Carl Wery in dem Film Via Mala (1945)
Carl Sebastian Martin Wery de Lemans (* 7. August 1897 in Trostberg , Obb. ; † 14. März 1975 in München ) war ein deutscher Schauspieler und Hörspielsprecher .
Leben
Der aus einer hugenottischen Familie stammende Beamtensohn absolvierte nach dem Abitur eine kaufmännische Ausbildung und arbeitete zunächst als Industriekaufmann in einer Holzfirma, deren Direktor er zuletzt war. Im Ersten Weltkrieg diente Wery ab 1916 in der bayerischen Armee , wurde 1917 am Chemin des Dames verwundet und 1918 als Unteroffizier entlassen.[ 1] Wery, der bereits als Schüler Schauspielunterricht erhalten hatte, entschied sich dann jedoch für eine Bühnenkarriere. Bei Fritz Ulmer nahm er privaten Schauspielunterricht und gab 1929 sein Debüt als Faust am Theater Bielefeld . Er war dann zwei Jahre in Münster engagiert und spielte ab 1932 in Berlin am Renaissance-Theater und am Schillertheater . Nach 1934 wirkte er bis 1948 an den Münchner Kammerspielen .
1932 erhielt er seine erste Filmrolle, doch lange Zeit blieb er als Filmschauspieler wenig bekannt. Er stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda .[ 2]
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm er Hauptrollen, oft in Zusammenarbeit mit seiner Ehefrau, der Drehbuchautorin Erna Fentsch . Der Mann mit dem unverwechselbaren zerfurchten Gesicht wurde zur Idealbesetzung für schwierige Charaktere.
Grab auf dem Bogenhausener Friedhof
Er war der Brandner Kaspar , der den Tod zu überlisten versucht. Er spielte in Es geschah am 20. Juli den Generaloberst Friedrich Fromm , der sich halbherzig auf die Seite der Hitler-Attentäter stellt und sie dann doch erschießen lässt. Wery spielte die Titelrolle in Der Meineidbauer und war ähnlich einprägsam als unbeugsamer Pfarrer Kneipp in Sebastian Kneipp – Ein großes Leben . In Die grünen Teufel von Monte Cassino hat er mehr die Nebenrolle eines Generals gespielt.
1960 verkörperte er zusammen mit Annie Rosar in dem Film Am Galgen hängt die Liebe ein altes Ehepaar, das während des Zweiten Weltkriegs in Griechenland Freund und Feind Gastfreundschaft gewährt und dafür in den Tod geht. In dem Fernsehspiel Ein Weihnachtslied in Prosa oder Eine Geistergeschichte zum Christfest spielte er überzeugend die Rolle des Ebenezer Scrooge . Seine komödiantischen Fähigkeiten bewies er im 1965 gedrehten zweiten Teil der Verfilmung von Ludwig Thomas Lausbubengeschichten (Tante Frieda – Neue Lausbubengeschichten ) als furchterregender Erzieher („Hauptmann Semmelmaier“) des kleinen Ludwig Thoma (Hansi Kraus ), dem dieser seinen Rauschebart abschneidet. Danach musste Carl Wery sich aus gesundheitlichen Gründen ins Privatleben zurückziehen.
Seit 1947 war er auch umfangreich als Hörspielsprecher, vorwiegend beim Bayerischen Rundfunk tätig. In den meisten Produktionen sprach er eine der Hauptrollen, wie 1955 an der Seite von Lina Carstens in dem Original-Hörspiel Philemon und Baucis , für das der Autor Leopold Ahlsen im Jahr darauf mit dem renommierten Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet wurde.
Er wurde auf dem alten Bogenhausener Friedhof in München beigesetzt (Grab Mauer rechts Nr. 1).[ 3]
Filmografie
Hörspiele
1947: Geister, Gänger und Gesichter – Regie: Harald Braun
1947: Der zerbrochene Krug (nach Heinrich von Kleist ) – Regie: Walter Ohm
1948: Die schlaue Susanne – Regie: Helmut Brennicke
1948: Ankunft bei Nacht – Regie: Fritz Benscher
1948: Galileo Galilei (nach Bertolt Brecht ) – Regie: Fritz Benscher
1948: Das Lied von Bernadette (nach Franz Werfel ) – Regie: Walter Ohm
1948: Der Prozeß Mary Dugan – Regie: Fritz Benscher
1948: Der Bär (nach Anton Pawlowitsch Tschechow ) – Regie: Walter Ohm
1949: Zwischen Abend und Morgen – Regie: Carl Ballhaus
1949: Schuld und Sühne (nach Fjodor Michailowitsch Dostojewski ) – Regie: Walter Ohm
1949: Prinzessin Leonore – Regie: Kurt Wilhelm
1949: Der Berg der Stummen (Das Lied der Augile) – Regie: Walter Ohm
1949: Wasser und Whisky – Regie: Peter Hausser
1949: Ein Weihnachtslied – Regie: Heinz-Günter Stamm
1950: Santa Maria von Toledo – Regie: Albert Hörrmann
1950: Der Jagerloisl (nach Ludwig Thoma ) – Regie: Albert Hörrmann
1950: Frau im Morgengrauen – Regie: Walter Ohm
1950: Die Konferenz der Tiere (nach Erich Kästner ) – Regie: Kurt Wilhelm
1950: Johannesburg – Regie: Walter Ohm
1950: Nichts von Bedeutung (von Dietmar Schönherr ) – Regie: Heinz-Günter Stamm
1950: Der Zentaur – Regie: Walter Ohm
1950: Der Kater Tom und der Mann mit der weißen Weste (nach Arthur Miller ) – Regie: Kurt Wilhelm
1950: Station D im Eismeer – Regie: Heinz-Günter Stamm
1951: Der Passauer Wolf – Regie: Walter Ohm
1951: Der Windhund – Regie: Fritz Benscher
1951: Die verlorenen Jahre – Regie: Heinz-Günter Stamm
1951: Clarissa (nach Gotthold Ephraim Lessing ) – Regie: Friedrich-Carl Kobbe
1951: Der große Nachtgesang – Regie: Heinz-Günter Stamm
1953: Bruder an der Pforte – Regie: Walter Ohm
1953: Abschied in Taganrog – Regie: Heinz-Günter Stamm
1953: Das Wunder des Malachias – Regie: Walter Ohm
1954: Hiob im Moor – Regie: Peter Glas
1954: Begegnung mit Susanne – Autor und Regie: Kurt Wilhelm
1955: Philemon und Baucis (von Leopold Ahlsen ) – Regie: Walter Ohm
1955: Eine Lanze für die Freiheit (nach Max Frisch ) – Regie: Walter Ohm
1955: Dr. Dr. Hippolyt Leibetseder (von Josef Martin Bauer ) – Regie: Helmut Brennicke
1955: Die Chinesische Mauer (nach Max Frisch) – Regie: Walter Ohm
1956: Apostel der Hexen – Regie: Otto Kurth
1956: Indianische Ballade – Regie: Otto Kurth
1956: Die Brautfahrt zu Petersburg (nach Nikolai Wassiljewitsch Gogol ) – Regie: Willy Purucker
1956: Julia (nach Friedrich Hebbel ) – Regie: Friedrich-Carl Kobbe
1957: Die Göttliche Komödie des Dante Alighieri – Die Hölle – Regie: Otto Kurth
1957: Der Mensch im Schilderhaus – Regie: Heinz-Günter Stamm
1957: Der Ruepp (nach Ludwig Thoma) – Regie: Hermann Wenninger
1957: Macbeth (nach William Shakespeare ) – Regie: Heinz-Günter Stamm
1957: Der bayerische Erzengel – Regie: Walter Ohm
1958: Wilhelm Tell (nach Friedrich Schiller ) – Regie: Heinz-Günter Stamm
1958: Der Richter von Zalamea – Regie: Walter Ohm
1958: Der seidene Schuh oder Das Schlimmste trifft nicht immer zu. Spanische Handlung in vier Tagen – Regie: Otto Kurth
1958: Kettchen – Regie: Heinz-Günter Stamm
1958: Das goldene Herz – Regie: Walter Ohm
1959: Die Feigenblattgondel – Regie: Walter Ohm
1959: Die Reise nach Steiermark (von Josef Martin Bauer) – Regie: Edmund Steinberger
1959: Das Lied von Bernadette (nach Franz Werfel) – Regie: Heinz-Günter Stamm
1959: Maria Stuart (nach Friedrich Schiller) – Regie: Egon Monk
1959: Die Räuber (nach Friedrich Schiller) – Regie: Heinz-Günter Stamm
1960: George Washington Carver. Lohn der Geduld – Regie: Hans Quest
1960: Der Passauer Wolf – Regie: Edmund Steinberger
1960: Der Privatdetektiv – Regie: Raoul Wolfgang Schnell
1960: Die wunderbare Heilung oder Gift und Gegengift – Regie: Otto Kurth
1961: Der Fremde jenseits des Flusses – Regie: Walter Ohm
1961: Bericht von Apfelbäumen – Regie: Gustav Burmester
1961: Jon und die großen Geister – Regie: Heinz von Cramer
1961: Der Briefträger ging vorbei – Regie: Gustav Burmester
1961: Professor Toti – Regie: Rolf von Goth
1961: Ein Zwischenfall – Regie: Gustav Burmester
1961: Die Stunde Null war drei Uhr fünfzehn (nach Rolf und Alexandra Becker ) – Regie: Walter Netzsch
1961: Robinson soll nicht sterben – Regie: Walter Ohm
1962: Glücklich, wer eine gute Reise getan – Regie: Theodor Fischer
1962: Tiger – Tiger – Regie: Helmut Brennicke
1962: Immobilien – Regie: Edmund Steinberger
1963: Prozeß Mathias Klostermayer – Regie: Walter Ohm
1964: Träume (von Günter Eich ) – Regie: Otto Kurth
1964: Gebt euch nicht der Trauer hin – Regie: Hellmuth Kirchammer
1964: Die Bürger von Calais – Regie: Heinz von Cramer
1964: Das Haus im Wald – Regie: Otto Kurth
1965: Der Kapitän – Regie: Heinz-Günter Stamm
Literatur
Kay Weniger : Das große Personenlexikon des Films . Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 8: T – Z. David Tomlinson – Theo Zwierski. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3 , S. 345 f.
Weblinks
Einzelnachweise
↑ Bayerisches Hauptstaatsarchiv IV , Kriegsstammrolle 6607, Eintrag 3458 (16. Inf.-Regt., I. Ers.-Bataillon, 5./7. Komp.); digitalisierte Kopie bei ancestry.com, eingesehen am 1. Juni 2024
↑ Wery, Carl , in: Ernst Klee : Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945 . Frankfurt am Main : S. Fischer, 2007, ISBN 978-3-10-039326-5 , S. 659
↑ billiongraves.de: Carl-Wery