Der aus Ostwestfalen stammende Martin Bulthaup gründete 1949 die Martin Bulthaup Möbelfabrik in Bodenkirchen bei Landshut. 1951 begann er mit der Produktion von Küchenmöbeln. Erstes Produkt war ein Küchenbuffet mit handgenähten Vorhängen.[4] 1963 errichtete er ein Werk in Bodenkirchen und erweiterte die Produktionsanlagen 1966 durch einen weiteren Standort in Neumarkt-Sankt Veit. Martin Bulthaup führte die Fließbandfertigung in seinen Betrieben ein.[5]
1969 präsentierte Bulthaup die Produktlinie „Stil 75“.[6] Mit einem Umsatz von rund hundert Millionen DM zählte das Unternehmen in den späten 1960er Jahren zu den fünf größten deutschen Herstellern von Küchenmöbeln, ab 1973 begann der Export in Länder der damaligen EWG.[7]
1974 stellte Bulthaup das Küchenmodell „Concept 12“ (auch: c12) vor. Dieses erlaubte durch das Rastermaß von 12 cm eine flexible Planung.[8]
1978 wurde das Unternehmen von Gerd Bulthaup (1944–2019)[9], dem Sohn des Firmengründers, übernommen, und mit dem Bau einer neuen Produktionsstätte in Aich/Bodenkirchen verschiedene Unternehmensbereiche zusammengefasst.
Zusammenarbeit mit Otl Aicher
1980 begann Bulthaup die Zusammenarbeit mit dem Gestalter Otl Aicher. Nach Aichers Auffassung sollten Küchen zur gemeinsamen Zubereitung von Speisen einladen und Küchenwerkzeuge griffbereit und sichtbar aufbewahrt werden. 1982 veröffentlichte er das Buch „Die Küche zum Kochen“[10]. Im gleichen Jahr erschien das Küchenmöbelprogramm „System b“, das von den Untersuchungen Aichers inspiriert war.
In weiterer Folge entstand 1988 die sogenannte „Küchenwerkbank“ (KWB), eine Kombination aus Edelstahl-Kochstelle, Spülbecken und Arbeitsfläche. Sie übernahm Gestaltungselemente der Großküche und wurde mit einigen Designpreisen ausgezeichnet.[8]
1990er Jahre
1992 präsentierte Bulthaup das „System 25“. Auch hier war flexible Planung möglich, die Produktbezeichnung beruht auf dem dreidimensionalen Raster von 25 × 25 × 25 mm.[11] Besonders beanspruchte Bereiche konnten in Edelstahl ausgeführt werden und zusammen mit Oberflächen aus Glas, Holz und Laminat kombiniert werden.[12] Mehrfach ausgezeichnet wurde der neu entworfene Bulthaup-Dunstabzug, welcher sich in Form und Funktion an der professionellen Küche orientierte.[13] Zusätzlich wurden auch die Sitzmöbelsysteme „Korpus“ und „Duktus“ entwickelt und angeboten.[8] 1997 wurde das mobile „System 20“ präsentiert, welches rollbare Container und frei positionierbare Elemente beinhaltete.[14] Diese waren unabhängig kombinierbar und konnten, nach Verfügbarkeit von Strom- und Wasseranschluss, auch völlig frei im Raum platziert werden.
Ab 2000
Im Jahr 2002 zog sich Gerd Bulthaup aus der operativen Geschäftsführung des Unternehmens zurück. Nach externen Geschäftsführern übernahm im Jahr 2010 mit Marc O. Eckert wieder ein Familienmitglied die Führung des Unternehmens.[6]
Konjunkturschwäche 2010
Aufgrund der anhaltenden Konjunkturschwäche war das Unternehmen im März 2010 gezwungen, 114 der über 550 Beschäftigten in eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft zu überführen oder ihnen kurzfristig zu kündigen. Nachdem bereits eine eineinhalbjährige Phase der Kurzarbeit zu Ende gegangen war, mussten die Mitarbeiter nach einer Umschulungs- und Betreuungszeit von neun Monaten aus dem Unternehmen ausscheiden.[15]
↑Finsterwalder, Frauke: Der Befreier der Kredenz. In: Welt am Sonntag. Stil. Axel Springer SE. 23. Januar 2005.
↑o. V.: Martin Bulthaup – Pionier der Einbauküchen-Industrie. Zum 60. Geburtstag des Mannes, der unsere Wohnkultur maßgeblich mitgestaltet. In: Vilsbiburger Zeitung. 23. März 1973
↑Gerhard Matzig: Raumkünstler und großer Menschenfreund. In: sueddeutsche.de. 2. August 2019, ISSN0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 8. August 2019]).
↑Otl Aicher: Die Küche zum Kochen. Callwey Verlag, München 1982, ISBN 3-936896-18-6
↑Krichbaum, Jörg (Hrsg.): bulthaup system 25. In: Deutsche Standards. Produkte und Objekte in Deutschland, die als prominenter Teil für das Ganze stehen. Namen und Begriffe, von Aspirin bis Zeiss in Bild und Wort. 7., erweiterte Ausgabe. Köln: Arcum Verlag. 1995. S. 134.
↑Andritzky, Michael (Hrsg.): Oikos – von der Feuerstelle zur Mikrowelle. Haushalt und Wohnen im Wandel. Buch zur Ausstellung im Museum für Gestaltung. Gießen: Anabas Verlag. 1992. S. 136 ff.
↑Hagelüken, Alexander: Ein Ästhet geht in der Küche neue Wege. Mit Designmodellen für kaufkräftige Kunden hat sich der Möbelhersteller in einer Nobel-Nische etabliert. In: Süddeutsche Zeitung. Wirtschaft. Dynastien, Außenseiter, Newcomer: Gerd Bulthaup. Ausgabe 190. München: Süddeutsche Zeitung GmbH. 1995. S. 22.
↑Husch, Josten: „Vergesst Design!“. In: Brand Eins. Wissen ist der erste Rohstoff, der sich bei Gebrauch vermehrt. Schwerpunkt: Denken. Hamburg: brand eins Verlag GmbH & Co. oHG. 2011. S. 156–159.
↑o. V.: Deutschlands erfolgreiche Vertriebsteams. Architects Partner Award 2013. In: Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 12. August 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ait-online.de. AIT online. 2014. S. 2. (30. Juni 2014)
↑EOOS Design GmbH. Awards. "Designpreis der Bundesrepublik Deutschland" in Gold for "b2", produced by Bulthaup. In: http://www.eoos.com/cms/?id=181. (überprüft am: 27. November 2014)