Bräuning, Leu, DürigDie Architekten Bräuning, Leu, Dürig führten von den 1930er bis in die 1950er Jahre eines der meistbeschäftigten Basler Architekturbüros, das zahlreiche öffentliche Bauten, Geschäfts- und Gewerbehäuser sowie Industrieanlagen errichtete. Ihr gesamtes Werk kennzeichnet das Bemühen nach einer «gemässigten, soliden Modernität», wie der Pressetext zur bisher einzigen Gesamtschau 1999 betont.[1] InhaberFranz Bräuning (* 22. September 1888 in Basel; † 14. September 1974 ebenda) war Sohn eines Zimmerpoliers. Er machte von 1904 bis 1907 eine Lehre im Baugeschäft der Gebrüder Stamm. Von 1907 bis 1909 studierte er am Technikum Burgdorf Architektur. Nach dem Diplom 1909 arbeitete er bis 1913 in Strassburg, anschliessend in Bern für das Basler Architekturbüro Widmer, Erlacher, Calini und zeitweise in Berlin für den Schweizer Architekten Ernst Rentsch an Planungen für die BASF in Ludwigshafen. Das eigene Büro gründete er 1920, in das nachfolgend auch seine zwei Partner eintraten. Hans Matthias Leu (* 23. Dezember 1896 in Basel; † 7. Januar 1954 ebenda): Zur Ausbildung des Architekten ist wenig bekannt, auch die Nachrufe berichten darüber nichts.[2] Leu absolvierte eine Berufslehre bei Julius Kelterborn und arbeitete anschliessend in verschiedenen Architekturbüros, in denen er unter anderem Hans Schmidt kennenlernte. Nachdem er 1923 den Wettbewerb für einen Zentralfriedhof am Hörnli gewonnen hatte,[3] wurde er 1924 Bräunings Partner. Er hat einen Sohn, Hans Felix, *1945, mit der Künstlerin Eva Aeppli, mit der er ab 1946 verheiratet war. Ihr Enkel ist der Tätowier-Künstler Filip Leu. Arthur Dürig (* 9. Juni 1903 in Bern; † 17. Februar 1978 in Luzern) absolvierte nach der Matura ebenfalls eine Lehre und studierte anschliessend am Technikum Burgdorf. Nach dreijährigem Praktikum führte er sein Studium von 1928 bis 1930 an der Technischen Hochschule Stuttgart fort und wurde dann Wissenschaftlicher Assistent bei Paul Bonatz. Ab 1931 arbeitete er bei Bräuning und Leu; er wurde 1932 oder 1933 Teilhaber. WerkEin frühes Werk aus der Zeit vor dem Eintritt von Dürig ins Büro ist das 1929 erbaute Atelierhaus Kind in Riehen.[4] Nach dem Gewinn des Auftrags für den Friedhof am Hörnli in Riehen bei Basel, einer neoklassizistischen Anlage, die zusammen mit den Büros Klingelfuss aus Zürich und Suter & Burckhardt aus Basel bis 1932 ausgeführt wurde,[5] kamen die Aufträge fürs Ausstellungshotel der Mustermesse 1930 und die ebenfalls neoklassizistischen Formen verpflichtete Reformierte Kirche in Allschwil[6] 1931/1932 hinzu. Das Basler Stadtcasino am Barfüsserplatz, nach einem Entwurf von Brodtbeck 1934 geplant, wurde von Kehlstadt, von Brodtbeck und Bohny gemeinsam mit Bräuning, Leu, Dürig 1942 gebaut.[7] Bereits 1937 wurde der Schweizer Pavillon für die Kleine Weltausstellung in Paris 1937, ein Bau der gemässigten Moderne, vom Büro gebaut.[8][9] Bräuning und Leu waren über zahlreiche Kommissionen an der Basler Städtebauentwicklung beteiligt, so am Hochbaugesetz von 1939 und dem Zonenplan. Während diese beiden das Büro organisatorisch führten, war Dürig entwerfender Architekt, der sich im Heimatschutz und der Kunstkreditkommission engagierte. Ende der 1930er Jahre entstanden auch die Taubstummenanstalt Riehen[10] und während des Zweiten Weltkriegs zusammen mit Ernst und Paul Vischer sowie Hermann Baur das Bürgerspital[11], einem der grossen Spitalbauten seiner Zeit.[12] Nach 1945 folgten die Druckerei des VSK, nachmalig Coop,[13] ein Werkgebäude für Sandoz und zusammen mit Alfred und Karl Doppler sowie Seeger von 1948 bis 1950 Zeilenbauten in der Wohnsiedlung am Kannenfeld.[14] Aber auch die kleinere Bauform findet in der Fachwelt Beachtung: Das Augustheft der Fachzeitschrift Das Werk von 1947 beschreibt das Tessiner Ferienhaus eines der Architekten,[15] das Dezemberheft desselben Jahres, ganz dem Ladenbau gewidmet, rezensiert zwei Ladenausbauten des Büros in Basel.[16] In den 1950er Jahren folgten Geschäftshäuser in Basel, rund um den Aeschenplatz: Der Aeschenhof von 1952 und das Bürogebäude Pax vom selben Jahr (1995 abgebrochen), das Wohn- und Geschäftshaus Drachen von 1956 bis 1958. Im Zentrum der Aufmerksamkeit standen allerdings die Frachtumschlaggebäude am Rheinhafen[17] und die Umgestaltung des Basler Zoos mit dem Neubau des Elefantenhauses[18]. Zu den späten Werken des Büros – Hans Leu war ja 1954 verstorben – gehörten die Allgemeine Gewerbeschule (zusammen mit Hermann Baur), deren Wettbewerb zwar bereits 1941 entschieden wurde,[19] das aber erst im Jahre 1961 fertiggestellt wurde, städtebaulich eine zeitgenössische Erweiterung des barocken Sandgrubengutes[20] und zuletzt die Handwerkerbank in der Aeschenvorstadt.[21] Werkliste (Auswahl)
Literatur
Fussnoten
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