Cornelius Wilhelm Heyl war ein Enkel von Cornelius Heyl (1792–1858), der 1834 Begründer der Wormser Lederwerke Cornelius Heyl AG war. Sein Vater Daniel Cornelius Heyl (1818–1844)[1] starb mit 26 Jahren und hinterließ eine Frau, Karoline Friederike Charlotte geb. Frommel (1822–1889), und drei Kinder.
Getauft wurde er auf den Namen Hermann Wilhelm Heyl. Sein ältester, nach dem Großvater benannter, Bruder Cornelius Heyl (1842–1861) starb schon jung bei einem Aufenthalt in London, weshalb zur Wahrung der Familientradition der Vorname Cornelius auf Hermann Wilhelm Heyl als Zweitältesten überging. Mit neunzehn Jahren übernahm er die großväterliche Lederfabrik. Sein Wohnsitz war das Heyls-Schlößchen am Schloßplatz in Worms, das er 1905 aufstocken ließ.
Mehrfach war er zwischen 1874 und 1918 Reichstagsabgeordneter (Januar 1874 bis Juli 1878, 30. Oktober 1879 bis Oktober 1881 und Juni 1893 bis November 1918, Nationalliberale Partei, zuletzt bei keiner Fraktion[2]). 1877 ernannte ihn Großherzog Ludwig III. zum Mitglied der Ersten Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen auf Lebenszeit,[3] der er bis zu deren Auflösung am Ende der Monarchie 1918 angehörte. Kaiser Wilhelm II. vermerkte zu Cornelius Wilhelm von Heyl: de facto Großherzog und Allgewaltiger in Hessen.[4]
Seine Tagebücher sind bis heute ebenso unveröffentlicht wie die im Ersten Weltkrieg verfassten Lebenserinnerungen.[5]
Cornelius Wilhelm von Heyl zu Herrnsheim starb 1923 auf seinem Gut Pfauenmoos im Schweizer Kanton St. Gallen. Seine beiden Lederwerke, zum einen die im Wormser Süden gelegene Cornelius Heyl AG und die im Wormser Stadtteil Neuhausen gelegenen Heyl’sche Lederwerke Liebenau wurden auf seine beiden Söhne Ludwig von Heyl zu Herrnsheim und Cornelius Wilhelm Karl von Heyl zu Herrnsheim aufgeteilt, die bereits im Betrieb tätig waren.
Sein Tod markiert das Ende einer beispiellosen Ära der Lederindustrie und der sozialen Entwicklung in Worms.[6] Er wurde in der von ihm in Auftrag gegebenen Gottliebenkapelle in Worms-Herrnsheim neben seiner 1915 verstorbenen Ehefrau Sophie beigesetzt.
Cornelius Wilhelm von Heyl ließ sich von 1881 bis 1884 auf dem Gelände des mittelalterlichen Bischofshofs bzw. der 1725 vollendeten und im Verlauf der Ereignisse im Gefolge der französischen Revolution zerstörten fürstbischöflichen Residenz, eine Villa erbauen. Architekt war der Semper-Schüler Alfred Friedrich Bluntschli.
Am Mittwoch, dem 23. Juni 1926, wurde diese Villa, als Vermächtnis von Freiherr Cornelius Wilhelm und Freifrau Sophie von Heyl zu Herrnsheim der Stadt Worms gestiftet und als „Kunsthaus Heylshof“ feierlich eröffnet.
Das Museum wurde im Frühjahr 1945 bei einem Luftangriff teilzerstört und eingeschossig mit Walmdach wiederhergestellt. Seit 1961 ist es wieder öffentlich als „Kunsthaus Stiftung Heylshof“ zugänglich.[9]
Die Kunstsammlung gehört mit über hundert Gemälden sowie einer Vielzahl von Zeichnungen und Porzellan zu den vielseitigsten und gehaltvollsten Privatsammlungen Deutschlands. Als solche hat sie eine über das künstlerische Interesse hinausgehende, allgemeine Bedeutung. Sie gilt als ein stolzes Denkmal der einzigartigen Kultur, die das Bürgertum der deutschen Städte auch abseits von den großen Metropolen dokumentiert.[10]
Nachfahren
Cornelius Wilhelm hatte insgesamt sieben Kinder, 17 Enkel und zahlreiche Urenkel.
Erwin von Heyl zu Herrnsheim (1877–1940), Diplomat
Maximilian von Heyl zu Herrnsheim (1884–1952), Gutsbesitzer
Martha Cornelia (1870–1954) heiratete 1891 Hugo Freiherr von Leonhardi (1864–1922), Großherzoglicher Kammerherr und Oberhofmeister a. D., Oberburg, Heldenbergen
Werke
Zur Geschichte der Familie Leutz von Eberbach. Als Handschrift gedruckt. [Winter], Heidelberg 1915 (Digitalisat).
Literatur
Gerold Bönnen: Die Familie von Heyl und ihr Wirken (ca. 1850 bis 1980). In: Die Wormser Industriellenfamilie von Heyl. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2010, ISBN 978-3-88462-304-6, S. 35–186.
Ines Heisig: „Besondere Briefe Kunst betreffend“ – Einblicke in die Vernetzung von Cornelius Wilhelm und Sophie von Heyl im Kunstmarkt zur Zeit des Kaiserreichs. In: Die Wormser Industriellenfamilie von Heyl. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2010, ISBN 978-3-88462-304-6, S. 487–498.
Ines Heisig: Kulturförderung als Prestigepolitik. Der Aufstieg der Unternehmerfamilie Heyl im deutschen Kaiserreich. De Gruyter, Berlin u. a. 2023 (Elitenwandel in der Moderne; 24), ISBN 978-3-11-068328-8.
Uwe Hinkfoth: Theodor Fischer und das Cornelianum. In: Die Wormser Industriellenfamilie von Heyl. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2010, ISBN 978-3-88462-304-6, S. 355–360.
Jörg Koch: Der Heylshof zu Worms: Vom großbürgerlichen Palais zum Museum. In: Die Wormser Industriellenfamilie von Heyl. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2010, ISBN 978-3-88462-304-6, S. 467–486.
Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 184–185.
Klaus-Dieter Rack, Bernd Vielsmeier: Hessische Abgeordnete 1820–1933. Biografische Nachweise für die Erste und Zweite Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen 1820–1918 und den Landtag des Volksstaats Hessen 1919–1933 (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 19 = Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission. NF Bd. 29). Hessische Historische Kommission, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-88443-052-1, Nr. 364.
Margit Rinker-Olbrisch: Zur archivischen Überlieferung der Heylschen Firmen- und Familiennachlässe. In: Die Wormser Industriellenfamilie von Heyl. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2010, ISBN 978-3-88462-304-6, S. 21–34.
Ferdinand Werner: Von Wohnhäusern, Landsitzen und Villen. In: Die Wormser Industriellenfamilie von Heyl. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2010, ISBN 978-3-88462-304-6, S. 187–312.
Genealogie
Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser 1921. Jg. 71, Gotha 1920, S. 379 (Digitalisat).
↑Gerold Bönnen: Die Familie von Heyl und ihr Wirken (ca. 1850 bis 1980). In: Gerold Bönnen, Ferdinand Werner (Hrsg.): Die Wormser Industriellenfamilie von Heyl. Öffentliches und privates Wirken zwischen Bürgertum und Adel. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2010, ISBN 978-3-88462-304-6, S. 35–186 (149).
↑Eigenhändige Randnotiz Kaiser Wilhelm II. auf einem Gesandtschaftsbericht aus Darmstadt vom 27. November 1907 (Eckhart G. Franz: Der Staat der Großherzöge von Hessen und bei Rhein 1806–1918, . In: Walter Heinemeyer: Das Werden Hessens. Elwert, Marburg 1986, ISBN 978-3-86354-098-2, S. 515, Anm. 72).
↑Jörg Koch: Bismarckdenkmäler und Bismarckgedenken am Oberrhein. Marmor, Stein und Bronze spricht. Ubstadt-Weiher u. a. 2015, S. 106 f.
↑Gerold Bönnen: Geschichte der Stadt Worms. 2. Auflage. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-8062-3158-8, S.567.
Heyl, Cornelius Wilhelm von; Heyl, Cornelius Wilhelm; Heyl zu Herrnsheim, Cornelius Wilhelm Freiherr von (vollständiger Name); Heyl, Hermann Wilhelm (Geburtsname)
KURZBESCHREIBUNG
deutscher Unternehmer, Kunstsammler und Politiker (NLP), MdR