Dictatus PapaeAls Dictatus Papae bezeichnet man ein lateinisches Schriftstück, das sich im Briefregister Papst Gregors VII. (Reg. Vat. 2) unter den Briefen vom März 1075 findet; es wird heute im Vatikanischen Archiv aufbewahrt. Die Überschrift Dictatus Papae legt nahe, dass es sich dabei um ein Eigendiktat Gregors handelt. Der Text war wahrscheinlich nicht zur Veröffentlichung außerhalb der Kurie bestimmt. Trotzdem hatte er einen großen Einfluss auf die Vorgehensweise von Papst Gregor VII.[1] InhaltJeder der 27 kurzen und prägnanten Sätze beginnt mit quod („dass“) und gibt – offenbar ohne besondere Ordnung – Gregors Vorstellungen über die Stellung des Papstes innerhalb der Kirche und im Verhältnis zum Kaiser wieder. Mit den Leitsätzen 8, 9 und 12 stellt er sich sogar über den – nach damaliger Auffassung von Gott eingesetzten – Kaiser und macht seinen Herrschaftsanspruch auch über den weltlichen Staat geltend. Diese Leitsätze „zeichnen sich durch eine atemberaubende Kühnheit aus, die von der Rechtstradition durchaus nicht immer abgedeckt ist“, wie Horst Fuhrmann formuliert. Tatsächlich sind manche der Thesen durch das damalige Kirchenrecht gedeckt, unter anderem auf Basis der pseudoisidorischen Dekretalen.[1] Andere Thesen widersprechen dem mittelalterlichen Kirchenrecht deutlich. Der Dictatus papae ist in der Forschung oft als eine Art Programm verstanden worden, das Gregors Politik erklärt. Vereinzelt ist der Dictatus in der älteren Forschung auch als Entwurf zu einer (allerdings nie erstellten) Kanones-Sammlung verstanden worden, in der Kanones zusammengestellt werden sollten, die in Einklang mit Gregors Ideen standen. RezeptionDer Dictatus selbst fand nur geringe Verbreitung; außer der Register-Handschrift, die die päpstliche Kurie nie verlassen hat, ist nur eine weitere mittelalterliche Handschrift bekannt. Eine etwas größere Verbreitung erlangte der sogenannte ‚Dictatus von Avranches‘, dessen 37 Leitsätze oft mit denen des Dictatus papae übereinstimmen. Einen Teil der im Dictatus formulierten Ansprüche setzten Gregor und seine Nachfolger in die Tat um, teilweise wurden später auch rechtliche Grundlagen dafür geschaffen. Das Erste Vatikanische Konzil (1870) erhob den Lehr- und Jurisdiktionsprimat des Papstes zum Dogma. Den politischen Herrschaftsanspruch des Dictatus (Sätze 8, 9, 12) hat der Gang der Geschichte erledigt. Text des Dictatus Papae
AusstellungDas Dokument ist eines von einhundert durch eine Kommission ausgewählten, die in der Ausstellung Lux in Arcana – The Vatican Secret Archives unveiled ab Februar 2012 in den Kapitolinischen Museen ausgestellt wurden.[2] Edition
Übersetzung
Literatur
Weblinks
Anmerkungen
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