Das Dorf liegt auf 799 m ü. M. am Ausgang des vom Ticinetto (einem rechtsseitigen Zufluss zum Ticino (Fluss)) entwässerten Tales Val Chironico und drei Kilometer südlich der Station Lavorgo der Gotthardbahn. Die Strasse nach Chironico verlässt bei Lavorgo die Talsohle und führt durch Kastanienwälder den Berg hinauf bis zum Dorf. Chironico liegt auf einer Terrasse am Eingang des Val Chironico, einem rechten Seitental der Valle Leventina. Zur Gemeinde gehören die Weiler Grumo unweit südlich von Chironico und Nivo am Fluss Tessin gegenüber von Lavorgo.
Die Terrasse, auf der Chironico liegt, entstand in prähistorischen Zeiten als Folge eines riesigen Bergsturzes auf der gegenüberliegenden Talseite. Dieser löste sich vom linken Hang der Leventina an der Stelle, wo heute Anzonico liegt, und sperrte so den Fluss Ticino, der sich einen neuen Weg suchen musste und auf diese Weise die Biaschina-Schlucht bildete.
Das unbewohnte und zum Teil verwilderte Val Chironico wird vom Fluss Ticinetto durchflossen. An seinen Hängen liegen die Weiler Osadigo (bestehend aus Mun, Löitö und Garnéi), Cara, Dör, Césc[3], Frécc, Gramunénc und Olina.
Nur noch Osadigo wird von einem Ziegenbauern ganzjährig bewohnt und bewirtschaftet. Der Rest wird in den Sommermonaten von den Nachkommen ehemaliger Einwohner als Wochenend- und Sommeraufenthalt verwendet.
Gribbio, der letzte Weiler, der zu Chironicos Maiensässen gehört, liegt in einem weiteren kleinen Seitental der Valle Leventina. Gribbio ist im Gegensatz zu Osadigo, Cara, Dör, Olina und Césc auf einer Strasse von Chironico oder von Dalpe her erreichbar, was es nicht davor bewahrt hat, verlassen zu werden.
Es gibt zahlreiche Bestrebungen, das ehemalige Kulturland und die Terrassen durch eine nachhaltige Nutzung zu erhalten beziehungsweise teilweise wiederzubeleben.
Zwischen Dör und Césc liegt das Moorgebiet Verénc, das in die Liste der Moorgebiete von Nationaler Bedeutung aufgenommen wurde.
Geschichte
Das Dorf wurde 1202 erstmal als viciniaCuirono erwähnt. Chironico erscheint schon 1227 als vicinia; es zerfiel in verschiedene decanie: es bildete eine selbständige rodaria und besass das Recht, 10 Männer in den Generalrat des Tals zu entsenden. Noch 1800 gehörte Chironico zur faccia dì mezzo mit Chiggiogna und Faido. Die Edlen von Locarno besassen daselbst Grundrechte, die sie am Anfang des 13. Jahrhunderts veräusserten. Die Herren von Giornico waren noch 1309 in deren teilweisem Besitz. 1405 wurde der basilicano (Kirchenabgabe) von Chironico der gastaldia Claro zugeteilt.[4] Im Mittelalter führte der wichtigste Maultierpfad durch die Leventina über Chironico (die Biaschina-Schlucht war noch lange nicht begehbar).[5]
Marina Bernasconi Reusser: Monumenti storici e documenti d’archivio. I «Materiali e Documenti Ticinesi» (MDT) quali fonti per la storia e le ricerche sull’architettura e l’arte medievale delle Tre Valli. In: Archivio Storico Ticinese. 2. Serie, Nummer 148, Casagrande, Bellinzona 2010, S. 209, 212 Note 48, 214, 216 Note 67, 219, 228, 229 und Note 153.
Piero Bianconi, Arminio Janner: Chironico, Gribbio und Nivo. In: Arte in Leventina. Istituto Editoriale Ticinese, Bellinzona 1939, S. 19, 25, 45, 57, 51, 86, 101.
Piero Bianconi (Hrsg.): Chironico. In: Inventario delle cose d’arte e di antichità. Le Tre Valli Superiori. Leventina, Blenio, Riviera. Grassi & Co., Bellinzona 1948, S. 52, 53.
Franco Binda: Il mistero delle incisioni, Armando Dadò editore, Locarno 2013, ISBN 978-88-8281-353-6.
Virgilio Gilardoni, Il Romanico. Catalogo dei monumenti nella Repubblica e Cantone del Ticino. La Vesconta, Casagrande S.A., Bellinzona 1967, S. 36–38, 40, 285, 289, 293–300, 402, 416, 482.
Elsa Mango-Tomei, Vittorio F. Raschèr (Hrsg.), Ordini dei vicini della degagna di Cala, 1447. In: Materiali e documenti ticinesi. Serie I (Leventina), 32, Nummer 786, Bellinzona 1988.
Simona Martinoli und andere: Guida d’arte della Svizzera italiana. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007.
Laura Patocchi-Zweifel, L’inverno delle valanghe. In: Azione. Nummer 3, 17. Januar 2011* Johann Rudolf Rahn: I monumenti artistici del medio evo nel Cantone Ticino. Tipo-Litografia di Carlo Salvioni, Bellinzona 1894, S. 85–88.
Ilde Pedretti: La chiesa romanica di Sant’Ambrogio a Chironico. Ilde Pedretti, Chironico 1990[27].
Agostino Robertini, Silvano Toppi, Gian Piero Pedrazzi: Chironico. In: Il Comune. Edizioni Giornale del Popolo, Lugano 1974, S. 153–178.
↑Kirche Sant’Ambrogio. In: Kulturgüterschutzinventar mit Objekten von nationaler Bedeutung. Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS, abgerufen am 14. Juli 2024 (mit Fotos).