Das Bunthörnchen-Bornavirus 1 (englischVariegated squirrel bornavirus 1, abgekürztVSBV-1) ist das einzige bislang beschriebene Virus in der Spezies Orthobornavirus sciuri (früher Mammalian 2 orthobornavirus) aus der Familie Bornaviridae.[2][3]
Sein natürlicher Wirt ist das Bunthörnchen (Sciurus variegatoides) und weitere Hörnchenarten. Das Bunthörnchen-Bornavirus 1 wurde erstmals beschrieben, als bei Züchtern dieser Hörnchenart in Sachsen-Anhalt zwischen 2011 und 2013 tödlich verlaufende Enzephalitiden auftraten und als einziges infektiöses Agens dieses Virus im Liquor und Gehirnbioptaten erstmals identifiziert wurde.
Das Bunthörnchen-Bornavirus 1 löst bei den infizierten Hörnchen keine Erkrankung aus, kann als Zoonose (Zooanthroponose) nach Übertragung auf den Menschen jedoch eine potenziell tödlich verlaufende Enzephalitis auslösen. Durch das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) konnte bei einem aus der Zucht der Betroffenen stammenden Bunthörnchen und bei Gewebeproben aus dem Gehirn der verstorbenen Züchter via Metagenomanalyse eine übereinstimmende Gensequenz identifiziert werden, die auf das Vorkommen eines neuartigen Bornavirus hindeutete. Über die Herkunft der Viren, die Epidemiologie und die potenziellen Übertragungswege dieser Zoonose liegen keine Informationen vor, Kratz- oder Bissspuren werden als wahrscheinliche Übertragungswege angenommen.[4][5][6] Im Januar 2016 wurde mitgeteilt, dass weitere infizierte Tiere in Zoos und bei privaten Haltern identifiziert werden konnten, darunter auch Arten der Schönhörnchen (Callosciurinae).[7][8]
Für den direkten Nachweis „humanpathogener Bornaviren“ beim Menschen besteht nach § 7Infektionsschutzgesetz (IfSG) in Deutschland eine namentliche Meldepflicht. Das „Auftreten“ der „Erreger“ von „Bornavirus-Infektionen“ bei Säugetieren ist in Deutschland ebenfalls meldepflichtig (§ 1 in Verbindung mit der Anlage der Verordnung über meldepflichtige Tierkrankheiten).[9]
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Bernd Hoffmann, Dennis Tappe, Dirk Höpe u. a.: A Variegated Squirrel Bornavirus Associated with Fatal Human Encephalitis. In: The New England Journal of Medicine. 2015, Band 373, S. 154–16, doi:10.1056/NEJMoa1415627
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↑Verordnung über meldepflichtige Tierkrankheiten (TKrMeldpflV 1983) – Verordnung über meldepflichtige Tierkrankheiten in der Fassung der Bekanntmachung vom 11. Februar 2011 (BGBl. I S. 252), die zuletzt durch Artikel 1 der Verordnung vom 8. Juli 2020 (BGBl. I S. 1604) geändert worden ist