De la Conquête de ConstantinopleDe la Conqueste de Constantinople (dt.: Von der Eroberung Konstantinopels) ist ein Werk in altfranzösischer Sprache und eines der wichtigsten historischen Dokumente zum Vierten Kreuzzug (1202 bis 1204). Der Augenzeugenbericht wurde von Gottfried von Villehardouin verfasst, einem Ritter und Kreuzfahrer, der am 13. April 1204 an der Eroberung und Plünderung Konstantinopels, der Hauptstadt des Byzantinischen Reiches, beteiligt war. HintergrundVillehardouin nahm 1199 an dem Turnier teil, das Theobald III. veranstaltete und das der Ausgangspunkt des Vierten Kreuzzuges war. Im Verlauf der fünf Jahre, in denen der Kreuzzug stattfand, handelte er als Gesandter, Botschafter, Berater und in der Schlacht von Adrianopel auch als Heerführer. Erst Jahre später verfasste er seinen Bericht. Villehardouin schrieb De la Conquête de Constantinople in der Form eines Epos. Er schreibt in der dritten Person und verbindet Objektivität mit kirchentreuen Gesichtspunkten. Eine häufig angewandte Technik ist es, eine Schlacht oder Episode nach subjektiven oder militaristischen Vorgaben zu erzählen und anschließend eine eigene persönliche und religiöse Deutung folgen zu lassen. Villehardouin kündigt Ereignisse in der Zukunft an und betont die Unwissenheit der Handelnden im Moment. Das Ergebnis beschreibt er in seiner eigenen Sicht und gibt dem Leser nicht die Freiheit, die Taten der Charaktere selbst zu bewerten. Daher lohnt es sich, seine Berichte mit den Aufzeichnungen von Robert de Clari zu vergleichen. Er rekapituliert die Ereignisse, die dazu führten, dass Alexios III. mit den Kreuzfahrern verhandelte. Für ihn ist der Kreuzzug mehr als nur ein Heiliger Krieg, es ist ein Ereignis von solcher Bedeutung, dass er ihn in seinem Werk ausführlich wieder zum Leben erwecken und die Akteure beschreiben muss. Er beschreibt zum Beispiel den Dogen von Venedig als einen Blinden, der dennoch zuverlässig seine Männer in der Schlacht führt. Heutige Forschungen können dies nicht bestätigen, tendieren jedoch dazu, dass er nicht blind, sondern nur kurzsichtig oder sehr schlecht sehend war. Villehardouin verweist oft auf das Rolandslied und ganz wie das ältere Werk beschreibt er die französische Armee als erwählte, die dazu bestimmt ist, Gottes Willen zu vollstrecken. Und als Villehardouin beschreibt, wie Graf Louis verweigert, das Schlachtfeld zu verlassen, gibt es klare Hinweise auf die Funktion von Rolands Steigerung in seinem Epos. Villehardouins Werk stellt einen lebendigen Bericht des Vierten Kreuzzuges dar. Zu Beginn behauptet er, dass er ein Pilger sei, aber klärt niemals seine Lehre des Kreuzzuges auf und es fehlt die Beschreibung, welchen Einfluss Folques de Nuilli auf die Entstehung des Kreuzzuges hatte. Irreführende Teile aus der Conquête berichten davon, wie die Gesandtschaft behandelt worden sei und von den Verhandlungen, die dazu führen, dass Venedig der Haupthafen des Kreuzzuges wird. Viele Historiker bezeichnen die Berechnungen, die Villehardouin über die benötigte Anzahl an Männern und Pferden aufstellt, als ritterlichen Enthusiasmus kombiniert mit christlichem Idealismus. Villehardouin behauptet zwar, dass die Venezianer übervorteilt wurden, dabei rechnet er jedoch selbst mit überhöhten Zahlen, denn anstatt der geplanten 33.000 Mann traten nur 11.000 an. Möglicherweise fuhren jedoch von anderen Häfen Kreuzfahrer ab. Villehardouin überliefert sehr detailreich das Konzil von Zara und lässt damit ein negatives Bild dieses Teils des Kreuzzuges erstehen. Er beschreibt, wie die Bürger von Zara die Kreuzfahrer anflehten, nicht die christliche Stadt anzugreifen und gibt ein unverstelltes Bild der Plünderungen. In diesem Zuge bemerkt er, dass die Franken die Stadt nicht angreifen wollten und dass daraufhin viele vom Kreuzzug desertierten. Diese Einstellung wiederholt sich bei der Belagerung von Konstantinopel. Villehardouin ist beschämt durch die Handlungsweise der Kreuzfahrer und beschreibt Zerstörung und Diebstahl. Er erzählt, dass Konstantinopel mehr berühmte und altehrwürdige Schätze besitzt, als der Rest der Welt insgesamt. In seinem ganzen Werk zeigt Villehardouin ein Verständnis für die Geschichte und für die griechische Kultur, die eine vollständige Sicht der Dinge ermöglicht. TextbeispielAls Textbeispiel dienen die ersten Abschnitte der Chronik:
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Literatur
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