Die Kernstadt gliedert sich in fünf Stadtteile: Altstadt, Wölland, Sand, Neubruch und Vorstadt (westlich der Naab).
Geschichte
Funde weisen auf erste Siedlungen zwischen 3000 und 1800 v. Chr. hin. Älteste Reihengräberfunde des frühen 7. Jahrhunderts verweisen auf eine Siedlungskontinuität des Platzes bis in die Zeit um 600 n. Chr.
Bereits 817 war mit dem Almenhof eine Siedlung im heutigen Stadtbereich von Burglengenfeld genannt worden. Der Ort Lengenfeld selbst wurde zum ersten Mal 1123 in einer Urkunde des Klosters Ensdorf als „Lengenfelt“ (Kopie des 15. Jhs.) erwähnt. Um etwa 1133 wurde der Ort als „Lenginuelt“ bezeichnet, 1205 als „castrum (Burg) Lengenvelt“, 1356 als „Purcklengefelt“, 1484 als „Burcklengfeld“, 1546 als „Burcklengenfeldt“ und 1702 schließlich in der heute gültigen Schreibweise des Ortsnamens. Als ursprüngliche Bezeichnung kann man das althochdeutsche *ze demo langīn velde, d. h. beim langen Feld, erschließen.[5]
Im Ortsteil Kai wird 1387 ein Eisenhammer genannt, der Mitglied in der Oberpfälzer Hammereinigung war; er stand im Eigentum des Wolfart Erlböckh („Wolffhart Erelbeck mit dem hamer zu der Dreschelmül (Troschelhammer) vnd mit dem hamer zu dem Gehay (Kai) vnd den hamer zu Sehsenreut Sassenreuth“[6]).
Im Jahr 2018 fand ein dreijähriger Junge beim Spielen eine aus dem Byzantinischen Reich stammende rund 1000 Jahre alte Münze. Auf der Münze ist auf der Vorderseite eine Christusbüste mit Bart und Krönungsmantel abgebildet. Die Rückseite trägt ein Kreuz mit der Aufschrift „IS-XS“ und „bAS-ILɛ/bAS-ILɛ“ (Christus, König der Könige).[7]
Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde der Gemeindeteil Augustenhof der Gemeinde Saltendorf am 1. Januar 1972 nach Burglengenfeld umgegliedert. Am 1. Juli desselben Jahres wurden Büchheim, Dietldorf und Teile von Höchensee, Lanzenried und See eingegliedert.[8] Am 1. Mai 1978 folgten Pottenstetten sowie Teile von Fischbach an der Naab.[9]
Einwohnerentwicklung
Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Stadt von 10.461 auf 13.554 um 3.093 Einwohner bzw. um 29,6 %.
Bis zu seiner Auflösung umfasste der Landkreis 50 Gemeinden. Die größten Orte waren Burglengenfeld, Maxhütte-Haidhof und Teublitz.
Am 1. Juli 1972 wurde dieser im Zuge der Gebietsreform in Bayern aufgelöst und zusammen mit den ehemaligen Landkreisen Oberviechtach, Nabburg und Neunburg vorm Wald sowie der bis dahin kreisfreien Stadt Schwandorf zum Landkreis Schwandorf in Bayern (ab dem 1. Mai 1973 Landkreis Schwandorf) zusammengefasst.
Die katholische Stadtpfarrkirche St. Vitus wurde urkundlich erstmals Anfang des 14. Jahrhunderts erwähnt. In den nachfolgenden Jahrhunderten erfolgten zahlreiche Umbauten, Renovierungen und Erweiterungen, die den heutigen uneinheitlichen Charakter des Gebäudes erklären. Die Einweihung des Hochaltars in seiner jetzigen Form erfolgte im Jahr 1941.[10][11]
Die Kirche St. Josef (Fertigstellung 1979, Architekt Franz Kießling) im Viertel Am Sand gilt als radikal moderner Kirchenbau und ist mehrfach preisgekrönt: 1982 Jahrespreis Bund Deutscher Architekten und Deutscher Holzbaupreis, 1983 Deutscher Architekturpreis, als Höhepunkt 1984 der Mies-van-der-Rohe-Preis.
Die 1714 erbaute Sebastiankirche in der Vorstadt an der Naabbrücke verdankt ihre Errichtung einem Gelübde zur Pestzeit. Als 1898 die Eisenbahn Burglengenfeld erreichte, wurde das Gebäude um 60 Meter versetzt und 1902 an der neuen Stelle eingeweiht.
Die Christuskirche wurde 1717 zum ersten Mal eingeweiht, damals als Kapuziner-Klosterkirche. Erst seit 1960 ist sie eigenständig und war vorher eine Tochtergemeinde von Maxhütte-Haidhof.[12][13]
Wappenbegründung: Der Burgturm ist ein redendes Element für den Ortsnamen. Der grüne Dreiberg symbolisiert die Lage der Stadt zwischen drei Hügeln, Burgberg, Kreuzberg und Brunnberg. Der Rautenschild und der Löwenkopf verweisen auf die wittelsbachische Ortsherrschaft. Das erste Marktsiegel (nach 1426) zeigt nur Burgturm und Baum auf Dreiberg; diese Figuren sind im zweiten Siegel (ausgehendes 15. Jahrhundert) dem Rautenschild aufgelegt, hinter dem der heilige Georg als Drachentöter steht. Der heilige Georg allein war als Kirchenpatron auch Siegelbild des Pfarrers Hans Weiß, der bis 1425 für den Markt siegelte. Anlässlich der Stadterhebung 1542 erfolgte die Bestätigung des bisherigen Wappens und eine Mehrung durch Hinzufügung des Schildhauptes mit dem pfalzbayerischen Löwen. Die neueren Dienstsiegel zeigen nur den Wappenschild ohne den heiligen Georg als Schildhalter.
Noch heute stellt die Burganlage, mit rund 2,4 ha die größte der Oberpfalz, eines der Wahrzeichen der Stadt dar. Die Burg beherbergt heute ein Heilpädagogisches Zentrum. Öffentliche Führungen finden alljährlich zwischen Mai und Oktober statt.
Anti-WAAhnsinns-Festival
1986 wurde über Burglengenfeld auch außerhalb Deutschlands berichtet, als die Demonstrationen gegen eine geplante Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf ihren Höhepunkt im Anti-WAAhnsinns-Festival am 26. und 27. Juli 1986 erreichten. Drei Monate nach der Katastrophe von Tschernobyl traten vor rund 100.000 Menschen bekannte deutschsprachige Musiker und Bands auf. Der WAA-Bau scheiterte 1989. Auf dem Veranstaltungsgelände Lanzenanger erinnert heute ein Gedenkstein an das Anti-Atom-Festival.
Die Altstadt steht als Ensemble komplett unter Denkmalschutz. Seit Mitte der 1970er Jahre betreibt die Stadt mit enormem finanziellen Aufwand, gefördert durch den Freistaat Bayern und in Teilen durch die Europäische Union, eine Altstadtsanierung. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen: die Altstadt mit Ackerbürgerhäusern, das historische Rathaus (erbaut um 1600) mit Renaissance-Brautzimmer, das Altmannsche Schlösschen, die Stadtmauer mit Wehrgang, die mittelalterliche Bierkelleranlage, der Zaschkahof, die Große Kanzlei (erbaut um 1540), die katholische Pfarrkirche St. Vitus mit Epitaph (1541) von Loy Hering, die St.-Anna-Friedhofskapelle mit Epitaphen aus dem 15. und 16. Jahrhundert, die evangelische Christuskirche (ehemaliges Kapuzinerkloster, erbaut um 1706), die Kreuzbergkirche mit sehenswerter Innenausstattung, die Burg (im Kern aus dem 12. Jahrhundert, im 16. Jahrhundert erweitert), sowie die Pfarrkirche und das Schloss in Dietldorf und die Pfarrkirchen in Pottenstetten, Lanzenried, Kirchenbuch und Pilsheim.
Blick von der Vorstadt über die Naab Am Ende der Pithiviers-Brücke die Alte Kanzlei, darüber die Burg, in der Bildmitte die Pfarrkirche St. Vitus mit der Altstadt
Es gibt mehrere Turnhallen, Sportplätze, das Ganzjahresbad „Bulmare“, einen Kunstrasenplatz und Rad- und Wanderwege.
Fußball
Der ASV Burglengenfeld spielt derzeit (Stand: 2023) in der Landesliga Bayern Mitte. In den 1970er und 1980er Jahren war die 1. Mannschaft in die Fußball-Landesliga Bayern aufgestiegen, die damals viertklassig war. Einen der größten Erfolge feierte die 1. Mannschaft im DFB-Pokal. Der ASV erreichte die zweite Runde und verlor im Regensburger Jahnstadion gegen Werder Bremen mit 0:3.
Leichtathletik
Der TV Burglengenfeld hat bereits zahlreiche Bayerische Meisterschaften errungen und zählt damit zu den erfolgreichsten Leichtathletikvereinen Bayerns. Aktuell sind die Männer der 4 × 400-m-Staffel 3. Bayerische Meister.
Karate
Im TV Burglengenfeld ist auch das Shotokan-Karate-Dōjō integriert, das zu den ältesten Karatevereinen Bayerns zählt (gegr. 1972).[18] Zahlreiche Dan-Träger sind aus ihm hervorgegangen; das Kata-Damen-Team wurde 2012 bei den Bayerischen Meisterschaften drittes und bei den deutschen Meisterschaften fünftes.
Basketball
Eine weitere Sparte des TV Burglengenfeld ist die Abteilung Basketball. Die Herrenmannschaft der Blizzards Burglengenfeld spielt derzeit in der Bezirksliga Oberpfalz. Des Weiteren bilden zwei erfolgreiche Jugendmannschaften in der Bezirks- beziehungsweise Bezirksoberliga die Nachwuchsabteilung.
Freizeiteinrichtungen (Auswahl)
Neben dem Erlebnis- und Wohlfühlbad Bulmare gibt es die Stadtbibliothek, den Bürgertreff am Europaplatz, das selbstverwaltete Jugendzentrum, ein DFB-Mini-Spielfeld sowie eine Skaterbahn. Seit November 2011 besitzt Burglengenfeld das sogenannte Erlebniskino Starmexx.
Regelmäßige Veranstaltungen
Bürgerfest (alle drei Jahre am dritten Augustwochenende)
Hoffest-Open Air im selbstverwalteten Jugendzentrum, jährlich, Ende Juni
Verschiedene kulturelle und musikalische Veranstaltungen auf der Piazza der Stadthalle („Kultursommer“)
Europafest
Italienische Nacht, jährlich, Ende Juni
Vorstadtfest
Kellergassenfest
Irlfest
Städtisches Kinderfest (in Jahren ohne Bürgerfest)
Vier Jahrmärkte mit verkaufsoffenen Sonntagen
Lokale Medien
Die Mittelbayerische Zeitung und Der neue Tag sind die lokalen Tageszeitungen der Region. Darüber hinaus gibt es kostenlose Anzeigenblätter, die ebenfalls Artikel über lokale Ereignisse enthalten.
Die Stadt ist Teil des Sendegebietes der lokalen Radiosender Radio Charivari und Gong FM aus Regensburg. Die Regensburger Frequenzen dieser Sender sind in Burglengenfeld nicht überall optimal zu empfangen, daher werden sie u. a. zusätzlich vom Sender Hackelberg bei Pistlwies ausgestrahlt.
Burglengenfeld gehört zudem zum Sendegebiet des lokalen Regensburger TV-Senders TVaktuell (kurz: TVA), welcher im örtlichen Kabelnetz eingespeist ist.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Der Ort ist per KFZ über die Bundesautobahn 93, die Bundesstraße 15 und die Staatsstraße 2235 zu erreichen. Nachdem 1899 ein Eisenbahnanschluss gebaut wurde, dient die Bahnstrecke Haidhof–Burglengenfeld seit 1967 nur mehr dem Gütertransport zum Zementwerk. Eine Wiederaufnahme des SPNV auf der Strecke wäre grundsätzlich möglich. Hierzu laufen seit 2015 entsprechende Reaktiverungsbemühungen.[19][20] Die nächsten Bahnhöfe sind in Schwandorf und Maxhütte-Haidhof. Den öffentlichen Personenverkehr besorgen Buslinien nach Regensburg (25 km), Schwandorf (18 km), Maxhütte-Haidhof (5 km), Kallmünz (8 km) und Amberg (40 km).
Burglengenfeld liegt im Bedienungsgebiet des Regensburger Verkehrsverbunds (RVV).
Die Stadt betreibt in Eigenregie eine Stadtbuslinie, eine Friedhoflinie sowie eine Umlandlinie zur Anbindung der Ortsteile an die Kernstadt.
In Burglengenfeld gibt es mit dem Heidelberg-Materials-Zementwerk nur noch einen größeren Arbeitgeber. Das Werk der Firma Hansa Metallwerke wurde 2019 unter Wegfall aller Arbeitsplätze geschlossen.[21] Des Weiteren liegt das Logistikzentrum der Firma NBG in Burglengenfeld. Im südlichen Landkreis Schwandorf ist Burglengenfeld ein Standort von Einzelhandel, Dienstleistern und Kleingewerbe.
Bildung
Burglengenfeld bietet sämtliche Schularten sowie Betreuungseinrichtungen:
Offene Ganztagsbetreuung an der Mittelschule, an der Realschule und am Gymnasium
Ehemaliger Bundeswehrstandort
Zur Zeit des Kalten Krieges erhielt die Stadt nach der Gründung der Bundeswehr erstmals eine Garnison. In der 1992 aufgegebenen Naabtal-Kaserne waren Fernmeldeteile der Luftwaffe stationiert. Auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne ist seit Ende der 1990er Jahre das Schul- und Sportzentrum Naabtalpark mit Stadthalle, Grund- und Mittelschule, eigenen Gebäuden für Mittags- und Ganztagsbetreuung sowie dem Wohlfühlbad Bulmare entstanden.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
Matthäus Stang (1581/82–nach 1625), Zeichner und Kartograf
↑Johannes Laschinger: Transkription der Großen Hammereinung. In: Hirschmann, Norbert, Fleißer, Hannelore, Mahler, Fred: Die Oberpfalz, ein europäisches Eisenzentrum - 600 Jahre Große Hammereinung, Band 12/1 der Schriftenreihe des Bergbau- und Industriemuseums Ostbayern, Theuern 1987, S. 141.
↑Nordbayerischer Kurier vom 25./26. Januar 2020, S. 8
↑Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S.438.
↑Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 121.