Blaugrüne Binse

Blaugrüne Binse

Blaugrüne Binse (Juncus inflexus)

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Binsengewächse (Juncaceae)
Gattung: Binsen (Juncus)
Art: Blaugrüne Binse
Wissenschaftlicher Name
Juncus inflexus
L.

Die Blaugrüne Binse (Juncus inflexus), auch als Graugrüne Binse bezeichnet, ist eine Pflanzenart in der Gattung Binsen (Juncus) innerhalb der Familie der Binsengewächse (Juncaceae). Kennzeichnend für diese Binse ist die grau- bis blaugrüne Färbung ihrer borstlichen Stängel und Blätter.

Beschreibung

Illustration aus Sturm
Rhizom
Längsschnitt des Stängels mit Mark
Blütenstand (Spirre)
Blütenstand
Fruchtstand

Vegetative Merkmale

Die Blaugrüne Binse ist eine ausdauernde, krautige Pflanze. Sie erreicht eine durchschnittliche Wuchshöhe bis zu 80 Zentimetern, kann aber von 40 bis zu 120 Zentimeter hoch werden.[1] Sie bildet dichte Horste. Die Stängelbasis ist von schwarzbraunen, glänzenden und spreitenlosen Blattscheiden umgeben. Die drehrunden grau- bis blaugrünen Stängel wachsen starr aufrecht. Sie sind besonders unter dem Blütenstand mit 12 bis 16 Längsrippen und nur mit einem den Blütenstand überragenden Blatt versehen. Daher erscheinen die Blütenstände seitenständig. Die Stängel sind von einem schwammigen, gekammerten Mark erfüllt.

Generative Merkmale

Die Blütezeit erstreckt sich von Juni bis August. Der bis zu 5 Zentimeter lange Blütenstand ist eine lockere, vielblütige ungestielte Spirre. Die Spirrenäste werden bis 5 Zentimeter lang.[1] Die sechs Perigonblätter werden zwischen 2,5 und 4 Millimeter lang. Sie sind schmal eiförmig und starr zugespitzt, rotbraun mit schmalem hellem Hautrand und tragen einen grünen Mittelstreifen.[1] Die äußeren Blütenhüllblätter sind etwas länger als die inneren.[1] Die 6 Staubblätter sind etwa halb so lang wie die Blütenhülle. Die Staubbeutel sind 0,8 bis 1 Millimeter lang und so lang oder 1,5 mal so lang wie die Staubfäden.[1] Der Griffel ist 0,5 Millimeter lang und trägt aufrechte, 0,8 bis 1,5 Millimeter lange purpurrote Narben.[1] Die Kapselfrucht ist dreikantig-eiförmig bis dreikantig-ellipsoidisch, stachelspitzig, 3 bis 4 Millimeter lang und überragt die Blütenhülle meist. Sie ist dunkelbraun bis kastanienbraun und glänzend.[1] Die Samen sind schief eiförmig, rostfarben, 0,5 Millimeter lang und netzig skulpturiert.[1]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 40.[2]

Ökologie

Der Blattfloh Livia juncorum verursacht durch einen Stich die Bildung von dichten Blattbüscheln auch aus den Blütenständen.[1]

Verbreitung und Standort

Die Blaugrüne Binse ist in Europa, nach Norden bis Schottland und Schweden, verbreitet. Ferner kommen Populationen in Nord- und Südafrika sowie im gemäßigten und tropischen Asien vor. Die Binse ist in Australien, Neuseeland und Nordamerika eingebürgert. In Europa fehlt sie nur in den Ländern Norwegen, Island, Spitzbergen und Moldau und ist in Finnland ein Neophyt.[3]

Die Blaugrüne Binse wächst in Mooren, auf feuchten Weiden, in Feuchtwiesen, an Wegrändern und in Waldschlägen auf feuchten, nährstoff- und basenreichen Lehm- und Tonböden. Sie ist eine Charakterart des Mentho-longifoliae-Juncetum -inflexi.[2] Sie ist ein Anzeiger für Bodenverschlämmung und Staunässe.[1]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4w+ (sehr feucht aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 3 (montan), Nährstoffzahl N = 4 (nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental), Salztoleranz = 1 (tolerant).[4]

In den Allgäuer Alpen steigt sie im Ziebelmoos nordwestlich Rohrmoos in Bayern in eine Höhenlage von bis zu 1420 Metern auf.[5]

Systematik

Die Erstbeschreibung von Juncus inflexus erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum Tomus 1, S. 326.[6] Synonyme für Juncus inflexus L. sind Juncus glaucus Sibth., Juncus glaucus Ehrh. ex G. Gaertn. & al., Juncus longicornis Bastard, Juncus elatus Steud., Agathryon inflexum (L.) Záv. Drábk. & Proćków und Juncus tenax Banks & Sol. ex Sm.[3][7]

Es werden zwei Unterarten unterschieden:[8]

  • Juncus inflexus subsp. brachytepalus (Trautv. ex V.I.Krecz. & Gontsch.) Novikov (Syn.: Agathryon inflexum subsp. brachytepalum (Trautv. ex V.I.Krecz. & Gontsch.) Záv.Drábk. & Proćków) mit orangeroten unteren Blattscheiden, am Grund bis 1 cm dicken Stängeln und Kapseln, die die Blütenhülle deutlich überragen.[9] Ihr Verbreitungsgebiet reicht von Zentralasien bis Zentralchina.[8]
  • Juncus inflexus L. subsp. inflexus, mit mehr oder weniger dunkel kirschroten unteren Blattscheiden, am Grund nur 3 bis 5 mm dicken Stängel und Kapselfrucht, die etwa gleich lang wie die Blütenhülle ist.[9] Ihr Verbreitungsgebiet entspricht abgesehen von Lücken in Zentralasien dem der Gesamtart.[8]

Quellen

Literatur

  • Jürke Grau, Bruno P. Kremer, Bodo M. Möseler, Gerhard Rambold, Dagmar Triebel: Gräser. Süßgräser, Sauergräser, Binsengewächse und grasähnliche Familien Europas (= Steinbachs Naturführer). Neue, bearb. Sonderausgabe Auflage. Mosaik, München 1996, ISBN 3-576-10702-9.
  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 7., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1994, ISBN 3-8252-1828-7.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j Dietrich Podlech: Familie Juncaceae. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage, Band II, Teil 1. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1980, ISBN 3-489-54020-4, S. 356, 364–365.
  2. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. Seite 148. ISBN 3-8001-3131-5.
  3. a b Source: 2010: World Checklist of Selected Plant Families (2010), copyright © The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew. Datenblatt Juncus inflexus In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  4. Juncus inflexus L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 23. November 2023.
  5. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 298.
  6. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 1, Impensis Laurentii Salvii, Holmiae 1753, S. 326, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D1%26issue%3D%26spage%3D326%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D
  7. The International Plant Names Index. [1]
  8. a b c Juncus inflexus. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 9. März 2013.
  9. a b V. I. Krechetovich, N. F. Goncharov: Juncus. In: B. K. Schischkin (Hrsg.), N. Landau (Übers.): Flora of the U.S.S.R. Volume III. Israel Program for Scientific Translations, Jerusalem 1964, S. 402, 433 (engl.; russ. Original: Izdatel'stvo Akademii Nauk SSSR, Moskau-Leningrad 1935, S. 509, 547) Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fpage%2F30059411%23page%2F464%2Fmode%2F1up~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
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