti a 5-6-7-8 voci
Quinto libro dei Mottetti, 24 mottetti a 4-5-6 voci e organo
Sesto libro dei Mottetti, 20 mottetti a 4-5-6-7-8 voci a cappella o con organo
Cantica varia, 7 composizioni a 4-5-6 voci a cappella o con organo
Sacrae Cantiones, 46 mottetti a più voci
Hymnen
Hymnen, 36 inni a 3-4-5-6 voci per l'anno liturgico
Magnificat, 4 cantici a 2-3-4 voci a organo e 8 cantici a 5 voci a cappella sugli 8 modi modali
Weihnachten, 26 composizioni a 1-2-3-4-5-6 voci
Karwoche, Messen, Mottetti und Responsorien a 4-5 voci
Laudi und Madrigale
Laudi Mariani, 24 laudi a 3-4-7 voci
Primo libro dei Madrigali, 18 madrigali a 3-4-5-6 voci
Secondo libro dei Madrigali, 13 madrigali a 3-4 voci e pianoforte
Miserere, per baritono solo, coro a 6 voci e orchestra; riduzione per canto e pianoforte
Messen
Messe (alternate al canto Gregoriano) 8 messe a 4-5 voci
Primo libro delle Messe, 5 messe a 1-2-3-4 voci
Secondo libro delle Messe, 5 messe a 2-3-4 voci
Terzo libro delle Messe, 6 messe a 3-4 voci
Quarto libro delle Messe (Dominicis infra annum), 5 messe a 3 voci
Messa Jubilaei, per coro a 4 voci, organo e piccola orchestra (zum Heiligen Jahr 1950 komponiert)
Messa Assumptionis, a 6 voci con orchestra
Messa in onore di S. Cecilia, per soprano, coro a 4 voci, organo e piccola orchestra
Messa pro Defunctis, per soli, coro a 8 voci e orchestra; riduzione per canto e pianoforte
Messa de Angelis, per soli, coro a 4 voci e orchestra
Opern und Oratorien
Brunellesco, lyrische Oper in drei Akten, für Chor und Orchester
Baptisma, poemetto sacro, Chor a 3 voci di soprani contralto und Orchester
La Natività, Oratorium für Solo, 8-stimmigen Chor und Orchester
La Passione, Oratorium für Solo, 6-stimmigen Chor und Orchester
La tempesta sul lago, Oratorium für Solo, 4-7-stimmigen Chor und Orchester
Gloriosi Principes, Oratorium für Solo, 6-stimmigen Chor und Orchester
Andere Kompositionen
Trittico Mariano, für Orgel
Organo, Kompositionen für Orgel und für Clavicembalo
Sinfonia rustica (Mugellana)
Concerto in mi, für Pianoforte und Orchester
Romanza, con variazioni, für Violine solo
Sonata in sol, für Violine und Pianoforte
Trio in la, für Violine, Violoncello e Pianoforte
Benedictus (zu Ehren von Papst Benedikt XVI.), für Sopran, dreistimmigen Chor und Orchester
Biografische Notiz zu Kardinal Bartolucci In: Presseamt des Heiligen Stuhls: Documentation – The College of Cardinals, abgerufen am 10. April 2023 (englisch)