Chermignac liegt in der ehemaligen Provinz Saintonge etwa sieben Kilometer südsüdwestlich von Saintes. Etwa drei Viertel der Fläche der Gemeinde werden landwirtschaftlich genutzt, 18,6 % sind bewaldet.[1]
Umgeben wird Chermignac von den fünf Nachbargemeinden:
In der Gegend um Chermignac wurden Kleinfunde aus prähistorischer Zeit gemacht. In der Antike lag der Ort unweit einer Römerstraße. Im Mittelalter entstanden in der Umgebung mehrere Prioratskirchen – ob die Kirche von Chermignac dazugehörte oder von vornherein als aufwendig gestaltete Pfarrkirche konzipiert war, ist nicht überliefert. Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts, während der Reblaus-Krise, machte Adolphe Ménudier auf seinem Gut bei Chermignac Versuche mit dem Pfropfen von traditionellen europäischen Weinschösslingen auf reblausresistente amerikanische Wurzelstöcke.
Bevölkerungsentwicklung
Chermignac: Einwohnerzahlen von 1793 bis 2020
Jahr
Einwohner
1793
736
1800
788
1806
708
1821
699
1831
788
1836
834
1841
800
1846
772
1851
785
1856
722
1861
736
1866
668
1872
730
1876
736
1881
721
1886
630
1891
600
1896
590
1901
598
1906
611
1911
581
1921
531
1926
522
1931
479
1936
484
1946
466
1954
437
1962
489
1968
556
1975
587
1982
862
1990
968
1999
1.015
2006
1.128
2013
1.269
2020
1.271
Quelle(n): EHESS/Cassini bis 1999,[2]INSEE ab 2006[3][4][5] Anmerkung(en): Ab 1962 offizielle Zahlen ohne Einwohner mit Zweitwohnsitz
Die einschiffigespätromanische Kirche Saint-Quentin stammt in wesentlichen Teilen aus dem ausgehenden 11. Jahrhundert; der Bau wurde jedoch in den folgenden Jahrhunderten immer wieder verändert. Der seitlich an die Nordseite der Kirche angefügte – unten quadratische, oben oktogonale – Glockenturm mit seinen acht Schallöffnungen mit eingepasstem gotischemMaßwerk wird von einem kleineren Treppenturm begleitet und stammt wahrscheinlich aus dem 14. Jahrhundert. Das nach außen fast fensterlos wirkende Mauerwerk mit seinen mächtigen – sicherlich erst später hinzugefügten – Strebepfeilern verleiht dem Bauwerk das Aussehen einer Wehrkirche – ein Eindruck, der durch das fehlende Halbrund der Apsis noch verstärkt wird. In den Bogenläufen (Archivolten) des Westportals finden sich neben Weinranken auch rein ornamentale und sogar einige figürliche Darstellungen – darunter diverse Mischwesen (Chimären), aber auch ein mit einem Schurzfell bekleideter Schmied, Hammer und Zange in den Händen haltend, ist zu sehen. Das Kirchenschiff wurde im 15. Jahrhundert mit einem Rippengewölbe versehen; vier eindrucksvolle romanische Konsolfiguren (Liebespaar, Denker, Akrobat und Hornbläser) haben sich – versteckt in der Taufkapelle – jedoch erhalten. Die Kirche steht seit dem Jahr 1906 unter Denkmalschutz und ist als Monument historique klassifiziert.[6]
Auf der Nordseite der Kirche befand sich ehemals der – später an den Ortsrand verlegte – Friedhof. Hier wurde im 15. Jahrhundert ein durch mehrere horizontale Gesimse gegliedertes Hosianna-Kreuz (croix hosannière) errichtet, das sich durch seinen abwechslungsreichen und sich nach oben mehrfach leicht verjüngenden Schaftaufbau mit einem oktogonalen Sockel, rundem Unterbau und zwei – von Eckdiensten begleiteten – quadratischen Oberteilen von den meisten seiner Art unterscheidet. Etwa auf Höhe der Schaftmitte finden sich vier von Baldachinen bekrönte Nischen; die ehemals wahrscheinlich dort angebrachten Figuren sind nicht erhalten. Ebenfalls ungewöhnlich ist das aufgesetzte lateinische Kreuz, dessen drei obere Arme spitz zulaufen und mit spätgotischemBlendmaßwerk geschmückt sind. Das Hosianna-Kreuz von Chermignac wurde ebenfalls im Jahr 1906 als Monument historique klassifiziert.[7]
Wirtschaft
Für die umliegenden Landgemeinden war Chermignac schon im Mittelalter als zentraler Markt- und Handwerksort von Bedeutung. Landwirtschaft und Weinbau sind auch heute aus dem Wirtschaftsleben des Ortes nicht wegzudenken: Chermignac liegt am westlichen Rand der Fins Bois des Weinbaugebietes Cognac. Seit den 1970er und 1980er Jahren ist der Tourismus (Vermietung von Ferienwohnungen) als Einnahmequelle hinzugekommen.