Conrad SchickConrad Schick (* 27. Januar 1822 in Bitz, Württemberg; † 23. Dezember 1901 in Jerusalem, Osmanisches Reich) war ein deutscher Architekt, Archäologe und evangelischer Missionar, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Jerusalem lebte. LebenConrad Schick besuchte eine pietistische Schule in Korntal, wo er handwerkliche Fähigkeiten und die lateinische Sprache erlernte. Danach trat er in die Pilgermission St. Chrischona bei Basel ein. Christian Friedrich Spittler, der Gründer und Leiter der Mission, sandte ihn mit Ferdinand Palmer 1846, im Alter von 24 Jahren, nach Jerusalem in Palästina. Er war als Missionar unter Juden und Arabern tätig und verdiente seinen Lebensunterhalt anfänglich mit dem Verkauf von Kuckucksuhren. 1850 trat er zur Londoner Judenmissiongesellschaft über, weil er heiraten und nicht zölibatär leben wollte. Schick arbeitete nun im Industriehaus der Mission und unterrichtete jüdische Jugendliche in deren Handwerksschule, die auf dem Gelände der anglikanischen Christuskirche war. 1857 wurde er ihr Schuldirektor.[1] Arbeit als Architekt und ArchäologeAls Architekt war an der Gründung und Planung von Mea Shearim beteiligt, eine der ersten Siedlungen in Jerusalem, die ab 1874 außerhalb der Mauern der Altstadt angelegt wurde. Schick wurde vor allem durch seine 50-jährigen archäologischen Untersuchungen in Jerusalem und Umgebung bekannt; das Fachwissen hatte er sich im Selbststudium angeeignet. Er untersuchte die Ruinen des Muristan und entdeckte die Siloah-Inschrift im Hiskija-Tunnel der Davidsstadt. Er war auch Ansprechpartner für den englischen Forscher Charles William Wilson, der Expeditionen in Jerusalem durchführte. Er arbeitete viele Jahre für den Palestine Exploration Fund und veröffentlichte in der Zeitung des Funds. Desgleichen war er für den Deutschen Palästinaverein aktiv und schrieb für dessen Zeitschrift. Für seine Familie entwarf und baute Schick das Taborhaus (hebräisch: Beit Tabor) an der Hanevi'im Straße.
– Tom Segev: Jerusalem Ecke Berlin, S. 79 f Das Haus gehörte seit den 1920er Jahren einem englischen Missionar, der darin auch den Rabbiner Kurt Wilhelm und dessen Familie wohnen ließ. Im Zuge des Palästinakriegs verließ erst der Engländer und dann auch die Familie Wilhelm Palästina. Wilhelm übertrug zuvor noch die Verwaltung des Anwesens an Ricarda Schwerin, die von 1948 an für drei Jahre dort mit ihren beiden Kindern Jutta Oesterle-Schwerin und Tom Segev (damals noch Thomas Schwerin) lebte. Einer ihrer Untermieter war der Journalist Gabriel Stern.[2]:S. 79 ff. 1951 wurde das Taborhaus an das Schwedische Theologische Institut in Jerusalem vermietet, sehr zum Ärger von Ricarda Schwerin, die inzwischen einen Kindergarten im Haus eröffnet und Kinder in Pflege genommen hatte. Ihre Versuche, weiter im Taborhaus bleiben zu dürfen, blieben allerdings erfolglos.[2]:S. 99 ff. Das Taborhaus existiert noch heute und beherbergt auch weiterhin das Schwedische Theologische Institut.[3][1] PrivatesSchick ist mit seiner Frau Friederike, die wenige Tage nach ihm starb, seit Ende Dezember 1901 auf dem anglikanisch-preußischen Friedhof am Berg Zion begraben. Eine große Trauergemeinde nahm von ihm Abschied, und in der Presse wurde er gelobt, weil er von Juden, Muslimen und Christen geliebt und geachtet wurde.[1] Biblische ModelleSchick baute eine beachtenswerte Reihe von Modellen des Jüdischen Tempels. Sein Nachbau des Gotteshauses wurde in Jerusalem von zahlreichen Staatsoberhäuptern besichtigt sowie im Vereinigten Königreich und auf der Weltausstellung 1873 in Wien gezeigt. Er wurde vom König von Württemberg gekauft, der Schick für seine Leistungen in den Ritterstand erhob. Schick baute auch ein Modell des zeitgenössischen Tempelberges und Felsendomes für den osmanischen Sultan. Sein letztes Modell, in vier Teilen, von denen jedes den Tempelberg in einer Zeit darstellt, wurde auf der Weltausstellung 1904 in St. Louis gezeigt. Ein Modell des Tempelbergs von 1873 wurde bis 2011 im Chrischona-Archiv auf St. Chrischona bei Basel aufbewahrt. Heute ist es in einem kleinen Museum in der Nähe des Jaffators, das zur Jerusalemer Christuskirche gehört, ausgestellt.[4] Zwei weitere Modelle werden im Rahmen einer Dauerausstellung im Paulus-Haus gegenüber dem Damaskus-Tor ausgestellt.[5] Veröffentlichungen (Auswahl)
Bauten
Literatur
WeblinksCommons: Conrad Schick – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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