Carl Theodor Ottmer

Carl Theodor Ottmer
Ottmers Grab auf dem Domfriedhof in Braunschweig

Carl Theodor Ottmer (* 19. Januar 1800 in Braunschweig; † 22. August 1843 in Berlin) war ein deutscher Architekt und braunschweigischer Hofbaumeister, der durch Bauten in seiner Braunschweiger Heimat sowie in Berlin bekannt wurde.

Leben

Carl Theodor Ottmer wuchs als Sohn des Chirurgen Johann Heinrich Gottfried Ottmer (1767–1814) und dessen zweiter Ehefrau Elisabeth Sophie Friederike geborene Geißler (1775–1826) in einem Medizinerhaushalt auf.

Familie

Ottmers Vater stammte aus einer kinderreichen Gastwirtsfamilie aus Wolfenbüttel, der zunächst mit Friederike Elisabeth Louise, geborene Kreppenstedten verheiratet war. Diese war im Jahr 1796 kurz nach der Geburt des Sohnes Ludewig Joseph Jacob im Alter von 22 Jahren im Kindbett verstorben. 1797 heiratete Ottmers Vater seine zweite Frau, die ihm im Jahr 1798 eine Tochter Wilhelmine Juliane Elisabeth gebar. Kurz nach Carl Ottmers Geburt fiel im April des Jahres 1800 seine Schwester aus dem Fenster des elterlichen Hauses am Bohlweg und erlag ihren Verletzungen. Er bekam 1802 eine weitere Schwester Johanne Juliane Louise und 1808 einen Bruder Heinrich Eduard. Der Geologe und Mineraloge Julius Ottmer war sein Neffe. Insgesamt hatte die Familie sieben Kinder, die jüngste Tochter war die 1812 geborene Amalie Elisabeth. Ottmer war 14 Jahre alt, als sein Vater starb. Dieser hatte für ihn eine Laufbahn als Mediziner vorherbestimmt. Er entschied sich jedoch anders.[1]

Ausbildung

Ottmer begann zunächst 1816 seine Ausbildung am Collegium Carolinum[2] und absolvierte eine Lehre am Herzoglich Braunschweigischen Baudepartement bei Baukommissar Johann Carl Kahnt, zunächst gemeinsam mit seinem späteren Schwager Friedrich Wilhelm Spehr. Gefördert und ausgebildet wurde er seit Herbst 1817 bis ins Jahr 1821 durch den leitenden Architekten Peter Joseph Krahe.[3] Krahe nahm den Jungen zeitweise in die eigene Familie auf, so dass Ottmer eine umfassende Bildung erhielt und auch mit dem Theaterwesen in Berührung kam. Mit dessen Sohn Friedrich Maria Krahe verband ihn eine tiefe Freundschaft. Krahe ließ Ottmer beispielsweise an Bauprojekten wie den Torhäusern am Wendentor, den Gebäuden der Orangerie oder dem Bau eines Gutshauses in Halchter mitarbeiten. Nach Abschluss seiner Lehre im Jahr 1821 stellte er bei der Herzoglichen Kammer einen Antrag auf ein dreijähriges Reisestipendium. Ihm wurde eine Unterstützung für ein Jahr gewährt.[1] So ging er 1822 zu weiteren Studien an die Berliner Bauakademie. Dort wurde er im Umfeld Karl Friedrich Schinkels ausgebildet, war jedoch nie sein direkter Schüler. Er war eng mit dem Leiter der Singakademie Carl Friedrich Zelter befreundet, auf dessen Initiative das Gebäude der Sing-Akademie zu Berlin am Kastanienwäldchen zurückgeht. In Berlin trat er mit ersten Projekten hervor, die ihm Anerkennung über die Grenzen Berlins hinaus einbrachten.

Wirken

Ottmer war unter anderem als Sachverständiger für den Theaterbau seiner Zeit tätig und wurde beim Bau oder Umbau der Theater in Berlin (1824), Hamburg (1825), Leipzig (1826), Braunschweig (1826), Dresden (1828/1829), Meiningen (1830) und Wolfenbüttel (1835) hinzugezogen.

Ottmer war seit 1825 Mitglied des „Berlinischen Künstlervereins“. Er lehnte eine Berufung durch den preußischen König Friedrich Wilhelm III. zum Hofbaumeister in Berlin-Potsdam ab und reiste zwischen 1827 und 1829 nach Frankreich und durch Italien. Nach seiner Rückkehr heiratete Ottmer am 1. März 1829 Cäcilie Charlotte Clementine geborene Abich (* 1808; † nach 1866).[4]

Bereits 1824 wurde er durch Herzog Karl II. von Braunschweig-Wolfenbüttel zum Hofbaumeister ernannt. Nach dem Brand des Braunschweiger Residenzschlosses im Jahre 1830 wurde er Hofbaurat in Braunschweig. In dieser Funktion entwarf er eine große Zahl von Verwaltungs- und Militärbauten (Kasernen), aber auch Repräsentationsarchitektur, wie das neue Residenzschloss, Verkehrsbauten (wie Bahnhofsgebäude) und Villenanlagen. Wie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts üblich, arbeitete er mit unterschiedlichen Baustilen, mit neugotischen Formen ebenso wie mit klassizistischen – je nach Bauaufgabe.

Für sein letztes Projekt, den zweiten Braunschweiger Bahnhof, konnte er nur noch die Entwürfe fertigstellen, bevor er im August 1843 nach schwerer Krankheit, zu deren Behandlung er 1843 nach Berlin zurückgekehrt war, starb. Das Gebäude wurde nach diesen (heute verschollenen) Plänen zwischen 1843 und 1845 ausgeführt.

Nach seinem Tod wurde Ottmer in seine Heimatstadt Braunschweig überführt und dort unter großer Anteilnahme der Bevölkerung auf dem Domfriedhof beigesetzt.

Bauten und Projekte

Literatur

  • Joseph Eduard WesselyOttmer, Karl Theodor. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 24, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 570 f.
  • Gerd Biegel, Angela Klein (Hrsg.): Carl Theodor Ottmer 1800–1843. Braunschweigischer Hofbaumeister – Europäischer Architekt. (= Veröffentlichungen des Braunschweigischen Landesmuseums. 94.) Braunschweigisches Landesmuseum, Braunschweig 2000, ISBN 3-927939-48-X. (Ausstellungskatalog zum 200. Geburtstag im Braunschweigischen Landesmuseum).
  • Eberhard Drüeke: Ottmer, Carl Theodor, Prof. In: Horst-Rüdiger Jarck, Günter Scheel (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon – 19. und 20. Jahrhundert. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1996, ISBN 3-7752-5838-8, S. 452.
  • Udo Gebauhr (Hrsg.), Monika Lemke-Kokkelink: Wege zu Ottmer. 60 Stationen von Ahlum bis Zorge. Ein Führer zu den erhaltenen Bauten des Architekten Carl Theodor Ottmer (1800–1843), zu Stationen seines Lebens und zu Bauten seiner wichtigsten Schüler und Mitarbeiter zum 200. Geburtstag im Jahr 2000. Meyer, Braunschweig 2000, ISBN 3-926701-40-4.
  • Peter Giesau: Carl Theodor Ottmer. Braunschweiger Hofbaurat zwischen Klassizismus und Historismus. Deutscher Kunstverlag, München 1997, ISBN 3-422-06217-3.
  • Peter Giesau: Ottmer, Carl Theodor. In: Luitgard Camerer, Manfred Garzmann, Wolf-Dieter Schuegraf (Hrsg.): Braunschweiger Stadtlexikon. Joh. Heinr. Meyer Verlag, Braunschweig 1992, ISBN 3-926701-14-5, S. 175.
  • Karl Theodor Ottmer und seine Bauten. In: Illustrirte Zeitung. Nr. 31. J. J. Weber, Leipzig 27. Januar 1844, S. 72–75 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  • Rainer Theobald: Carl Theodor Ottmer als Theaterarchitekt. Untersuchungen zur Entstehung und Wirkung von Theaterbauten in der Epoche des Biedermeier. Dissertation, Freie Universität Berlin 1976. (maßgeblich für Ottmers Biografie)
  • Dieter Ullmann: Chladni und Ottmer. Ein frühes Beispiel für die Zusammenarbeit von Akustiker und Architekt. In: Acustica 71 (1990), Heft 1, S. 58–63.
Commons: Carl Theodor Ottmer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Gerd Biegel, Angela Klein (Hrsg.): Carl Theodor Ottmer. 1800–1843; Braunschweigischer Hofbaumeister – europäischer Architekt. S. 9–11.
  2. Carl Theodor Ottmer auf braunschweig.de
  3. Andrea Deutsch: Carl Theodor Ottmer und das Braunschweiger Schloss. Warum ein eigentlich klassizistischer Architekt ein Schloss mit so vielen barocken Elementen baut. GRIN Verlag, 2003, ISBN 3-638-23056-2, S. 3. (E-Book)
  4. Abich, Cäcilie Charlotte Klementine.@1@2Vorlage:Toter Link/ora-web.swkk.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf ora-web.swkk.de
  5. Claudia Anette Gronen: Der erste Braunschweiger Hauptbahnhof von Carl Theodor Ottmer. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-672-0, (online)