Die Marchia wurde 1854 von Münsterschen Gymnasialabiturienten[3] als Akademischer Verein Münsterania[4] mit den Farben Blau-Gold-Blau in Bonn gegründet, die ab 1855 öffentlich getragen wurden. Am 29. Mai 1857 wurde sie unter Änderung der Farben in Akademischer Verein Marchia umbenannt. Friedrich Nietzsche hatte die Marchia und einige ihrer Mitglieder näher kennengelernt, wurde dann aber 1864 Mitglied der Bonner Burschenschaft Frankonia.[5]
Nachdem sich in den ersten Jahren nach ihrer Gründung die Corps des Bonner Bonner Senioren-Convents um die Marchia vergeblich bemüht hatten und sich die Marchia eher progressistisch entwickelt hatte, erklärte sie sich 1865 zur Burschenschaft. Sie wurde 1865[6] Mitglied im Eisenacher Burschenbund und gründete mit den Bonner Burschenschaften Frankonia und Helvetia den Bonner Deputierten-Convent, der bis 1869 bestand.
Am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 nahmen 72 Mitglieder der Marchia teil, von denen 6 fielen. Aufgrund des Krieges wurde die Marchia im Wintersemester 1870/71 suspendiert und konnte erst am 20. April 1885[7] wieder aufmachen. Im selben Jahr trat sie dem Allgemeinen Deputierten-Convent bei, der sich 1902 in Deutsche Burschenschaft (DB) umbenannte. Vom Sommersemester 1894 bis zum Sommersemester 1897 war die Marchia wiederum suspendiert.[3] 1902 hatte sie den Vorsitz der DB inne und weihte am 30. Oktober[8] ihr erstes eigenes Korporationshaus in der Lennéstraße 9 ein. Im Ersten Weltkrieg fielen 21 Mitglieder. Im Wintersemester 1928/29 bezog die Marchia ihr heutiges Haus in der Poppelsdorfer Allee.
1949 wurde die Marchia wiedergegründet, gemeinsam mit der aus SchlesienvertriebenenBreslauer Burschenschaft, unter dem Namen Münsterania. Der gemeinsame Bund war 1950 an der Wiedergründung der Deutschen Burschenschaft beteiligt.[9] Im Wintersemester 1950/51 spaltete sich die Münsterania in die Alte Breslauer Burschenschaft zu Bonn und die Burschenschaft Marchia. 1955 erfolgte eine Fusion mit der in Düsseldorf gegründeten und später nach Köln verlegten Burschenschaft Marchia Köln.[10]
1974 traten 13 Aktive aus der Marchia aus, da diese auf ihrem Recht auf Wehrdienstverweigerung bestanden, was zu dieser Zeit innerhalb der Deutschen Burschenschaft nicht zulässig war.
2007 wurde ein Mitglied aus der Marchia ausgeschlossen, nachdem dieses im Garten der Verbindung ein Holzkreuz angezündet und rechtsextreme Äußerungen getätigt hatte.[14][15]
Die Marchia trat im Dezember 2011[16] aus Protest gegen rechtsextreme Tendenzen innerhalb der Deutschen Burschenschaft aus dieser aus[17][18] und war an der Reform der Burschenschaften beteiligt[19], gehört seitdem aber keinem Korporationsverband mehr an.
Das Band der Marchia hat die FarbenDunkelblau-Gold-Rot mit goldener Perkussion, Füchse tragen ein blau-gold-blaues.[26] Als Kopfbedeckung wird eine blaue Tellermütze getragen.[27] Ihr Wahlspruch lautete anfangs Inerst stante unione virebo!, seit 1857 Fest, treu, wahr! sowie ab 1865 gleichzeitig Freiheit, Ehre, Vaterland!
Ernst Kromayer (1862–1933), Dermatologe und Professor an der Halleschen Universität
Klaus Petri (1933–2011), Jurist und Politiker, siehe: Petri-Affäre
Theodor Pichier (1889–1974), Verwaltungsjurist, Oberbürgermeister von Erfurt, Landrat des Oberbergischen Kreises (NSDAP)
Gordian Meyer-Plath (* 1968), Präsident des Landesamtes für Verfassungsschutz Sachsen
Gottfried Ruegenberg (1845–1909), Mediziner und Abgeordneter der Zentrumspartei im Preußischen Abgeordnetenhaus und im Reichstag
Hans Wehberg (1885–1962), Völkerrechtslehrer und Pazifist, Herausgeber der Zeitschrift Die Friedens-Warte
Paul Wentzcke (1879–1960), Marchia Köln, Historiker und Honorarprofessor an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Direktor des Stadtarchivs und des Historischen Museums in Düsseldorf
Georg Wilsdorf (1871–1949), Diplomlandwirt, Tierzuchtdirektor und Fachbuchautor
Otto Zangemeister (1836–1902), Landwirt, Mitglied des Deutschen Reichstags (DFP)
Mitgliederverzeichnis:
Willy Nolte (Hrsg.): Burschenschafter-Stammrolle. Verzeichnis der Mitglieder der Deutschen Burschenschaft nach dem Stande vom Sommer-Semester 1934. Berlin 1934. S. 1013.
Hugo Böttger (Hrsg.): Jahrbuch der Deutschen Burschenschaft. 1907. Carl Heymanns Verlag Berlin 1907, S. 230–231.
Hans-Georg Balder: Die deutschen Burschenschaften. Ihre Darstellung in Einzelchroniken. Hilden 2005, S. 74–75.
Günter Ludwig: Burschenschaft Marchia. In: Karl Kromphardt, Herbert Neupert, Michael Rotthoff, Stephan Gerhard Stehli (Hrsg.): Studentenverbindungen und Verbindungsstudenten in Bonn. Haltern 1989, S. 198–200.
Einzelnachweise
↑Paulgerhard Gladen: Gaudeamus igitur, die studentischen Verbindungen einst und jetzt. München 1986, S. 216.
↑ abDeutscher Universitäts-Kalender. Winter-Semester 1913/14. Leipzig 1913, S. 51.
↑Dominik Geppert: Kaiser-Kommers und Bismarck-Kult. Bonner Studierende im Kaiserreich, 1871 bis 1914. In: Thomas Becker (Hrsg.): Bonna Perl am grünen Rheine: Studieren in Bonn von 1818 bis zur Gegenwart. (= Bonner Schriften zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte. Band 5.) Göttingen 2013, S. 87.
↑Paulgerhard Gladen: Geschichte der studentischen Korporationsverbände. Band II: Die nichtschlagenden Verbände und Nachträge zu Band I. Würzburg 1985, S. 31.
↑Paulgerhard Gladen: Geschichte der studentischen Korporationsverbände. Band I: Die schlagenden Verbände. Würzburg 1981, S. 76.
↑Michael Doeberl, Alfred Bienengräber (Hrsg.): Das akademische Deutschland. Band 2: Die deutschen Hochschulen und ihre akademischen Bürger. C. A. Weller, Berlin 1931. S. 667.
↑Paulgerhard Gladen: Geschichte der studentischen Korporationsverbände. Band I: Die schlagenden Verbände. Würzburg 1981, S. 90.
↑Zur Geschichte der Burschenschaft Marchia Köln siehe auch: Hans-Georg Balder: Die deutschen Burschenschaften. Ihre Darstellung in Einzelchroniken. Hilden 2005, S. 127, 255, 128.
↑Ernst Hans Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig, 1924/25, S. 24.
↑Ernst-Günter Glienke: Civis Academicus. Handbuch der deutschen, österreichischen und schweizerischen Korporationen und studentischen Vereinigungen an Universitäten und höheren Schulen. Jahrgang 1996, Lahr 1996, S. 46.