Drei Jahre nach der Gründung benannte sich die Einrichtung anlässlich des 250. Geburtstags von Cornelia Goethe (verheiratete Schlosser) offiziell in Cornelia Goethe Centrum um. Die damalige geschäftsführende Ute Gerhard begründete dies damit, dass sich der frühere Name als „etwas umständlich“ erwiesen habe. Die Wahl fiel auf Cornelia Goethe als Namenspatronin, da sie im Schatten ihres Bruders Johann Wolfgang Goethe gestanden habe. Mit der Umbenennung würde die wissenschaftliche Verankerung des Zentrums in der nach ihm benannten Universität zum Ausdruck kommen. Die Geschichte dieser geschwisterlichen Beziehung zeige ein „gesellschaftliches Problem“ auf, das nicht nur ein historisches sei. Vielmehr würde die Analyse und Bearbeitung dieses Problems die Aufgabenstellung und Notwendigkeit der Frauen- und Geschlechterforschung beispielhaft beschreiben.[11][12][13]
Unter dem Motto 20 Jahre Frankfurter Gender Studies feierte das CGC am 7. Dezember 2017 – dem Geburtstag Cornelia Goethes – mit einer Ausstellung[14] sein 20-jähriges Jubiläum,[15][16] das mit Grußworten zahlreicher internationaler Gäste eröffnet wurde. Das Jubiläum wurde auch in verschiedenen Medien als Anlass für eine Auseinandersetzung mit den Gender Studies in Frankfurt genommen.[17][18]
Gründungsdirektorin des Centrums war Ute Gerhard. Ab 2015 war die Soziologin Helma Lutz geschäftsführende Direktorin des Centrums.[19] Stand 2024 hat Bettina Kleiner die Stelle inne. Sie ist gleichzeitig Professorin für Gender Studies und Qualitative Methoden am Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft der Universität Frankfurt.
Studienangebot
Das CGC organisiert verschiedene Studienangebote im Bereich der Gender Studies. Seit 2015 wird ein Studiengang in Gender Studies als Bachelor Nebenfach in Kooperation mit dem Fachbereich Gesellschaftswissenschaften angeboten.[20][21][22] Außerdem wird ein interdisziplinäres Zertifikatsprogramm für Masterstudierende der Goethe-Universität angeboten, welches besondere Kenntnisse im Bereich Gender Studies ausweist.[23]
Seit dem Wintersemester 2013/14 organisiert das CGC im zweijährigen Abstand die Angela Davis Gastprofessur für internationale Gender und Diversity Studies. Die Namenswahl verdeutlichte, dass mit der Gastprofessur nicht nur für einen hauptsächlich am Geschlecht orientierten akademischen Feminismus stehen sollte, sondern auch Kategorien wie Klasse, Rasse und Sexualität gleichrangig in den Blick genommen werden sollte.[31][32] Als erste Professorin war die namensgebende Soziologin und BürgerrechtsaktivistinAngela Davis im Dezember 2013 zu Gast an der Goethe-Universität.[33][34][32] Weitere Inhaberinnen der Gastprofessur waren Chandra Talpade Mohanty im Jahr 2015[35][36] und Amina Mama im Jahr 2018.[37] Der Gastaufenthalt von Ann Phoenix im Jahr 2020 wurde auf Grund der COVID-19-Pandemie auf das Jahr 2021 verschoben.[38] 2024 war Grada Kilomba Gastprofessorin.[39]
GRADE Center Gender
Im Juni 2017 eröffnete das GRADE Center Gender, eine Organisation innerhalb von GRADE, der Graduiertenschule der Goethe-Universität Frankfurt.[40][41] Das GRADE Center Gender dient der Qualifizierung und Vernetzung junger Nachwuchswissenschaftler, die im Bereich der Gender Studies forschen. Das Center bietet Workshops, Kamingespräche und Vorlesungen an.[42] Die Inhalte des GRADE Centers Gender werden vom Cornelia Goethe Centrum geplant und durchgeführt.[43]
Cornelia Goethe Preis
Für eine herausragende Dissertation oder Habilitationsschrift wird seit 2002 vom Förderkreis[44] des Cornelia Goethe Centrums alle ein bis zwei Jahre der Cornelia Goethe Preis verliehen, der mit 2.000 Euro dotiert ist.[45][46] Der Preis soll herausragende wissenschaftliche Leistungen auszeichnen, die sich mit symbolischer Konstruktion von Männlichkeit und Weiblichkeit befasst oder erkenntnistheoretische Reflexionen und Denkanstöße für die Frauen- und Geschlechterforschung bietet. Die Verleihung findet jeweils am 7. Dezember, dem Geburtstag Cornelia Goethes, statt.
2002 Bärbel Tischleder: Body Trouble: Entkörperlichung, Whiteness und das amerikanische Gegenwartskino (Dissertation)
2003 Marianne Schmidbaur: Vom ‚Lazaruskreuz‘ zu ‚Pflege aktuell‘ – Professionalisierungsdiskurse in der deutschen Krankenpflege 1903–2000 (Dissertation)
2004 Kerima Kostka: Im Interesse des Kindes? Elterntrennung und Sorgerechtsmodelle in Großbritannien, den USA und in Deutschland (Dissertation)
2005 Linda Maria Koldau: Frauen in der deutschen Musikkultur der Frühen Neuzeit. Ein Handbuch (Habilitationsschrift)[47]
2006 Heiko Motschenbacher: Women and Men like different things? Doing Gender als Strategie der Werbesprache (Dissertation)[48]
2007 Birgit Spengler: Vision, Gender, and Power in Nineteenth-Century American Women’s Writing, 1860–1900 (Dissertation)
2008 Sarah Elsuni: Geschlechtsbezogene Gewalt und Menschenrechte. Eine geschlechtertheoretische Untersuchung der Konzepte Geschlecht, Gleichheit und Diskriminierung im Menschenrechtssystem der Vereinten Nationen (Dissertation)
2009 Uta Schirmer: Geschlecht anders gestalten. Drag-King-Praxen, geschlechtliche Selbstverhältnisse und Wirklichkeiten (Dissertation)
2010 Tanja Scheiterbauer: Die islamistische Frauenbewegung in der Türkei aus der Perspektive der Bewegungsforschung (Dissertation)
2011 Irini Siouti: Vom Gastarbeiterkind zur Transmigrantin. Eine biographieanalytische Untersuchung über Transmigrationsprozesse bei der Nachfolgegeneration griechischer ArbeitsmigrantInnen (Dissertation)
2012 Astrid Lembke: Dämonische Allianzen. Konfigurationen des Narrativs der gestörten Mährtenehe in jüdischen Erzählungen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit (Dissertation)
2014 Julia König: Kindheit – Sexualität – Kindliche Sexualität (Dissertation)[49]
2018 Cara Röhner: Ungleichheit und Verfassung – Vorschlag für eine relationale Rechtsanalyse (Dissertation)[51]
2020 Katharina Hoppe: Die Kraft der Revision. Epistemologie – Politik und Ethik im Werk Donna Haraways (Dissertation)[52]
2021 Sarah Dionisius: Neuverhandlung von Familie, Verwandtschaft und Geschlecht? Das Elternwerden lesbischer und queerer Frauen*paare über Reproduktionstechnologien (Dissertation)[53]
2022 Carolin Stix: Subalternität, Rassismus und Recht
2024 Franziska Haug: Arbeit als literarisches Verfahren der Produktion von Geschlecht[54]
↑ abJan-Martin Wiarda: Wo gibt’s denn so was? Kleine Fächer sind die Exoten der Unis. Manche sind vom Aussterben bedroht, andere gedeihen prächtig. Eine Auswahl. In: Die Zeit. 5. Januar 2012, S.57 (zeit.de).
↑Ute Sacksofsky: Was ist feministische Rechtswissenschaft? Antrittsvorlesung als Professorin für Öffentliches Recht und Rechtsvergleichung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt a. M. vom 29.6.2000. In: Zeitschrift für Rechtspolitik. Nr.9, 2001, S.412.
↑Arnd Rühle: Der große Bruder nimmt ihr ganzes Herz ein. Das Goethehaus feiert Cornelia Goethe zum 250. Geburtstag. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. 26. November 2000, S.27.
↑Goethes Schwester. Frankfurter Frauenforschung unter neuem Namen. In: Thüringer Allgemeine. 13. Dezember 2000.
↑Zentrum für Frauenforschung nach Cornelia Goethe benannt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 9. Dezember 2000, S.76.
↑Sascha Zoske: Nachdenken über Gender, den Islam und "Familismus". In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 5. Dezember 2017, S.36.
↑Uwe Marx: „Gender Studies – warum tut ihr euch das an?“ In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 29. Juli 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. September 2020; abgerufen am 15. August 2020 (deutsch, wiedergegeben auf Homepage des Cornelia Goethe Centrums).Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cgc.uni-frankfurt.de
↑Maria Teresa Herrera Vivar: Angela Davis Gastprofessur für Gender and Diversity Studies am Cornelia Goethe Centrum der Universität Frankfurt am Main. In: Feministische Studien. Band32, Nr.1, 1. Mai 2014, ISSN2365-9920, S.149–150, doi:10.1515/fs-2014-0118 (degruyter.com).
↑ abEva Berendsen: Gegen den Mittelschicht-Feminismus. Revolutionär sein heißt Widersprüche aushalten: Angela Davis in Frankfurt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 11. Dezember 2013, S.N3.
↑Rudolf Walther: Beifall für eine Kämpferin.Frankfurt hat eine neue Gastprofessur für die Erforschung der Geschlechterverhältnisse. Die Bürgerrechtlerin Angela Davis hat sie eröffnet. In: Die Tageszeitung (taz). 5. Dezember 2013, S.25.
↑Franziska Schubert: Run auf die Geschlechterforschung. (PDF) In: Frankfurter Rundschau. Fachbereich Gesellschaftswissenschaften Uni Frankfurt, 23. Juni 2017, abgerufen am 9. Juli 2020.
↑Aktuelle Veranstaltungen. In: Cornelia Goethe Centrum. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. August 2020; abgerufen am 10. August 2020 (deutsch).Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cgc.uni-frankfurt.de
↑GRADE Center Gender. In: Cornelia Goethe Centrum. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. August 2020; abgerufen am 10. August 2020 (deutsch).Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cgc.uni-frankfurt.de
↑Förderkreis. In: Cornelia Goethe Centrum. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Februar 2020; abgerufen am 15. August 2020.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cgc.uni-frankfurt.de
↑Cornelia-Goethe-Preis für Geschlechterforschung. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 19. März 2002, S.61.
↑ abCornelia Goethe Preis. In: Cornelia Goethe Centrum. Abgerufen am 3. Dezember 2024 (deutsch).
↑Eva-Maria Magel: Frauen hatten viele Töne. Eine Frankfurter Studie zeigt den weiblichen Beitrag zur Musikgeschichte der Frühen Neuzeit. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 13. Dezember 2005, S.48.
↑Kurze Meldungen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 19. Dezember 2006, S.46.
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