Notenblatt und Wiedergabe exakt nach dem Notenblatt (eine Strophe, Tempo 120 MM, Klavier)[1] sowie Wiedergabe eines mehrstimmigen Tonsatzes (zwei Strophen, Tempo 125 MM, Fiddle, Klavier und Es-Kornett), beide Versionen in der Tonart G-Dur
Der Winter ist ein rechter Mann ist deutsches Volkslied. Der Text stammt von Matthias Claudius, der ihn 1782 unter dem Titel Ein Lied hinterm Ofen zu singen veröffentlichte.[2] Die Melodie eines unbekannten Komponisten wird regelmäßig fälschlich als Werk von Johann Friedrich Reichardt veröffentlicht.
Mit seinem Gedicht knüpft Matthias Claudius an Winterlieder aus dem 16. Jahrhundert wie Der Winter ist ein scharfer Gast an. Er personifiziert den Winter aber ironisch als einen Mann, der selber immun ist gegen menschliche Krankheiten und Leiden, der sich nichts aus dem Frühling und warmen Sachen mache, und dem es nur bei Frost wohlig sei.
Ebenfalls 1790 veröffentlichte Johann Friedrich Reichardt seine Vertonung im 6/8-Takt in der Sammlung Lieder für Kinder aus Campes Kinderbibliothek mit Melodieen, bey dem Klavier zu singen.[4] 1797 legte er im zweiten Heft seiner Lieder geselliger Freude eine etwas überarbeitete Melodiefassung vor.[5] 1799 wurde die Erstfassung noch in das populäre Mildheimische Liederbuch aufgenommen.[6]
Die volksliedhaft verbreitetste Melodie ist seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in Liederbüchern nachzuweisen. Sie wurde ebenfalls unter dem Namen Johann Friedrich Reichardt gedruckt, was offenbar auf einer Verwechslung beruht, da sie von Reichardts beiden Melodiefassungen deutlich verschieden ist. Dennoch wurde diese Angabe von Franz Magnus Böhme in seine Volksthümlichen Lieder der Deutschen[7] und danach unkritisch in viele Schul- und Gebrauchsliederbücher übernommen.[8] Der Komponist dieser Vertonung ist nicht bekannt.
Eine weitere Melodie unbekannter Herkunft war seit Anfang des 20. Jahrhunderts in Liederbüchern der Wandervogel- und Jugendbewegung verbreitet.[9] Auch diese Melodie wird gelegentlich mit der falschen Komponistenzuschreibung Johann Friedrich Reichardt abgedruckt.[10]
↑ ab[Matthias Claudius]: Asmus omnia sua Secum portans, oder Sämmtliche Werke des Wandsbecker Bothen. IV. Theil. Wandsbeck 1782, S. 87 f. (Digitalisat).
↑Christoph Rheineck: Dritte Lieder-Sammlung mit Klavier-Melodien. Memmingen 1784, S. 25 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
↑Johann Friedrich Reichardt: Lieder geselliger Freude. 2. Heft. Fleischer, Leipzig 1797, S. 132–135 (Digitalisat).
↑Rudolf Zacharias Becker (Hrsg.): Mildheimisches Liederbuch. Gotha 1799, S. 45 f. (Digitalisat), und Melodien zum Mildheimischen Liederbuch. Für das Forte-Piano oder Clavier. Band 1. 2. Auflage. Gotha 1800, S. 99 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
↑Franz Magnus Böhme: Volksthümliche Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1895, S. 176 (Textarchiv – Internet Archive).
↑z. B. Unser fröhlicher Gesell 1964, S. 298; Worbs, Das große Buch vom deutschen Volkslied 1969, S. 80; Ungerer, Das große Liederbuch 1975, ISBN 3-257-00947-X, S. 163; Klusen, Deutsche Lieder 1980, ISBN 3-458-04855-2, S. 89 u. 824; Rölleke, Das Volksliederbuch 1993, ISBN 3-462-02294-6, S. 184.