Seine Kindheit verbrachte Pennac in Afrika und Asien. Nach seinem Studium der Literaturwissenschaft in Nizza arbeitete und lebte Pennac als Lehrer in dem Pariser Stadtteil Belleville, wo er noch heute ansässig ist. Im Jahre 1973 publizierte er sein erstes Werk Le service militaire au service de qui?, ein militärkritisches Buch. Um der militärischen Karriere seines Vaters, welcher für die französische Armee arbeitete, jedoch nicht zu schaden, verkürzte er seinen eigentlichen Namen Pennachioni und schrieb unter dem Pseudonym Pennac.
1985 erschien Au Bonheur des ogres (Paradies der Ungeheuer), der erste Kriminalroman über den professionellen, notorischen „Sündenbock“ und Freizeitdetektiv Benjamin Malaussène. Aufgrund des Erfolges folgten kurz darauf die Fortsetzungen La fée carabine (1987, Wenn alte Damen schießen) und La petite marchande de prose (1989, dt. Sündenbock im Bücherdschungel), sowie mit etwas Abstand Monsieur Malaussène (1995, dt. Monsieur Malaussène), Des Chrétiens et des Maures (1996, dt. Vorübergehend unsterblich), Aux fruits de la passion (1998, dt. Adel vernichtet) und schließlich im Jahre 2003 Le dictateur et le hamac (Der Diktator und die Hängematte).
Einen weiteren Erfolg erzielte Pennac mit seinen Kinderbüchern, vor allem mit der Buchreihe über den kleinen Abenteurer Kamo.[1] Pennac befasste sich außerdem mit der Kunst des Romanschreibens: Im Jahre 1992 publizierte er mit Comme un roman (Wie ein Roman) ein weiteres seiner Werke, in dem er sich auf die Seite des Lesers schlägt und in zehn Punkten dessen Rechte einfordert. Diese Rechte gehen von dem Recht nicht zu lesen, über das Recht auf wiederholte Lektüre bis hin zum Recht auf das Lesen im stillen Kämmerchen.
Sein ComicDébauche (dt. „Abwärts“), den er zusammen mit Jacques Tardi verfasste, behandelt das Thema der Arbeitslosigkeit. Mit dem Prix Renaudot erhielt Pennac 2007 einen der bedeutenden französischen Literaturpreise.
Gelegentlich ist Pennac auch als Drehbuchautor tätig, so auch bei dem 2012 veröffentlichten Zeichentrickfilm Ernest & Célestine.
Bei den Präsidentenwahlen von 2002 war er im Schattenkabinett des Humoristen Dieudonné.
Bei dem 2019 erstmals verliehenen Prix Monte-Cristo, der von einer Jury aus Gefängnisinsassen vergeben wird, war Pennac Schirmherr und Sponsor. Pennac hatte zuvor schon Workshops für angehende Schriftsteller in einem Gefängnis in Toulouse abgehalten.[2]
Stil
Ende der 1980er Jahre etablierte Pennac sich in den französischen zeitgenössischen Bestsellerlisten und errang einige Literaturpreise. Pennac wurde von Sabine Janssen als neues Erzähltalent und als Autor mit Zukunft bezeichnet.[3] Dem literarischen Talent Pennacs wird eine interessante Schreibweise als auch zahlreiche literarische Verwandtschaften zu renommierten Autoren zugeschrieben.
Pennacs Werke schreiten meist in einem rasanten Erzähltempo voran, sind recht komplex konzipiert und erscheinen bei der ersten Lektüre meistens recht verworren: Mehrere Handlungsstränge, in die verschiedene Personen und Charaktere verwickelt sind, spielen sich parallel ab und vermitteln dem Leser unzählige Themen.[4] Obwohl eine solche Vielzahl an Themen quasi allgegenwärtig ist, kann der Leser sie dennoch entwirren, da das stark schematische Genre, das in Pennacs Werken generell auftritt, äußerst vereinheitlichend wirkt und somit die Erzählung zusammenhält und nach vorne treibt.[4] Des Weiteren versteht es Pennac auf vielfältige Weise Sprache und Literatur in seinen Romanen zu reflektieren: Auf konkreter sprachlicher Ebene erstellt er intertextuelle Bezüge zwischen dem kriminalliterarischen Konzept beispielsweise und den sich daraus ergebenden Darstellungen der Charaktere.[4]
Werk (Auswahl)
Die Malaussène-Romane
Au bonheur des ogres (1985)
Paradies der Ungeheuer, dt. von Wolfgang Rentz; Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1989. ISBN 978-3-499-42922-4
La fée carabine (1987)
Wenn alte Damen schießen..., dt. von Wolfgang Rentz; Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1990. ISBN 978-3-499-42921-7
La petite marchande de prose (1989)
König Zabos Sündenbock; dt. von Wolfgang Rentz; Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1990. ISBN 978-3-499-43003-9
auch als: Sündenbock im Bücherdschungel, gleiche Übersetzung; Kiepenheuer und Witsch, Köln 2003. ISBN 978-3-462-03337-3
Monsieur Malaussène (1995)
Monsieur Malaussène, dt. von Eveline Passet; Kiepenheuer und Witsch, Köln 1997. ISBN 978-3-462-02611-5
Des Chrétiens et des maures (1996)
Vorübergehend unsterblich, dt. von Eveline Passet; Kiepenheuer und Witsch, Köln 2000. ISBN 978-3-462-02953-6
Aux fruits de la passion (1999)
Adel vernichtet, dt. von Eveline Passet; Kiepenheuer und Witsch, Köln 2000. ISBN 978-3-462-02931-4
Sabine Janssen: Comme un roman policier: Daniel Pennacs Malaussène-Serie als eine Spielart des Kriminalromans, in: Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktorsder Philosophie im Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaften der Gerhard-Mercator-Universität - Gesamthochschule Duisburg 2001
Günther Berger: Daniel Pennac, Au bonheur des ogres (1985), in: Der Roman in der Romania: neue Tendenzen nach 1945, Tübingen: Narr, 2005
↑Günter Berger: Daniel Pennac, Au bonheur des ogres (1985), in: Der Roman in der Romania: neue Tendenzen nach 1945, Tübingen: Narr, 2005, S. 112–124, hier S. 112. (auch online verfügbar).
↑Sabine Janssen: Comme unroman policier: Dniel Pennacs Malaussène-Serie als eine Spielart des Kriminalromans, in: Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Philosophie im Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaften der Gerhard-Mercator-Universität - Gesamthochschule Duisburg (2001), hier S. 4
↑ abcSabine Janssen: Comme unroman policier: Dniel Pennacs Malaussène-Serie als eine Spielart des Kriminalromans, in: Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Philosophie im Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaften der Gerhard-Mercator-Universität - Gesamthochschule Duisburg (2001), hier S. 5