Montuori wurde laut amtlichen Melderegister 1883 in der Provinz Campobasso in der Region Molise und nicht wie weitläufig verbreitet 1885 geboren. Sein Vater Eugenio war Landbesitzer und seine Mutter Giuseppina Pietrantonio Lehrerin.[1]
Noch in seiner Jugend ging er nach Mailand und besuchte zunächst das Polytechnikum und anschließend die Accademia di Belle Arti di Brera. Nach dem Abschluss betätigte er sich als Fotograf in seiner italienischen Heimat und in der Schweiz. 1907 stieß er zur noch kaum entwickelten Kinematografie seines Landes und lernte alles über die Filmfotografie bei seinem Lehrmeister, dem Filmkamera-Pionier Luca Comerio. Von der Mailänder Produktionsfirma Milano Films erhielt Montuori seine erste größere Anstellung. Unmittelbar vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde Carlo Montuori zum Chefkameramann bestellt. Anfänglich kooperierte Montuori häufig mit Augusto Genina, einem Spezialisten für Monumentalepen. Später, Mitte der 1920er Jahre, war er als einer von mehreren Kameraleuten auch an den zusätzlichen Aufnahmen zu Fred Niblos in Rom gedrehtem Epos Ben Hur beteiligt. Während der Mussolini-Ära arbeitete Montuori mit einer Reihe von Regisseuren des Telefoni Bianchi-Kinos zusammen, allen voran Gennaro Righelli. „Montuoris edel-gelackte Bilder sollten die Illusion einer luxuriösen Welt der Schönen und Reichen, der tülligen Boudoirs und seidenen Salons vermitteln; auch schwelgten sie – bei Historienstoffen – im Glanz vergangener Epochen“[2], ohne dass sich ihr Schöpfer Montuori in jenen Jahren allzu intensiv auf die lupenreine Faschismus-Filmpropaganda des Regimes einließ.
Bei Kriegsende 1945 schien Montuoris Œuvre zunächst im Mittelmaß zu verweilen, doch begannen sich bald einige talentierte, jüngere Regisseure wie Luigi Zampa, für den Montuori u. a. die realitätsnahen Familiengeschichte „Kritische Jahre“ drehte, seine Mitarbeit zu sichern. „Mit seiner ungeschönten, im nüchternen Dokumentarstil gehaltenen Fotografie zu Fahrraddiebe, dem Meisterwerk Vittorio de Sicas und zugleich Paradestück des italienischen Neorealismus’, konnte der 63jährige Veteran viel von seinem in der Mussolini-Zeit verspielten Ruf wiedergutmachen.“[2] Für seine Kameraarbeit an Fahrraddiebe wurde er 1949 mit dem Silbernen Band ausgezeichnet. Montuoris spätere Arbeiten mit de Sica als Schauspieler („Im Zeichen der Venus“) oder als Regisseur (Das Dach) konnten mit dieser Leistung nicht mithalten. Zuletzt fotografierte Carlo Montuori nur noch filmische Unterhaltungsroutine mit Regisseuren wie Stefano Vanzina, Luigi Comencini, Dino Risi und Lucio Fulci, ehe er sich nahezu 80-jährig in den Ruhestand verabschiedete.
Sein Sohn Mario Montuori arbeitete gleichfalls als Kameramann.
Filmografie
1907: Il cane riconoscente (Kurzfilm)
1914: La fuga degli amanti
1914: La doppia ferita
1914: Dem Abgrund entgegen (La corsa all'abisso)
1915: Redenzione
1915: Mezzanotte
1916: La signorina Ciclone
1916: Il sopravissuto
1916: Lea
1917: L’incantesimo
1917: Odio fraterno
1918: Maria di Magdala
1919: Le due rose
1919: La via dolorosa
1920: La rupe tarpea
1920: Temi
1921: Die Tragödie eines Verbannten (La mirabile visione)
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 5: L – N. Rudolf Lettinger – Lloyd Nolan. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 565 f.
↑ abKay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 5: L – N. Rudolf Lettinger – Lloyd Nolan. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 565 f.