Die Erlöser AGDie Erlöser AG ist ein gesellschaftskritischer Roman von Björn Kern aus dem Jahr 2007, erschienen bei C.H.Beck. Der Autor entwirft darin ein Zukunfts-Szenario, in dem aktive Sterbehilfe legal ist. InhaltAuf einer tumultartigen Bundespressekonferenz wird die Abschaffung von Paragraph 216 Strafgesetzbuch verkündet. Aktive Sterbehilfe ist damit legal. Auf der Konferenz treffen Hendrik Miller, Mitglied der Ethikkommission an der Berliner Charité, und der verkrachte Journalist Paul Kungebein aufeinander. Gemeinsam gründen sie die „Agentur Miller Kungebein“ (im Volksmund „Die Erlöser AG“ genannt), die Sterbewilligen einen sanften Tod ermöglichen soll. Hintergrund des Geschehens ist ein Berlin der nahen Zukunft, in dem sich der demographische Wandel zugespitzt hat. Der gesamte Westteil der Stadt ist zu einem Bezirk für Kranke und Alte geworden. Erste Patientin ist die fast hundertjährige Elsa Lindström. Die demente Frau hatte ihren Sterbewunsch juristisch belastbar artikuliert. Umstritten ist jedoch eine weitere Patientin, die am Locked-in-Syndrom leidet, sich also nur über Bewegungen ihres Augenlides artikulieren kann. Ihr Tod ruft die Staatsanwaltschaft auf den Plan und bringt Paul Kungebein in Untersuchungshaft. Die Vorwürfe stellen sich als unbegründet heraus. Während der Untersuchungshaft hat Paul Kungebeins Vater Victor, seinerseits dement, das gemeinsame Loft verwüstet. Paul Kungebein steht vor der Frage, ob auch der eigene Vater Patient der „Erlöser AG“ werden soll, obwohl der seinen Willen bereits nicht mehr artikulieren kann. Das Buch hat ein offenes Ende, in dem Hendrik Millers Allmachtsphantasien karikiert werden, auch eine Stellungnahme pro oder contra Sterbehilfe bleibt offen. KritikWährend der Roman 2007 mit dem Brüder-Grimm-Preis der Stadt Hanau ausgezeichnet wurde, führte ein Auszug daraus, den Björn Kern beim Klagenfurter Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis vorlas, zum Eklat zwischen den Jurymitgliedern Iris Radisch und Karl Corino. Die expliziten Schilderungen körperlichen Elends führten zu teils polemischer Ablehnung. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung urteilte dazu: „Einer der wenigen Texte mit einem gewissen Tempo – und prompt fühlte sich [die Jury] erpresst von der Anschaulichkeit“ (3. Juli 2007). Entgegen Klagenfurter Gepflogenheiten mischte sich Björn Kern in die Diskussion ein und betonte als ehemaliger Zivildienstleistender, dass er nicht übertreibe. In der Oktoberausgabe der Zeitschrift Bücher hieß es: „Mit seinem Auftritt sorgte Björn Kern in diesem Jahr für den einzigen echten Moment der Unruhe beim wichtigsten deutschsprachigen Literaturpreis, dem Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt. Die Wut der Erfahrung trifft auf die schöngeistigen Formvorstellungen des Literaturbetriebs.“ Pressestimmen
– FAZ-Literaturkalender vom 3. Januar 2008[1]
– Frankfurter Rundschau, 8. Februar 2008
– HR 2, 5. Oktober 2007
– DPA, 14. Oktober 2007
– Financial Times Deutschland, 14. August 2007
– Neues Deutschland, 22. Oktober 2007
– SWR 2, 17. Januar 2008 VerfilmungDer Roman wurde 2011 unter dem Titel Komm, schöner Tod für das ZDF verfilmt.[2] Produzentin war Regina Ziegler, Regie führte Friedemann Fromm; in den Hauptrollen spielen Anna Loos und Herbert Knaup. Weblinks
Einzelnachweise
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