Dieter SpethmannDieter Spethmann (* 27. März 1926 in Essen; † 1. Februar 2016 in Düsseldorf[1]) war ein deutscher Jurist und Industriemanager. Er war Vorstandschef der Thyssen AG. Spethmann modernisierte Thyssen und entdeckte die Transrapid-Technik in dem ehemaligen Kasseler Traditions-Unternehmen Henschel-Werke, das von Thyssen übernommen wurde. FamilieSpethmann war der Sohn des Wirtschaftshistorikers und Historiografen des Ruhrbergbaus Hans Spethmann und dessen Frau Margarethe, geb. Besthorn. Er war verheiratet und Vater von sechs Kindern.[2] AusbildungDa er in der Volksschule eine Klasse übersprungen hatte, besuchte Spethmann bereits im Alter von neun Jahren das Realgymnasium in Essen-Bredeney. Anfang März 1943 machte er dort sein Abitur. Danach begann Spethmann eine Lehre bei der Friedrich Krupp AG, die durch den Reichsarbeitsdienst und die Einberufung zur Kriegsmarine unterbrochen wurde. Sein letzter Dienstgrad war Fähnrich zur See. Ab 1948 studierte er Jura und Volkswirtschaftslehre in Kiel, Bonn und Köln. Während seines juristischen Vorbereitungsdienstes am Landgericht Essen arbeitete er parallel als Syndikus bei der Gelsenkirchener Bergwerks-AG. 1952 legte er die Große Juristische Staatsprüfung ab und wurde 1954 in Köln mit der Dissertation Die Rechtsstellung eines Gewerken bei der Verschmelzung seiner Gewerkschaft mit einer Aktiengesellschaft zum Dr. jur. promoviert. 1953 wurde er als Rechtsanwalt zugelassen. Beruflicher WerdegangNach dem Studium arbeitete Spethmann für kurze Zeit in einer Essener Rechtsanwaltskanzlei. 1952 erhielt er bei der Vereinigten Stahlwerke AG seine erste Festanstellung in der Industrie. Seine Aufgabe war es, die Auslandsschulden seines Arbeitgebers neu zu verhandeln. Ab 1955 arbeitete er für die August-Thyssen-Hütte AG (ATH), die zwei Jahre vorher aus der Vereinigten Stahlwerke AG hervorgegangen war. Dort war er zunächst Assistent des Generaldirektors Hans-Günther Sohl. 1958 wurde er Leiter der Abteilungen Finanzen und Beteiligungen, vier Jahre später Vorstandsmitglied der zu Thyssen gehörenden Handelsunion AG. Ab 1964 war er Vorstandsvorsitzender der Deutschen Edelstahlwerke AG (DEW), bis er 1970 in den Vorstand der ATH wechselte. Im April 1973 wurde Spethmann Hans-Günther Sohls Nachfolger als Vorstandsvorsitzender. Er meisterte die durch die erste große Stahlkrise in Deutschland und in Europa entstehenden Herausforderungen. Er diversifizierte, modernisierte und internationalisierte den Thyssen-Konzern. So kaufte er zum Beispiel den US-amerikanischen Automobilzulieferer Budd, was teilweise heftig kritisiert wurde. Unter seiner Leitung wuchsen bei Thyssen der Umsatz von zehn auf 36 Milliarden DM und die Zahl der Mitarbeiter von 92.000 auf 152.000. 1991 verließ er den Konzern, weil er mit dem Aufsichtsrat keine Einigung über die Nachfolge und die künftige Strategie erreichen konnte. 1974 wurde Spethmann zum Vorsitzenden der Wirtschaftsvereinigung Eisen und Stahlindustrie gewählt und hatte dieses Amt mit kurzer Unterbrechung bis 1984 inne. In diesem Rahmen setzte er sich auf europäischer Ebene für eine gemeinschaftliche Lösung der Stahlkrise ein. TransrapidSpethmann ist nicht im technischen, sondern im volkswirtschaftlichen Sinne der Erfinder des Transrapids. Als er die Technik zufällig bei seinen Technikern im Kasseler Henschel-Werk – Henschel gehörte zu Rheinstahl, an dem wiederum Thyssen seit 1973 eine Mehrheit besaß – entdeckte, war er sofort begeistert. Seitdem setzte er sich für den Bau einer Transrapid-Strecke in Deutschland ein, allerdings erfolglos. Weiteres EngagementIn Gastkommentaren im Handelsblatt und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) sowie in Briefen an Minister und Entscheidungsträger äußerte Spethmann sich zu Themen wie dem Euro und dem seines Erachtens falschen Zinsniveau in Deutschland. Seit 1995 war Dieter Spethmann Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats der IKB Deutsche Industriebank. Später war er zudem Mitglied des Beirats im Industrie-Club Düsseldorf. Gemeinsam mit Franz Ludwig Schenk Graf von Stauffenberg und Joachim Starbatty klagte Dieter Spethmann Ende Januar 2009 vor dem Bundesverfassungsgericht gegen den Vertrag von Lissabon, nachdem Peter Gauweiler (CSU), die Bundestagsfraktion der Linken und Klaus Buchner bereits Klage eingereicht hatten.[3] Außerdem klagte er gegen die neuen Begleitgesetze[4], die nach dem Lissabon-Urteil überarbeitet werden mussten. Spethmanns Klagen zu diesem Themenbereich blieben jedoch erfolglos. Im Mai 2010 reichte Spethmann zusammen mit Joachim Starbatty, Wilhelm Hankel, Wilhelm Nölling und Karl Albrecht Schachtschneider vor dem Bundesverfassungsgericht Klage gegen das Währungsunion-Finanzstabilitätsgesetz ein, das die deutsche Beteiligung an den Krediten zur Überwindung der griechischen Finanzkrise regelt. Nach ihrer Meinung verstößt das Gesetz gegen die Nichtbeistandsklausel im AEU-Vertrag und gegen das deutsche Grundgesetz. Die Klage wurde am 7. September 2011 zurückgewiesen. Im Frühjahr 2013 gehörte Spethmann zu den Hauptzeichnern bei der Gründung der Alternative für Deutschland.[5] Mandate
Ehrungen und Auszeichnungen
Veröffentlichungen
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
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