Die öffentlichen Brunnen in Bern, im Besonderen diejenigen in der Berner Altstadt, dienten vom Mittelalter bis zur Erschliessung der Haushalte mit fliessendem Wasser in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Wasserversorgung und der Brandbekämpfung der Stadt. Diese Brunnen erhielten damals zunehmend auch eine repräsentative Funktion und wurden entsprechend aufwendig gestaltet. Bern ist bekannt für die Figurenbrunnen aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, die überwiegend der Werkstatt des Freiburger Bildhauers Hans Gieng zugeschrieben werden.
Zusätzlich zu diesen genannten, bekannten Brunnen in der Berner Altstadt gibt es noch weitere, teilweise weniger bekannte Brunnen oder Brunnenanlagen in Bern. Insgesamt sollen es gegen 100 öffentliche Brunnen auf dem Stadtgebiet sein, oftmals mit Trinkwasser.
Bereits im 13. Jahrhundert existierten in der Stadt Bern verschiedene Quellbrunnen und vermutlich auch Zisternen sowie private Sodbrunnen. Konrad Justingers Stadtchronik erwähnt, dass man in Bern am Ende des 14. Jahrhunderts bereits bei fünf fliessenden Brunnen Wasser holen konnte. Von diesen fünf Brunnen ist nur der Stettbrunnen (seit 1855 mit steinernen Becken) erhalten. Bei den damaligen Brunnen handelte es sich ausschliesslich um hölzerne Stockbrunnen. Erst 1520 wurde an der Kreuzgasse der erste steinerne Brunnen, der zweite Kreuzgassbrunnen, aufgestellt. Zwischen 1542 und 1546 wurden dann eine Vielzahl der noch vorhandenen Holz-Brunnen durch steinerne Stockbrunnen mit Brunnenfiguren, die möglicherweise grösstenteils vom Freiburger Bildhauer Hans Gieng stammen, ersetzt. Zur gleichen Zeit wurden eine Brunnenordnung und das Amt des Brunnenmeisters geschaffen. Die Brunnen wurden ab dem 16. Jahrhundert immer wieder renoviert, bekannt sind zum Beispiel Gesamtrenovationen aller Brunnen für die Jahre 1712/13 und 1757. Im 19. Jahrhundert wurden die Brunnen als Verkehrshindernisse angesehen, und viele von ihnen wurden versetzt und in den 1840er Jahren im Geiste der Zeit wenig fachgerecht und unter Verwendung von ungeeigneten Materialien wie Blei und Zement renoviert und umgestaltet. Aus Anlass der 700-Jahr-Feier der Stadt Bern wurden in den Jahren 1890/91 die damals zum grössten Teil verwahrlosten Brunnen sorgfältig renoviert. Im Jahre 1896 hinterliess der Schuhmachermeister Heinrich Philipp Lösch sein Vermögen der Stadt Bern für den Unterhalt der Brunnen, was eine weitere Gesamtrenovation 1925 ermöglichte.
Das laut Quellen angegebene Jahr der Errichtung bzw. Enthüllung.
Weitere Brunnen in der Stadt Bern
Liste von Brunnen in Stadt und Gemeinde Bern, die auf öffentlichem oder privatem Grund stehen und zugänglich oder von öffentlichem Grund aus einsehbar sind:
Amthausbrunnen (Porträt Paul Klee – Max Fueter 1939)
Liste von Brunnen, die einstmals in der Stadt Bern standen und deren Existenz vermerkt worden ist. Sie wurden entweder abgebrochen, oder ihr Verbleib ist schlichtweg unbekannt.
Ankenwaag-Brunnen (1882 abgebrochen und Teile davon für Stadtbibliothekbrunnen verwendet)
Amthausgassbrunnen (1913 abgebrochen, Beckenteile für Vennerbrunnen verwendet)
Armand Baeriswyl: Sodbrunnen – Stadtbach – Gewerbekanal. Wasserversorgung und -entsorgung in der Stadt des Mittelalters und der Frühen Neuzeit am Beispiel von Bern. In: Naturforschende Gesellschaft in Bern (Hrsg.): Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft in Bern. Neue Folge Band69. Bern August 2012, S.67–86, doi:10.5169/seals-389788 (archiviert in E-Periodica der ETH Zürich).
Paul Schenk: Bärner Brünne. Hrsg.: Geschäftsstelle Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde (= Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde. Band6). Paul Haupt, Bern 1944, S.15, doi:10.5169/seals-240383.
Paul Schenk: Berner Brunnen-Chronik. Chronique des fontaines de Berne. A chronicle of Bernese fountains. Bern 1981.
Ursula Schneeberger: Staat, Krieg und Macht im Programm der Berner Figurenbrunnen. In: André Holenstein et al. (Hrsg.): Berns mächtige Zeit. Das 16. und 17. Jahrhundert neu entdeckt. Bern 2006, S. 157–161.
Heinrich Türler, Emanuel Jirka Propper: Das Bürgerhaus im Kanton Bern. II. Teil, Zürich 1922, S. XLIX–L und Taf. 64–66.
Berchtold Weber: Historisch-topographisches Lexikon der Stadt Bern. Oberbegriff/Suchergebnis: Brunnen (94 Resultate). Hrsg.: Burgerbibliothek Bern (= Schriften der Berner Burgerbibliothek). Bern 2016 (archives-quickaccess.ch [abgerufen am 4. Februar 2018]).
Barbara Büttner: Berns kluges Wassermanagement. In: journal-b.ch. 2. Mai 2014, abgerufen am 4. Februar 2018: «Getrenntes Wasserversorgungssystem – ‹Der Stadtbach hat nie die Brunnen gespeist.› Sondern nur ihr überschüssiges Wasser aufgenommen und abgeleitet. – […] zunächst Sodbrunnen, die vom Grundwasser gespeist werden, das Trinkwasser liefern. – Nach dem Hitzesommer von 1395 reicht das Grundwasser definitiv nicht mehr aus. Neue hölzerne Röhrenbrunnen, aus denen stetig Wasser fliesst, werden gebaut. Ihr Wasser kommt erstmals aus Quellen ausserhalb der Stadt […].»