Caspar GottschlingCaspar Gottschling (* 28. Februar 1679 in Lobendau, Fürstentum Liegnitz (heute Lubiatów, Ortsteil von Złotoryja); † 1739 in Brandenburg an der Havel) ein deutscher Pädagoge, Bibliothekar und Philologe. Er wirkte ab 1705 als Rektor an der Ritterakademie von Brandenburg an der Havel, ab 1709 als Adjunkt an der Universität Halle sowie ab 1710 als Rektor am Lyzeum von Brandenburg an der Havel. LebenAusbildung und frühe LaufbahnCaspar Gottschling war der Sohn eines gleichnamigen, in Lobendau als evangelischer Pfarrer wirkenden Vaters. Er besuchte die Lateinschule in Lauban und bezog dann die Universität Wittenberg, wo er Theologie, Philosophie, Geschichte und Medizin studierte. Da ihm aber die damals in Wittenberg herrschende Art und Weise nicht behagte, begab er sich nach der neugegründeten Universität Halle und erwarb sich hier eine gründliche Kenntnis der neueren Literatur sowie der englischen, französischen, spanischen und lateinischen Sprache. 1699 musste er auf Verlangen seines Vaters Halle mit Leipzig vertauschen, wo er die Magisterwürde erlangte und mehrere gelehrte Abhandlungen verfasste:
Gottschling hielt auch Vorlesungen über Geschichte und Literatur und schrieb seine Einleitung in die Wissenschaft guter und neuer Bücher (Dresden 1702; neue Auflage, ebd. 1713), ein zu jener Zeit ungewöhnlicher Stoff, wodurch er sich großes Ansehen erwarb. Bald danach erhielt er den Auftrag, einen jungen Mann aus einer hochstehenden Familie als Hofmeister nach Halle zu begleiten, wodurch ihm eine gewünschte Gelegenheit geboten wurde, an dieser Universität eine Lehrtätigkeit auszuüben. Er las über die Theorie der Schönen Künste, über Beredsamkeit und Geographie und gab unter dem Pseudonym Carl von Gaule seine Kurze Nachricht von dem heutigen Zustande des Königreichs Frankreich (Halle 1704) heraus. Die philosophische Fakultät der Universität Halle schien entschlossen, Gottschling als Mitglied aufzunehmen, als er 1705 zum Rektor der neuerrichteten Ritterschule in der Mark Brandenburg gewählt wurde. Für diese Lehranstalt verfasste er seine Kurze Einleitung in die Herolds-Kunst (Brandenburg 1705; neue Auflage ebd. 1706 und 1746) und Chronologische und historische Tabellen des 16. und 17. Saeculi von den christlichen Kaisern, Königen in Portugal, Spanien, Frankreich und England (Brandenburg 1706 f.). Unter seiner Leitung blühte die Ritterschule zwar schneller auf als erwartet wurde; da ihm aber sein ohnehin beschwerliches Amt durch mancherlei Verleumdungen und ungerechten Tadel noch schwerer gemacht wurde, so nahm er 1708 seinen Abschied. Er rechtfertigte diese Handlungsweise in seinem Sendschreiben an den Herrn von Stranz von den Qualitäten eines adeligen Rektors, als er bei der Ritterschule seinen Abschied genommen hatte (Magdeburg 1708). Auch später kam er noch einmal in einer Abhandlung (De suspicione, Halle 1710) auf dieses Thema zurück und stellte aus seiner Sicht dar, wie unbegründet der gegen ihn gehegte Argwohn gewesen sei, dass er als Universitätslehrer, der schon über die Wissenschaften Kurse gelesen hatte, sich nicht habe bequemen wollen, in den Sprachen und anderen Schulfächern Unterricht zu erteilen. Auch ließ er sich nicht dazu bewegen, die Leitung der Ritterschule wieder zu übernehmen, obwohl ihm glänzende Bedingungen dafür in Aussicht gestellt wurden. Gottschling begleitete darauf nochmals einen jungen Grafen als Hofmeister nach Magdeburg und Halle. Aber als er kaum in Halle angekommen war, erfuhr er vom Tod seines Vaters und kehrte in seine Heimat zurück. Es wurde ihm die einträgliche Pfarrerstelle in Lobendau angeboten. Er übte jedoch lieber das Lehramt aus und begab sich wieder nach Halle, wo er ab 1709 gut besuchte Vorlesungen über Moral, Beredsamkeit, Geographie und Heraldik hielt. In dieser Zeit verfasste er folgende Schriften:
Die drei letztgenannten Werke behandeln die Geschichte von Halle, Frankfurt und Leipzig und waren vor allem deshalb geschätzt, da sie auch über die in diesen Städten lebenden Gelehrten und deren Schriften Auskunft gaben. Dagegen muss Gottschlings deutsche Übersetzung einer damals vielgelesenen Schrift des Jesuiten Baltasar Gracián nach einer französischen Übersetzung (Balthasar Graciáns Criticón über die allgemeinen Laster der Menschen, 3 Teile, Halle 1710; neue Auflage 3 Teile, ebd. 1721) als eine misslungene Arbeit bezeichnet werden. Rektor des Lyzeums von Brandenburg an der HavelKaum hatte sich Gottschling in Halle wieder eingebürgert und sich den Weg zu einer ordentlichen Professur geebnet, als er im März 1710 einen Ruf nach der Neustadt Brandenburg an der Havel als Rektor und Bibliothekar des dortigen Lyzeums erhielt. Er trat schon am 16. Juni 1710 sein neues Amt an und bemühte sich, die ihm anvertraute Anstalt zu heben und den Unterricht auf eine den Bedürfnissen der Zeit entsprechende Weise zu regeln, wie sein Entwurf von den Lectionibus, der Disziplin und den übrigen Anstalten in dem Neustadt-Brandenburgischen Lyzeum (Brandenburg 1710; 6 weitere Auflagen bis 1731) zeigt. Da ihm die bis dahin besonders in den oberen Klassen verwendeten Schulbücher nicht genügten, so suchte er sie durch andere von ihm selbst nach eigenen Ansichten bearbeitete zu ersetzen. Hierher gehören u. a:
Gottschlings literarische Tätigkeit beschränkte sich aber keineswegs auf die Bedürfnisse seiner Schule, sondern dehnte sich auf andere nahe liegende Themen aus. So verfasste er u. a.:
Unter Gottschlings Rektorat erlangte das Lyzeum von Brandenburg an der Havel durch seine treffliche Einrichtung, durch seine Disziplin und durch die wissenschaftlichen Leistungen seiner Lehrer einen sich immer weiter verbreitenden Ruf. Dadurch stieg die Zahl der Schüler stetig an, und diese stammten nicht nur aus der Mark Brandenburg, sondern auch aus entfernteren Gegenden. Aus dieser Lehranstalt gingen viele tüchtigen Männer des Staates und der Kirche hervor, sodass Gottschling stolz auf den Erfolg seines Wirkens war und, obgleich er anfangs mit Unannehmlichkeiten zu kämpfen hatte, mehrere von anderer Seite ihm unterbreitete glänzende Angebote ablehnen konnte. Er behielt auch deshalb seine Stelle, weil damals in Preußen vergleichsweise große Religionsfreiheit herrschte. Er starb 1739 im Alter von 60 Jahren in Brandenburg an der Havel. NachwirkungGottschling regte durch seinen Versuch von einer Historie der Landkarten (1711) eine wissenschaftliche und allmählich auf den richtigen Weg führende Behandlung der Kartografie sowie der Länder- und Völkerkunde an. Dazu trugen auch Eberhard David Haubers Gegenbemerkungen und Erläuterungen (Versuch einer umständlichen Historie der Landkarten, Ulm 1724; Nützlicher Diskurs vom heutigen Zustande der Geographie nebst einem Supplement zu einem Versuche einer Historie der Landkarten, Ulm 1727; Vorschläge zu einer Historie der Geographie und einer aufzurichtenden geographischen Sozietät, Wolfenbüttel 1730) bei, ebenso Gottschlings Erwiderungen (Erste Antwort auf die Einwendungen, welche ihm D. Hauber wider seinen Versuch von einer Historie der Landkarten gemacht hat, Brandenburg 1729; Andere Antworten an D. Hauber und zwar auf desselben Gedanken und Vorschläge, wie die von unterschiedenen Autoren unternommene Historie der Geographie am füglichsten zustande zu bringen, Brandenburg 1731). Literatur
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