Der C4ü Bay 11 war ein Drehgestell-Durchgangswagen mit Seitengang, der mit der Blatt-Nr. 179 für die K.Bay.Sts.B. sowohl für den Inlands- als auch für den Einsatz im internationalen Schnellzugverkehr gebaut wurde.
Als dritte Generation der bayerischen Schnellzugwagen wurden zwischen 1908 und 1924 insgesamt 169 Wagen der Gattung AB4ü, ABC4ü, BC4ü und C4ü beschafft. Diese wurden zur Verbesserung der Laufruhe mit den längeren bayerischen Regeldrehgestellen mit 3.500 mm Achsstand ausgestattet. Unter der Blatt-Nr. 179 wurden so in insgesamt drei Losen 34 Wagen der Gattung C4ü bei MAN und Rathgeber beschafft. 1913 erfolgte dann nochmals eine Beschaffung in mehreren Losen von insgesamt 32 Wagen unter der Blatt-Nr. 6038I bei der Fa. MAN.
Verbleib
Bis auf sieben Wagen, die als Reparationsleistungen abgegeben werden mussten, wurden alle von der DRG übernommen.1930 werden insgesamt 21 Wagen umgebaut und erhielten die Gattungskennung C4ü Bay 11/30. Insgesamt einunddreißig Wagen können nach 1945 nicht mehr nachgewiesen werden. Bis 1958 wurden die Wagen bei der DB ausgemustert.
Konstruktive Merkmale
Untergestell
Der Grundrahmen des mit dem Wagenkasten verbundenen Untergestells wurde komplett aus Holz aufgebaut, welches teilweise – z. B. für die äußeren Längsträger – mit aufgeschraubten Winkeleisen verstärkt wurde. Für die Querträger wurden ebenfalls hölzerne Profile verwendet. Man versprach sich durch diese Bauweise für hochwertige Wagen einen ruhigeren Lauf[1]. Die hölzernen Querträger zur Aufnahme der Drehschemelpfannen wurden ebenfalls mit Winkeleisen armiert. Zur Unterstützung der äußeren Längsträger wurde wegen des großen Radstandes auf beiden Seiten ein Sprengwerk mit nachstellbaren Zugstangen angebaut. Die Pufferbohlen waren komplett aus Walzprofilen aufgebaut. Als Zugeinrichtung hatten die Wagen Schraubenkupplungen mit Sicherheitshaken nach VDEV, die Zugstange war durchgehend und mittig gefedert. Als Stoßeinrichtung besaßen die Wagen Stangenpuffer mit einer Einbaulänge von 650 Millimetern, die Pufferteller hatten einen Durchmesser von 370 Millimetern.
Laufwerk
Zur Verbesserung der Laufkultur hatten die Wagen die langen Drehgestelle bayerischer Bauart mit einem Radstand von 3.500 Millimetern. Die Rahmen der Drehgestelle waren aus Blechen und Winkeln zusammengenietet. Gelagert waren die Achsen in Gleitachslagern. Die Räder hatten Speichenradkörper der bayerischen Bauart 39. Die auf neun Blättern bestehenden Längsfedern hatten eine Länge von 1.250 Millimetern bei einem Querschnitt von 90 mm × 13 mm.
Wegen des großen Drehgestellabstands wurde das Untergestell durch ein räumliches Sprengwerk in der Ebene der äußeren Längsträger unterstützt. Dieses konnte nachgestellt werden.
Alle Wagen hatten eine Handbremse im geschlossenen Übergang an einem Wagenende und Druckluftbremsen des Typs Westinghouse. Für den Übergang auf fremde Gesellschaften wurden die Wagen teilweise auch mit automatischen Saugluftbremsen des Systems HARDY bzw. mit solchen des Systems HENRY ausgestattet.
Wagenkasten
Das Wagenkastengerippe bestand aus einem hölzernen Ständerwerk. Es war außen mit Blech und innen mit Holz verkleidet. Die Seitenwände waren glatt und bis zur Oberkante der äußeren Längsträger heruntergezogen. Die Wagen besaßen ein Tonnendach süddeutscher Bauart. Die Dachabschlüsse über den eingezogenen Einstiegen waren gerundet.
Ausstattung
Der Innenraum hatte insgesamt acht Abteile der dritten Klasse. Nur die beiden an den Wagenenden liegenden Abteile waren mit Schiebetüren zum Seitengang hin abgeschlossen, die restlichen offen. Klassentypisch waren die Abteile mit Holzlatten-Bänken ausgestattet. An beiden Wagenenden befanden sich Toiletten, an einem Wagenende zusätzlich noch ein Waschraum.
Die Beheizung der Wagen erfolgte über eine Dampfheizung.
Die Belüftung erfolgte über Dachlüfter bzw. über die versenkbaren Fenster.
Die Beleuchtung erfolgte durch Gaslampen. Ein großer Vorratsbehälter hing in Wagenlängsrichtung am Rahmen. Ab den 1930er Jahren erfolgte eine Umrüstung auf elektrische Beleuchtung.
Für den Übergang nach Frankreich (Ostbahn und Nordbahn), Österreich und/oder der Schweiz waren die Wagen mit entsprechenden Signalstützen ausgestattet.
Bemerkung
Beim Umbau der Wagen 1930 erfolgten Änderungen im WC-Bereich und die Wagen erhielten einen Schaltschrank für die Elektrik.
Emil Konrad: Die Reisezugwagen der deutschen Länderbahnen. 1. Auflage. Franckh’sche Verlagshandlung W. Keller & Co., Stuttgart 1984, ISBN 3-440-05327-X.
Wagenpark-Verzeichnis der Kgl. Bayer. Staatseisenbahnen nach dem Stande vom 31. März 1913.
Einzelnachweise
↑Lutz Übel, 150 Jahre Schienenfahrzeuge aus Nürnberg, Lieferbedingnisse für vierachsige Personenwagen